Ein Feuerwehrbrettspiel. Das klingt neben all den üblichen Kickstarter-Themen wie Fantasy, Zombie, Sci-Fi oder Stadt-Land-Insel-Fluss zunächst einmal etwas langweilig und unspektakulär. Irgendwie hatte ich spontan Bilder von Tatütata-Sirenen, Feuerwehrautos, Wasserschläuchen und Katzen auf Bäumen im Kopf.
Doch schon der erste Blick auf das Game Setup deutete an, dass hier ein durchaus interessantes Spiel mit bodenständiger und realistischer Thematik auf den Tisch kommt. Ihr kennt die Momente, in denen man auf Grund eines Game Setups eine spontane Kaufentscheidung trifft? Das hier war so einer …
Denn (fast) das gesamte Spielgeschehen findet IN einem brennenden Gebäude statt, indem sich das Feuer immer weiter ausbreitet, Explosionen & Verpuffungen stattfinden und man ganz nebenbei noch irgendwie Überlebende retten muss. Ich mag ja eigentlich keine Anglizismen, aber ich glaube in diesem Falle wird das Englisch der Sache einfach gerechter: A firefighting board game.
Spielkomponenten
Die folgenden Spielkomponenten kommen im Spiel zum Einsatz und werden deshalb hier kurz erläutert. Komponenten die mit einem Stern (*) gekennzeichnet sind, sind Bestandteil der erweiterten Spielvariante.
Das Spielbrett
Das doppelseitig bedruckte Spielbrett hat auf beiden Seiten einen jeweils anderen Hausgrundriss um mehr Abwechslung zu gewährleisten. Jedes Spielbrett ist in 8×10 Felder eingeteilt – 6×8 Felder die das Haus darstellen sowie eine Reihe Felder um das ganze Haus herum. Den 6×8 Feldern des Hauses sind auf den Achsen jeweils die Würfelwerte des sechsseitigen und des achtseitigen Würfels zugeordnet. Diese Koordinaten werden beim Ausbreiten des Feuers und der Verteilung der Marker genutzt. Hierbei wird mit beiden Würfeln gewürfelt und das entsprechende Feld ermittelt.
Die Spielfiguren & Spielerkarten
Bis zu sechs Spieler können jeweils eine (oder mehr) der farbigen Figuren steuern. Zu jeder Figur gehört noch eine Spielerkarte in der entsprechenden Farbe.
Spezialistenkarten*
Den Spielern stehen acht Spezialisten der Feuerwehr zur Verfügung aus denen sie sich jeweils einen aussuchen dürfen. Jeder Spezialist bringt dem Spieler einen Vorteil bei bestimmten Aktionen. Die abgebildeten Spezialisten stehen zur Auswahl.
Übersichtskarten
Für jeden Spieler gibt es jeweils eine Übersichtskarte mit dem Spielablauf (Vorderseite) und den Kosten pro Aktion (Rückseite).
Die Würfel
Ein sechs- und ein achtseitiger Würfel zum Erwürfeln von Feldkoordinaten.
Die Marker
Feuer-/Rauchmarker dienen zur Darstellung des Feuers auf dem Spielplan. Auf jeden Marker findet sich ein Feuer- und ein Rauchsymbol auf der Vorder- bzw. Rückseite.
Brandherdmarker * stellen immer wieder aufkeimende Brandherde dar. Trifft man bei der Feuerausbreitung ein Feld mit Brandherd, so muss das Feuer ein weiteres Mal ausgebreitet werden und ein neuer Brandherdmarker gesetzt werden. Es können maximal so viele Brandherdmarker neu ins Spiel kommen wir auf den goldenen Feldern des Spielbretts ausliegen.
Gefahrstoffmarker * lösen eine Explosion aus, sobald sie mit Feuer in Berührung kommen. Sie können wie eine Person aufgenommen und aus dem Haus getragen werden.
Schadensmarker dienen zur Darstellung von Schäden an den Wänden. Jeder Wandabschnitt kann 2 Schaden nehmen und gilt danach als zerstört – dh sowohl die Figuren als auch das Feuer können nun ungehindert durch. Sind alle 24 Schadensmarker auf dem Spielfeld, so ist das Haus zerstört und die Spieler haben verloren.
Aktionsmarker bekommt ein Spieler am Ende seines Zuges, wenn er noch Aktionspunkte übrig hat. Bis zu 4AP darf er mit in die nächste Runde übernehmen.
Einsatzmarker stellen die zu rettenden Personen/Haustiere (oder leere Fehlalarme) dar. Erst beim Betreten des Feldes darf der Spieler den Einsatzmarker umdrehen.
Heilungsmarker * kommen nur mit dem Spezialisten Rettungssanitäter zum Einsatz. Versorgt ein Rettungssanitäter eine Person, wird dies durch einen Marker dargestellt. Diese Person kostet beim Hinausbegleiten nur noch 1AP.
Türen – Sie werden geschlossen an den auf dem Spielplan vorgesehenen Stellen platziert. Das Öffnen sowie das Schließen einer Tür kostet 1AP. Wird eine Tür beschädigt wird sie vom Spielbretts genommen – die Tür gilt nun als zerstörte Wand.
