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Modulare Terrain-Systeme und Dungeons

Ab in den Dungeon!

Womit verbringen viele ihre Freizeit am liebsten? Na klar, mit dem Hinabsteigen in dunkle, gefährliche Gemäuer, welche doch bitte jedes Mal neue Gefahren bieten sollen. Wir erwarten nicht nur von der Story oder den Begegnungen überraschende Wendungen, auch die Umgebung soll sich natürlich verändern, nicht jeder Dungeon soll gleich aussehen, wer Skyrim gespielt hat, versteht was ich meine ?

Eine der liebsten Beschäftigungen eines DMs ist es, neue Orte für die tapferen Abenteurer  auszugestalten. Natürlich spielen unserer Geschichten nicht ausschließlich in dunklen Gewölben unterhalb der Erde, aber irgendwie verbreiten sie doch eine andauernde Faszination, weshalb ich mich in diesem Bericht nicht ausschließlich, aber insbesondere diesen faszinierenden Orten und deren Darstellung auf dem Tisch widmen möchte.

Spielt man ohne visuelle Umsetzung wirklich nur mit Stift und Papier, sind der Fantasie sowieso keine Grenzen gesetzt. Was aber wenn man die schönen oder schaurigen Umgebungen auch visualisieren möchte, und dies natürlich jedes Mal auf eine andere Art. Es gibt verschiedene Möglichkeiten einen Dungeon, eine Ruine, eine zerstörte Stadt oder ähnliches darzustellen. Man kann einen Dungeon aufmalen, sich eine tolle Vorlage aus dem Internet oder einem Quellenbuch ziehen oder man stellt ihn plastisch dar.

Ich möchte mich heute auf die modularen Möglichkeiten konzentrieren, einen Dungeon (oder auch andere Spielumgebungen) darzustellen, da mich das Thema aktuell beschäftigt. Für unsere D&D Gruppe habe ich länger nach einem für uns geeigneten modularen (Dungeon-) System gesucht, und wie die meisten wohl wissen, kann man hier ordentlich Geld lassen. Das System sollte also gut überlegt angeschafft werden, und ich lasse euch hiermit an meiner Recherche bzw. meinen Erkenntnissen und Meinungen teilhaben.

  • Bedruckte Spielplanteile
  • Plastische Terrain-Systeme
  • DIY Terrain

 

Bedruckte Spielplanteile

Brettspiel-Bodenteile

Die erste Alternative, und auch die, die ich bisher meistens in unseren D&D Runden verwendet habe, sind die Brettspielbodenteile von diversen Dungeoncrawlern. Da wir uns sowieso gerne in Dungeons aufhalten, bietet mein Schrank da auch eine recht große Auswahl, meist verwende ich die Bodenteile von Descent 1, da diese schön standardisiert sind und ich einzelne Bodeneffekte zusätzlich nach Wunsch oben auflegen kann. Die Bodenteile der Dungeons & Dragons Adventure Games bieten sich natürlich auch sehr an. Zudem können solche 2-D Teile natürlich auch selbst erstellt werden. Online kann lassen sich viele verschiedene Vorlagen finden.

Vorteil: Ich habe sie eh im Schrank und sie sehen meist sehr schön aus. Nachteil: die meisten Spieler kennen die Teile schon in und auswendig und ich bin an deren spezifische Form und Ausgestaltung gebunden. Zudem muss ich vor dem Spielen sämtliche Brettspielboxen öffnen, um passende Teile heraus zu sortieren.

Dungeon Tiles (WotC)

Wizards oft he Coast haben ebenfalls standardisierte Bodenteile herausgebracht, die „Dungeon Tiles Master Sets“. Die Dungeon Tiles Master Sets gibt es in verschiedenen Ausführungen, wie zum Beispiel The Dungeon, The City, The Wilderness. Jede Box bietet eine große Menge unterschiedlicher, zweiseitig bedruckter Bodenteile. Ich nutze die Teile sehr gerne in unseren Runden, da die Teile bereits ein Raster aufgedruckt haben und sie beliebig miteinander kombinierbar sind. Insbesondere die kleineren spezifischen Teile sind als Requisiten sehr nützlich.

