Rezensionen

Rezension: Cultistorm

Cultistorm ist ein kooperatives Spiel, welches in der Welt des H. P. Lovecraft rund um den Cthulhu-Mythos angesiedelt ist. Mittlerweile gibt es solche Spiele ja wie Sand am Meer, aber im Gegensatz zu den Platzhirschen Arkham und Eldritch Horror handelt es sich bei Cultistorm weniger um ein „Story-Spiel“ sondern eher um ein abstraktes „Kartenspiel“ im aufgepimpten Brettspielgewand. Es erinnert eher an Spiele wie Pandemie – da man auch hier einer eher abstrakten Puzzleaufgabe gestellt, die nur kooperativ gemeistert werden kann.

Spielaufbau

Auf dem zentralen Spielbrett werden zufällig fünf Orte verteilt. Zudem kommen Terrorkarten und die ersten Kultisten ins Spiel. Die Spieler erhalten jeweils einen Ermittler und die dazugehörigen Charaktertafeln sowie Kartendecks.

Spielablauf

Das Spiel ist in mehrere Phasen unterteilt:

Kultisten-Phase
In dieser Phase erscheinen neue Kultisten. Hierzu wird die Kultisten-Figur i. d. R. an so vielen Orten vorbeigezogen, wie Spieler dabei sind und jeweils ein Kultist platziert. Sobald vier Kultisten an einem Ort sind, beschwören Sie einen Großen Alten. Sollte bereits ein Großer Alter im Spiel sein „verleibt“ er sich einen Kultisten ein und marschiert auf den Ort zu. Sollte der Große Alte einen Ort erreichen, verlieren die Ermittler sofort das Spiel. Gleiches gilt, wenn – je nach Spieleranzahl – eine gewissen Anzahl an Kultisten vorhanden ist. Danach werden noch die Kultisten-Würfel geworfen und zugeordnet – dazu später mehr.

Update-Phase
In der Update-Phase ziehen die Spieler Karten nach und werfen die Ermittler-Würfel.

Terror-Phase
In dieser Phase wird die Terror-Spielfigur jeweils ein Feld weiter gezogen. Auf der Karte wird dann ein Kristall platziert. Sollten alle auf der Karte vorgegebenen Plätze für Kristalle belegt sein, wird die Karte umgedreht und der (negative) Effekt ausgeführt. Hierbei gibt es eine spezielle Karte, die etwas mehr Kristalle ansammeln kann, die aber auch das Spielende auslöst, sobald sie aufgedeckt wird.

Ermittler-Phase
In der Ermittler-Phase können die Ermittler diverse Aktionen durchführen:
– Einen der Ermittler-Würfel nehmen
– Bewegung
– Suchen
– Die Aktion des jeweiligen Ortes ausführen
– Support-Karten spielen
– Objekte austauschen
– Den Charakter weiterentwickeln
– Ziele für den Kampf auswählen

Kampf-Phase
In der Kampf-Phase werden dann die zuvor ausgewählten Ziele bekämpft. Der Kampf an sich wird überwiegend über die Handkarten gesteuert. Grob gesagt, muss man die Symbole, die auf dem jeweiligen Kultisten aufgedruckt sind, sammeln und an Handkarten, Ermittlerwürfel sowie Unterstützungskarten der anderen Ermittler „ausgeben“. Regelmäßiges Kämpfen ist aufgrund des Kultistenlimits essentiell notwendig.

Versiegelungs-Phase
Hat man im Kampf einen Großen Alten besiegt, kann man den Ort bzw. das Tor an dem Ort direkt versiegeln. Außerdem kann man dies, wenn man entsprechende Trophäen gesammelt und am jeweiligen Tor abgelegt hat.

Letztendlich geht es in Cultistorm darum verschiedene Symbole zu sammeln. Und zwar einerseits für den Kampf, das Versiegeln der Tore sowie das Entwickeln der eigenen Fähigkeiten.

Jeder Kultist – oder auf Große Alte – hat auf seiner Karte bis zu drei (verschiedene) Symbole abgedruckt. Zudem gibt es noch ein „Bonus-Symbol“ welches nur aktiv ist, wenn der Kultist am passenden Ort ist – sprich sich die beiden Symbole decken. Darüber hinaus wird ihm noch das Symbol, welches der Kultisten-Würfel zeigt zugeordnet. So kommt jeder Kultist auf eine „Stärke“ von drei bis fünf Symbolen.

Ein Kampf läuft dann wie folgt ab. Der Ermittler muss auf seinen Handkarten, dem genommenen Ermittlerwürfel sowie evtl. von den anderen Spielern gespielten Support-Karten, die entsprechenden Symbole des bzw. der Kultisten, die er angreift, abgeben können und dann ist der Kampf gewonnen.

Nach einem Kampf erhält der Spieler eine Trophäe – einen Marker des Symbols, welches der Kultist als „Bonus-Symbol“ hatte. Diese Trophäen benötigt man im weiteren Spiel zum Versiegeln von Toren. Hierfür müssen Trophäen des entsprechenden Tores abgegeben werden.

Darüber hinaus kann man durch abgeben von Trophäen seinen Charakter weiterentwickeln. Hierdurch erhält man einerseits neue starke Fähigkeiten – bei jedem Charakter unterschiedlich – als auch einen Versiegelungs-Marker. Nur der Spieler, der den entsprechenden Versiegelungs-Marker hat, kann auch später das dazugehörige Tor versiegeln.