Fahrzeuge * Die Marker für den Krankenwagen und das Feuerwehrauto stehen außerhalb des Gebäudes auf ihren Parkplätzen und warten auf Ihren Einsatz. Im Krankenwagen müssen alle geretteten Personen abgeliefert werden. Der Krankenwagen kann jederzeit vom aktiven Spieler für 2AP auf den nächst möglichen Parkplatz gefahren werden – die Spielfigur muss dafür nicht im Auto sitzen. Will man das Feuerwehrauto bewegen kostet das ebenfalls 2AP und man muss auf einem der Felder stehen auf denen das Auto steht. Außerdem kann man für 4AP den Löschmonitor des Fahrzeugs zum Löschen verwenden – dies wird ähnlich abgehandelt wie das Ausbreiten von Feuer.
Das Spielmaterial ist für die angesetzte Preisklasse ordentlich. Die Pappmarker sind durchweg alle stabil und bisher ohne Farbabrieb – hier muss der Langzeittest zeigen wie sich das weiter verhält. Lediglich die Marker für die Brandherde sind etwas zu klein ausgefallen und können auf dem Spielbrett (oder auch daneben) schnell untergehen. Die Karten könnten etwas dicker sein – da man diese aber nicht als Handkarten nutzt ist das eher zweitrangig.
Das Spielbrett ist sogar etwas dicker als der Durchschnitt und so stabil, dass man keine Angst haben muss wenn mal eine Seite des Spielbretts mit etwas Schwung ausklappt. Die Plastikfiguren der Feuerwehrmänner sind nett gestaltet, stabil und geben dem Spielbrett nochmal eine extra Brise Flair. Die Plastikquader für die Schadensdarstellung der Wände sind sogar gehobener Brettspielstandard. Loben muss ich die Anleitung, die nicht nur gut strukturiert ist, sondern auch alle Spielsituationen gut erklärt und bei Bedarf mit Abbildungen erläutert. Alles in allem gibt es gutes Material für diese Preiskategorie.
Spielsetup
Das Spiel kann in zwei Varianten gespielt werden. In der vereinfachten Variante werden alle oben mit * gekennzeichneten Spielkomponenten weggelassen. Da es mir um die vollständige Beschreibung des Spiels geht, werde ich im weiteren Verlauf die vollständige Variante des Spiels beschreiben.
In der Mitte liegt das Spielbrett, das zunächst mit Markern gefüllt wird. Es werden Türen, Opfer- und Schadstoffmarker platziert, sowie initiale Explosionen durchgeführt und Brandherde gesetzt – dieses Prozedere kann je nach Spieleranzahl variieren und wird durch Würfeln der einzelnen Koordinaten durchgeführt.
Jeweils ein Feuerwehrauto und einen Krankenwagen setzt man dann auf die dafür vorgesehen Felder außerhalb des Hauses. Danach setzt noch jeder Spieler seine Figur auf eines der Felder außerhalb des Hauses und dann kann’s los gehen. Es geht um Leben und Tod!
Spielablauf
Die Spielerzüge werden wie üblich im Uhrzeigersinn ausgeführt. Ein Spielerzug besteht aus Aktionsphase, Feuerausbreitung und Markerauffrischung.
Die Spieler können sich in Ihrer Aktionsphase mit Hilfe von Aktionspunkten bewegen (1AP freies Feld, 2AP durch Feuer), Türen öffnen (1AP), Wände einschlagen (1AP), Personen tragen (2AP), Fahrzeuge bewegen (2AP) und natürlich Feuer löschen (1AP für Rauch, 2AP für Feuer, 4AP Löschmonitor). Die Anzahl der Aktionspunkte jedes Spielers hängt von dem gewählten Spezialisten ab. Maximal vier nicht genutzte Aktionspunkte können in die nächste Runde mitgenommen werden – hierfür nimmt er sich die entsprechende Anzahl Aktionsmarker aus dem Vorrat.
Grundsätzliches Ziel der Spieler ist es, die entdeckten Personen aus dem Haus zum Krankenwagen (oder den Krankenwagen zur Person) zu bringen. Personen tragen kostet 2AP pro Feld und Sie können nicht durch Feuer getragen werden – alleine durch diesen Umstand ergeben sich genügend verzwickte Situationen, in denen man entscheiden muss ob man nun das Feuer löscht, oder etwa den Umweg durch die Wand in ein Nachbarzimmer wählt oder man AP aufspart um in der nächsten Runde den großen Lauf anzusetzen.
Hat ein Spieler seine Aktionsphase beendet, wird die Feuerausbreitung durch Erwürfeln des Koordinatenfeldes vorgenommen. Hierbei kann es zu Explosionen und Verpuffungen kommen durch die sich das Feuer schnell ausbreitet und Wände und Türen im Haus zerstört. Trifft die Ausbreitung ein Feld mit einem Brandherdmarker lodert das Feuer noch einmal auf. Danach werden eventuell zu ersetzende Opfermarker – ebenfalls durch Würfeln – ergänzt (hiervon müssen immer drei auf dem Spiefeld sein).