 

Map-Packs

Für Rollenspiele gibt es auch fertige Karten oder Kartenteile zu kaufen. Von GameMastery gibt es beispielsweise die Pathfinder: Map Pack Reihe. Die sind kleinere rechteckige Kartenteile, die meist etwas spezifischer sind. Ich habe sie bisher nie genutzt, da die Teile mir persönlich zu klein und meist zu spezifisch sind.

Dry Erase

So schön die fertigen Karten und Spielplanteile anzusehen sind, so unflexibel sind sie oft. Das Problem der zuvor genannten Bodenteile ist deren Gebundenheit an ein spezifisches Setting und der daraus resultierende große Bedarf, um möglichst viele Abenteuer abzudecken.

Eine Möglichkeit dieser Problematik zu entgehen ist es, die Umgebung selbst aufzumalen. Hierfür eignen sich beispielsweise die Pathfinder-Flip-Mats, die beidseitig mit unterschiedlichem Hintergrund bedruckt sind und mit Dry Erase Markern beliebig bemalt werden können. Eine Spielsitzung kann man so entweder vorbereiten, oder auch während des Erkundens weiter zeichnen. Ich verwende sie in meinen D&D Runden gerne, insbesondere auch als Untergrund, um weitere Teile obenauf zu legen, sodass ich auch bei Bedarf Zusatzinformationen aufschreiben kann.

Viel praktischer finde ich jedoch die Dry Erase Dungeon Tiles von Role4Initiative. Diese Bodenteile können wie Puzzleteile ineinandergesteckt werden und sind beidseitig beschichtet und somit mit Dry Erase Markern beschriftbar. Ich bin ein großer Fan dieser Teile und nutze sie sehr gerne, da ich schon vor Beginn der Partie Dinge säuberlich aufmalen kann, ohne dabei etwas, wie bei der Flipmat, direkt zu Spielbeginn preisgeben zu müssen. Während die Abenteurer erkunden, kann ich weitere Teile anlegen, bei Bedarf auch schnell etwas ergänzen und bin auch flexibel was das Setting und die Umgebung angeht. Die Teile lassen sich übrigens ohne Widerstand zusammenstecken und leicht abwischen. Eine ganz klare Empfehlung meinerseits.

 

Plastische Terrain-Systeme

Dwarven Forge

Wer bereit ist für das Hobby einen größeren Betrag auszugeben, kann seinen Spieltisch mit ganz besonderer visueller Unterstützung versehen. Das wohl bekannteste modulare Dungeon-System stammt von Dwarven Forge. Dwarven Forge bietet eine große Auswahl modularer (Dungeon-) Teile, diese können entweder bemalt oder unbemalt bezogen werden. Ein Terrain aus Dwarven Forge Teilen ist unheimlich eindrucksvoll und ich staune immer wieder über die Kunstwerke auf fremden Tischen. Die Teile werden in verschiedenen Sets verkauft, jedoch sind bereits die unbemalten Basis-Sets nicht gerade erschwinglich. Wer dann noch außergewöhnliche Accessoires wünscht muss noch tiefer in die Tasche greifen. Mir gefallen die Dwarven Forge Teile unheimlich gut. Doch wer größere Spielflächen damit errichten will wird einige der Sets benötigen, denn ein Basis-Set reicht gerade mal aus, um einen mittelgroßen Raum zu bauen, und das ohne Schnick-Schnack. Hinzu kommt, dass die Aufbewahrung und der Aufbau eines solchen Systems viel Platz und Zeit benötigt. Wer aber Interesse an den Dwarven Forge Sets hat sollte ab 11. Juni mal bei Kickstarter reinsehen. Dwarven Forge hat bereits eine neue Kickstarter Kampagne angekündigt, Dungeon of Doom, und die ersten Fotos wirken vielversprechend. Sollte die Kampagne gut laufen kommt man auch durch die Stretch Goals schätzungsweise verhältnismäßig „günstig“ weg.

