Die Adventure Games bringen das Feeling von Abenteuerspielbüchern in das Format eines Brettspiels. Funktioniert das? Ja! Macht das Spaß? Naja!
Als die Adventure Games von Kosmos angekündigt wurden und dazu ein sehr aufwendiges Presseevent abgehalten wurde, war ich sehr gespannt. Ich mag die EXIT-Spiele und ähnliche Systeme wie Unlock!, auch wenn ich aktuell etwas übersättigt an Rätsel Spielen bin. Die Adventure Games versprachen mehr Fokus auf Story und kein Zeitlimit. Wir haben die Monochrome AG zu zweit durch gespielt und Das Verließ angespielt – diese Rezension bezieht sich somit hauptsächlich auf die Monochrom AG.
Die Story (spoilerfrei!)
Die Story der Monochrom AG kommt erwachsen daher, weswegen ich die Altersangabe ab 16 für durchaus gerechtfertigt halte. Es geht um einen großen Chemiekonzern und… mehr kann ich euch nicht erzählen ;). Die Story ist durchaus spannend und wusste zu gefallen. Extremer Pluspunkt war für uns die Kosmos Erklärapp. Diese liest die Texte vor und man muss nur die entsprechende Zahlenkombination eintippen. Das erleichtert das Handling und die Monochrom AG fanden wir super eingesprochen (Das Verließ hingegen nervte uns eher von der Stimme her). So kommt Atmosphäre auf und jeder kann sich voll und Ganz auf das Spiel einlassen.
Die Mechaniken oder: Warum manches als Buch besser funktioniert
Die Mechaniken der Adventure Games wirken teilweise sehr zwanghaft konstruiert und man blickt schnell dahinter. Wir haben in den Adventure Games keinen Zeitdruck. Wir haben so viele Aktionen wie wir wollen bzw. brauchen. Zugreihenfolge etc. ist alles ziemlich egal. Trotzdem muss ich in Aktionen handeln – Wohin laufen, dann ist der nächste Spieler dran, dann Karten tauschen, dann wieder wohin laufen. Spielmechanisch hat es absolut keine Bedeutung. Es verkompliziert die Sache eigentlich nur und wurde von uns schnell weggelassen. Gemeinsames Inventar sowie kein Abzählen von Aktionen, sondern einfach schauen: Komm ich von A nach B? Ja, dann tu ich das jetzt auch. Alles andere ist künstlich konstruiert um den Eindruck eines Brettspiels zu wahren.
Beschränkte Möglichkeiten
Und so schränkt sich das ganze Erlebnis auch in seinen Möglichkeiten ein. Kürzere Texte als in einem Abenteuerspielbuch und generell sogar eher weniger Mechanik, da wir keine Proben oder ähnliches haben. Gut, hier steht Deduktion und Try&Error im Vordergrund, wodurch man auch sagen kann, der Schwerpunkt wird halt anders gesetzt.
Fataler Fehler
Ein redaktioneller Fehler kann dafür sorgen, dass das Spiel zu zweit nicht losbär ist, sofern man sich an die Regeln hält. Das ist fatal und darf einfach nicht passieren, denn es frustet extrem. Und selbst wenn man schummelt um überhaupt weiter spielen zu können, bleibt ein schaler Beigeschmack der das Erlebnis trübt.
Aufteilung in 3 Kapitel
Die Aufteilung macht durchaus Sinn, so das man zwischendurch speichern kann. Empfehlen kann ich es aber nicht. Wenn ihr im Flow seid, dann zockt das Ding auch durch. Ja es kann ca. 3-4 Stunden dauern, aber gerade der letzte Abschnitt ist unberechenbar in seiner Länge. Nach einigem Umhören war zwischen 10 Minuten und 90 Minuten alles dabei und es ist einfach frustrierend, wenn man sich ein drittes Mal für das letzte Kapitel trifft, dieses aber nur 10 Minuten dauert.
Am Ende blieb das Gefühl, dass ein EXIT die besseren Rätsel hat und ein Abenteuerspielbuch die bessere Geschichte. Daher: Nicht aus allem muss ein Hybrid gemacht werden. Für eine gute Geschichte an der ich selbst beteiligt bin, greife ich weiterhin zum Abenteuerspielbuch wie Der Einsame Wolf.