Nun beginnt der Zug des nächsten Spielers.
Das Spiel endet siegreich für die Spieler sobald sie sieben Personen aus dem Haus gerettet und zum Krankenwagen gebracht haben. Das Spiel gilt als verloren, sobald das Haus einstürzt (alle 24 Schadensmarker verbraucht sind) oder vier Personen im Feuer umgekommen sind.
Feuerausbreitung
Da die Feuerausbreitung ein Kernbestandteil des Spieles ist will ich die Mechanik hier an Hand eines Beispiels kurz erläutern. Es zeigt auch wie schnell das Feuer mit nur einer Ausbreitungsrunde um sich greifen und welche Dynamik damit aufkommen kann.
1. Ausgangssituation
In der Ausgangssituation befinden sich ein Brandherd und ein Feuer, eine Person und ein Gefahrenstoff. Nehmen wir an ein Spieler hat gerade seinen Zug beendet und die Feuerausbreitung muss vorgenommen werden…
2. Erster Wurf für die Ausbreitung: 1 – 2
Da auf dem Feld bereits ein Feuermarker liegt, kommt es zur Explosion: es wird jeweils ein Feuermarker auf die benachbarten Felder gelegt, die Wand bekommt stattdessen einen Schadensmarker, der Auftragsmarker muss entfernt werden. Da ein Feld mit einem Brandherdmarker getroffen wurde, muss noch ein weiterer Ausbreitungswurf vorgenommen werden.
3. Zweiter Wurf für die Ausbreitung: 3 – 2
Auf diesem Feld wird nun ebenfalls eine Explosion durchgeführt: ein Feuermarker und ein Brandherdmarker werden auf das gewürfelte Feld gelegt, jeweils ein Feuermarker auf die benachbarten Felder. Die Tür wird stattdessen zerstört und nach oben verpufft das Feuer bis es auf ein leeres Feld bzw. eine Wand trifft und dort einen Feuermarker bzw. einen Schadensmarker hinterlässt. Durch diese Explosion wird der Gefahrenstoff in Brand gesetzt und es kommt zu einer dritten Explosion …
4. Gefahrenstoffexplosion
Links daneben wird ein Feuermarker platziert, nach oben wird ein Feuermarker auf das nächste freie Feld platziert und die beiden Wände bekommen jeweils einen Schaden. Dieses Beispiel zeigt, wie schnell in einer Runde ein kompletter Raum in Feuer aufgehen kann …
Fazit zu Flash Point
Ich habe etwas anderes erwartet aber ich wurde angenehm überrascht. Trotz seiner sehr hohen Glücklastigkeit bereitet das Spiel eine Menge Spaß. Denn dieses sich zufällig ausbreitende und unberechenbare flammende Inferno wird durch die Würfel- und Ausbreitungsmechanik sehr gut und realitätsnah umgesetzt. Insgesamt passen hier Spielmechanik und Thema wunderbar zueinander und wurden atmosphärisch sehr gut im Spiel umgesetzt.
Das Thema stellt ein Kooperations-Szenario schlechthin bereit. Durch die verschiedenen Fähigkeiten der Spezialisten sind die Spieler permanent darauf angewiesen sich abzusprechen und sich nach jeder Feuerausbreitung oder Explosion neu zu ordnen. Durch die richtige Kooperation kann die Spielgruppe schon ein ordentliches Gegengewicht zum Glücksfaktor des Spiels bilden und viele unglückliche Würfe ausgleichen.
Die große Glückslastigkeit ist aber auch ein aufzuführender Kritikpunkt, da diese Art der Spielmechanik nicht für jedermann etwas ist und man durch unglückliches Würfeln spielentscheidende Situationen hervorrufen kann. Dies verbuche ich zwar zum größten Teil unter Realitätsnähe – manchmal nervt es aber doch etwas wenn durch eine Kettenreaktion kurz vor dem Ende das ganze Haus in die Luft jagt.
Das Spiel besitzt keine sehr große Spieltiefe. Die Aktionen sind überschaubar und nach einigen Partien weiß man die einzelnen Spezialisten richtig einzusetzen. Die Einstiegshürde ist dadurch allerdings nicht sehr hoch und ermöglicht auch Gelegenheitsspielern den schnellen Einstieg ins Flammeninferno.
Ich bin mir sicher das Spiel kommt noch einige Male auf den Tisch und ich liebäugle auch bereits mit den Erweiterungen …
Ich gebe dem Spiel insgesamt 4 von 6 Punkten, da hier das Thema und die Spielmechanik wirklich wunderbar in einander greifen und die Einstiegshürde auch für Gelegenheitsspieler gut zu nehmen ist. Wegen der doch sehr hohen Glückslastigkeit und der einfachen Spieltiefe reicht es nicht ganz um ins obere Drittel vor zu stoßen.
Bewertung zu Flash Point
Hallo,
tolle Erklärung!!!
Ein Verwirre ist drin: Im Abschnitt „Feuerausbreitung“ heißt es „3. Zweiter Wurf für die Ausbreitung: 3 – 1“ , es muss aber „3 – 2“ heißen.
Danke, ist korrigiert! :)