Forgotten Halls

Ein ähnlich schickes modulares System ist Forgotten Halls von Manor House Workshop, welches jedoch bisher noch nicht zum Verkauf steht. Die einzelnen Teile von Forgotten Halls lassen sich nicht nur für einen besseren Halt zusammenstecken, sondern bieten zudem die Möglichkeit in die Höhe zu bauen, um zum Beispiel mehrere Stockwerke einer Ruine abzubilden. Zudem sind die Bodenteile und auch die Türen des Systems variabel und lassen sich mit nur wenigen Handgriffen umwandeln. Man benötigt daher nicht ganz so viele verschiedenartige Teile wie bei Dwarven Forge, um möglichst viele unterschiedliche Szenarien darzustellen. Auf Rückfragen bei Manor House Workshop konnte ich erfahren, dass Forgotten Halls ebenfalls 2017 eine Kickstarter Kampagne plant. Ich werde die Augen offen halten, denn das Design und das Konzept der Forgotten Halls sind vielversprechend.

Dunkelstadt

Auch aus Deutschland gibt es ein modulares Dungeon System: Dunkelstadt. Dunkelstadt wird von Ziterdes produziert und war ursprünglich als eigenständiges Spiel geplant, eine Beta-Version der damaligen Spielregeln existiert ebenfalls. Dunkelstadt hat sich jedoch auch ohne eigene Regeln als modulares System bewährt. Die große Fülle an bereits erschienen Modulen lässt da kaum einen Wunsch offen, und es werden auch immer wieder neue Module und Zubehörteile erscheinen, wie beispielsweise die noch relativ neue Geheimtür. Thommy (Thomarillion) verriet mir, dass dieses Jahr noch mindestens vier weitere Artikel für Dunkelstadt erscheinen werden: Ein größeres Höhlen-Modul, zwei Teile, die es ermöglichen Wasser/Kanäle ins Spiel zu integrieren und eine weitere Mauer/Tür. Was mir an diesem System besonders gefällt ist die Variabilität des Materials. So sind nicht nur die einzelnen Module variabel zusammensetzbar, sondern können auch manuell nachbearbeitet werden. Die Teile sind aus Hartschaum, sind daher robust und zugleich extrem leicht und können einfach mit einem Cutter nachmodelliert werden. Eine versteckte Treppe oder Fallen unterhalb des Gewölbebodens? Kein Problem! (Hier in diesem Video ab 1:55 wird es bestens illustriert). Dunkelstadt hat allerdings nicht nur einzelne Module im Angebot, sondern gar eine fertige Taverne, das Twilight Inn. Mein persönliches Lieblingsmodul ist aber eindeutig der Drehraum! ?  Auch bei Dunkelstadt braucht man Platz, um die Teile zu lagern, die Teile an sich sind jedoch schön leicht. Meiner Meinung nach eignet sich das System nicht nur für Rollenspiele sondern auch besonders gut für Skyrmish Tabletops. An dieser Stelle noch einmal ein Danke an Thommy für den freundlichen Kontakt und die Beantwortung all meiner Fragen ?

 

DIY Terrain

Für die ganz fleißigen bieten die folgenden Optionen eine deutlich günstigere Alternative zu z.B. Dwarven Forge.