Spielgefühl

Vom Grundsatz her ist Cultistorm ein thematisches Spiel. Durch die Illustrationen und das schön gestaltete Spielbrett kommt gut Stimmung rein. Die Kultisten sorgen für eine permanente Bedrohung, die es einzugrenzen gilt. Während des Spiels tritt das Thema aber durchaus öfter in den Hintergrund. Das Kämpfen erzeugt z. B. kein großes „Kampfgefühl“, wie man es z. B. bei Eldritch oder Arkham Horror erlebt. Hier geht es rein mechanisch eigentlich nur um das Sammeln und Abgleichen von Symbolen, was Cultistorm eher als ein – nicht negativ gemeint – abstraktes und „aufgeblähtes“ Kartenspiel erscheinen lässt. Verbunden mit dem kooperativen Element der Support-Karte kann dieses Abgleichen durchaus mal zur Analyse Paralyse führen, da man schon jede Runde versuchen sollte, möglichst viele Kultisten vom Brett zu befördern.

Was Cultistorm nämlich sehr gut schafft, ist das kooperative Element des Spiels herauszustellen. Man kann zwar durchaus Kultisten alleine besiegen, aber oftmals benötigt man die Unterstützung seiner Mitspieler. Da man ja auch nicht weiß, welcher Spieler welche Karten auf der Hand hat, ist auch das Problem des Alphaspielers nicht gegeben.

Was ich in der Beschreibung noch gar nicht erwähnt habe: viele Aktionen kosten den Ermittlern Insanity, also Wahnsinn. Sammelt ein Ermittler zu viel Wahnsinn an, verlieren die Spieler das Spiel. Gerade die Support-Aktionen kosten aber auch i. d. R. Insanity. Gerade dieses Spiel mit dem Wahnsinn ist ein kleiner Ritt auf der Rasierklinge und echt interessant umgesetzt.

Insbesondere in den ersten Runden fragt man sich schon, wie man das eigentlich schaffen soll. Aber nach ein paar Runden kommt man langsam rein. Man muss Gelegenheiten erkennen und dann entsprechend handeln. Ist z. B. mal ein Kultisten-Würfel mit der leeren Seite gewürfelt worden, dann sollte man versuchen an diesem Ort in dieser Runde möglichst viele Kultisten zu beseitigen. Gibt es evtl. sogar Kultisten, die besondere Fähigkeiten haben und die als erstes besiegt werden müssten?

Zum Material: Das Material ist wirklich gut. Die Karten machen einen guten Eindruck und das Pappmaterial ist auch überdurchschnittlich. Alleine die Miniaturen stinken da etwas ab. Während die beiden „Monster“ noch recht detailreich und gut anzuschauen sind, sind die Ermittler wirklich detaillos und wirken „billig“. In meiner Wahrnehmung ist Cultistorm allerdings auch kein Miniaturenspiel und daher ist es zu vernachlässigen.

Was ich allerdings echt etwas merkwürdig finde, ist, dass alle Ermittler unterschiedlichen Farben auf ihren Spielerboards zuzuordnen sind. Die Spielerfarben – also Zielmarker und Ring für die Spielfigur – sind allerdings in anderen Farben gehalten. Das hätte man aus meiner Sicht ruhig einheitlich handhaben können, damit es nicht zur Verwirrung führt. Letztendlich wird es wahrscheinlich den noch zahlreich folgenden Erweiterungen geschuldet sein, die noch erscheinen sollen.

Fazit

Michi meint

Cultistorm kommt in einer opulenten Ausstattung daher und erweckt erstmal Erwartungen â la Arkham oder Eldritch Horror. Aber ein „Storyspiel“ ist Cultistorm definit nicht. Zumindest nicht in seiner Grundaustattung – für 2020 sind noch diverse Erweiterungen inkl. Storybook angekündigt. Ich bin gespannt, wie sich das in das Grundspiel einfügt und sich das Spiel entwickelt.

Bezogen auf das Grundspiel ist Cultistorm eher ein abstraktes, aufgeblähtes Kartenspiel, bei dem man Symbole sammeln und diese an unterschiedlichen Orten wieder ausgeben muss. Klingt erstmal nicht sonderlich spannend, ist aber tatsächlich gut umgesetzt. Man ist ständig unter Druck und muss seine Züge durchaus optimieren. Man muss immer wieder einzelne Feuer löschen, darf aber auch das übergeordnete Ziel nicht aus den Augen lassen. Hier kommt durchaus Pandemie-Feeling auf.

Insbesondere das Spiel mit dem Wahnsinn und das Supporten der anderen Ermittler setzt Cultistorm gut um und schafft sich somit ein Alleinstellungsmerkmal unter den vielen Kooperativen Spielen. Alphaspieler sind quasi ausgeschlossen. Allerdings kenne ich auch kaum ein anderes kooperatives Spiel, welches so zur Analyse Paralyse neigt. Dadurch das das Kämpfen so wichtig ist und man regelmäßig Kultisten vom Brett entfernen muss, ist das möglichst effektive Kämpfen sehr wichtig. Durch das Unterstützungselement will dies gut durchdacht und vor allem auch abgestimmt sein. Das kann durchaus mal zu längeren Überlegungen führen.

Wer die H. P. Lovecraft Atmosphäre liebt und gerne kooperativ spielt, kann aus meiner Sicht bei Cultistorm bedenkenlos zugreifen. Man sollte sich nur bewusst sein, dass man kein story-getriebenes Spiel wie z. B. Arkham Horror erhält, sondern eher ein abstraktes Kartenspiel.

Michi

Hallo, ich bin Michi, 1980 geboren und aus der Nähe von Bremen und relativ frisch hier dabei. Egal ob Eurogame oder feinster Ameritrash, ich mag Spiele, die auch eine Geschichte erzählen und ein cooles Thema/Artwork haben. Ich mag die Szene und den Umgang miteinander und hoffe euch hier gute Tipps geben zu können. Möge nicht nur mein Geldbeutel schrumpfen ;) Viel Spaß beim Lesen.

Passende Beiträge

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"