Hirst Arts

Wer lieber etwas Geld spart und auch Spaß am Bau eigener Gebäude und Gemäuer hat sollte unbedingt einen Blick auf Hirst Arts werfen. Hirst Arts stellt Silikon Formen her, mit deren Hilfe man sich einzelne Steine gießen kann. Die einzelnen Steine lassen sich dann beliebig zusammenkleben und bemalen. Es gibt Gussformen für Dungeons, gothische Gebäude, Burgen, Bodenplatten und sogar Formen um Sci-Fi Gelände zu bauen. Auf der Homepage stehen Erklärungen und Erläuterungen bereits, für all jene, die nun ins Bastelfieber geraten. Ich habe zum Beispiel ein Hirst Arts Set für Descent 1. Alle Bodenteile von Descent 1 wurden hier nachgebildet, sodass wir unser liebstes Brettspiel noch etwas atmosphärischer genießen können (Und nein ich habe das nicht selbst gebastelt, sondern mal bei Ebay ersteigert. An dieser Stelle: Super Arbeit, wir spielen sehr gerne damit! ? ).

Fantasystones

Wer sich die Steine nicht selbst gießen will wird vielleicht bei Fantasystones fündig. Fantasystones bietet bereits fertige Sets aus Gips Steinen, Fliesen, Ziegeln etc.  mit Aufbauanleitung zum Selbstzusammenbauen. Unter den Bausätzen findet sich auch ein riesiger modularer Dungeon, der für alle bekennenden Dungeon Crawler interessant sein dürfte!

Papercraft

Und wer zwar gerne bastelt, aber Papier den Steinen vorzieht, der kann zum Beispiel bei Fat Dragon Games Papercraft Vorlagen zu einem wirklich erschwinglichen Preis erstehen.

Was ich jetzt in all den Optionen etwas vernachlässigt habe ist der 3D Druck. Das liegt ganz einfach daran, dass ich keinen 3D-Drucker besitze und 3D-Vorlagen für mich daher aktuell uninteressant sind. Aber auch hier gibt es mittlerweile eine riesige Auswahl an modularen Terrain-Teilen zum selbst Ausdrucken.

Granit-Jenga

Zum Abschluss noch eine Option, die ich neulich in einer Facebook-Gruppe entdeckt habe. Jemand hat ein Jenga-Set mit Granit-Spray eingesprüht und die Steine ganz einfach als Mauerwerk benutzt. Eine wirklich einfache und günstige Art und Weise einen Dungeon dazustellen. Ich war begeistert!


Persönliches Fazit

Bei all diesen Optionen fiel es mir wirklich nicht leicht die passende für mich und meine Spielrunden zu finden. Für meine langfristigen D&D Kampagnen nutze ich wohl am liebsten die Dry Erase Dungeon Tiles, da sie flexibel sind, wir in den langen Kampagnen eben nicht nur Dungeons erkunden und ich sie überall mit hin nehmen kann. Wenn es thematisch passt und wir bei mir zuhasue spielen kommen acuh gerne mal die Brettspielteile zum Einsatz. Für Dungeon Crawl Classics (übrigens meine neuste Entdeckung und Liebe auf den ersten Blick) Abenteuer wünschte ich mir ein solch schickes modulares System wie Dwarven Forge oder Forgotten Halls und werde daher die Kickstarter Kampagnen ganz genau studieren. Und für Tabletop-Gefechte à la Frostgrave oder Mordheim gefällt mir das Dunkelstadt-System besonders gut. Da ich selbst nicht besonders handwerklich begabt bin und auch nicht über ein großes Maß an Geduld verfüge habe ich selber-bastel Optionen für mich mal ausgeklammert ?

 

 

Ines

Ich bin Ines, 34, und bin seit vielen Jahren eine absolute Vielspielerin. Meine liebsten Spiele fallen fast alle in die Kategorie Ameritrash und stellen entweder Miniaturen oder eine Menge Karten in den Mittelpunkt. Meine Favoriten sind Spiele wie Shadows of Brimstone, Kingdom Death. Twilight Imperium, Runewars, oder Descent 1. Wenn ihr Fragen, Wünsche für zukünftige Berichte oder Anregungen habt könnt ihr euch gerne an mich wenden: Ines@Boardgamejunkies.de

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