Rund um die Ortschaft Esporles im Westen Mallorcas liegen viele Bauernhöfe, die ihre Waren auf dem Markt des beschaulichen Örtchens verkaufen und die dort ansässigen Handwerker beliefern. Die Bauern züchten Schweine, bewirtschaften ihre Felder und verarbeiten ihre Waren am besten gleich selbst weiter. Damit sich der eigene Hof nach und nach zum erfolgreichsten Landgut der Region entwickeln und sich den Namen „La Granja“ (das „j“ wird wie das „ch“ in „Dach“ ausgesprochen) verdienen kann müssen die Bauern neue Anbauflächen erschließen, ihren Hof ausbauen, hilfreiche Mitarbeiter einstellen sowie ihre Präsenz auf dem lokalen Marktplatz ausbauen bzw. gegen die Konkurrenz verteidigen.
Die folgende Rezension stammt von Sebastian K. (TraumEngel). Er ist festes Mitglied in Alex Spielgruppe und rezensiert gelegentlich auch Mal ein Spiel.
Die Spielmechanik von La Granja
La Granja von Andreas Odendahl und Michael Keller wirft 1 bis 4 Spieler in das 6 Spielrunden andauernde Rennen um die meisten Siegpunkte, die sich auf vielfältige Weise ergattern lassen. Dabei verbindet das Euro-Game verschiedene Aspekte und Spielelemente, die man aus manch anderem Spiel kennen mag: Karten mit verschiedenen Funktionen, Aktionswürfel, das Produzieren, Aufwerten und Ausliefern von verschiedenen Gütern, die Konkurrenz um die am besten positionierten Marktstände sowie der Erwerb von Bonus- (hier: Dach-)markern.
All das haben Odendahl und Keller zu einem Spiel zusammengefasst, das aufgrund dieser verschiedenen Mechanismen zunächst ziemlich komplex wirkt:
Eine Runde beginnt mit dem Ausspielen und Nachziehen von Handkarten. Je nachdem, an welche Seite des eigenen Hoftableaus sie angelegt werden, haben die Karten unterschiedliche Funktionen: links, Als Feld zum Anbau von Getreide, Wein oder Oliven; oben, als Marktkarren, der mit bestimmten Waren gefüllt und nach Esporles gebracht werden will; rechts, als Hofausbau, um das Handkartenlimit, das Rundeneinkommen und/oder den Platz zur Schweinezucht zu erhöhen; oder unten, als Angestellte, die dem Spieler individuelle Boni und Fähigkeiten verleihen.
Nach dem Nachziehen der Karten auf das Handkartenlimit erhalten die Spieler Einkommen sowie den Ertrag ihrer Feldwirtschaft und Schweinezucht.
Daraufhin hat jeder Spieler die Möglichkeit, das Scheunendach seines Hofes durch den Kauf von nach und nach teurer werdenden Dachmarkern zu verbessern. Damit kassiert man nicht nur Siegpunkte – umso mehr, je mehr von ihnen man erwirbt – sondern auch einen jederzeit einzusetzenden Bonus, z.B. ein bestimmtes Hofgut oder kostenlose Aufwertungen der Hofgüter.
In der zweiten Phase werden pro Spieler zwei sowie ein zusätzlicher Würfel geworfen, bei drei Spielern also z.B. sieben Würfel. Die Spieler dürfen reihum jeweils zunächst einen und später einen zweiten Würfel wegnehmen, um die der Augenzahl entsprechende Aktion auszuführen. Diese gewähren weitere Güter oder das Ausspielen zusätzlicher Karten, spülen ein paar Silbermünzen in die Kasse oder ermöglichen erste Lieferungen von Gütern. Der letzte Würfel stellt seine Aktion allen Spielern zur Verfügung.
In der dritten Phase rücken die Lieferungen in den Vordergrund: Durch die Auswahl eines von bis zu vier Plättchen bestimmt jeder Spieler im Geheimen, wie viele Lieferungen (symbolisiert durch einen Esel) ihm in der Folge zur Verfügung stehen. Die Auswahl des Plättchens legt außerdem fest, wie viele Felder ein Spieler auf der Siestaleiste vorrücken darf (symbolisiert durch einen Sombrero), aus der sich daraufhin die neue Spielerreihenfolge ergibt.
Was hat es nun mit den Lieferungen auf sich? Diese Aktion erlaubt es dem Spieler, ein Gut von seinem Hof entweder an einen seiner ausliegenden Marktkarren oder direkt an einen der sechs Handwerksbetriebe auf dem zentralen Spielplan zu liefern.
Hat ein Spiele einen Marktkarren gefüllt erhält er stets eine Handelsware, die als Joker fungiert, und 2 bis 6 Siegpunkte. Außerdem darf er einen neuen Stand auf dem Markt eröffnen, wobei dessen Position von der Anzahl der Siegpunkte abhängt, die der Marktkarren eingebringt. Mit diesem neuen Marktstand werden zudem benachbarte, weniger wertige Marktstände der Mitspieler verdrängt – hierbei kommt es nicht nur auf den Wert der Marktstände an, auch die Spielerreihenfolge will bedacht werden!
Die verschiedenen Handwerksbetriebe darf man direkt mit den Gütern beliefern, welche sie nachfragen. Hat ein Spieler einen Betrieb mit einem kompletten Satz an gewünschten Gütern beliefert, erhält er – man mag es bereits erraten – Siegpunkte. Zudem sackt man ein Handwerksplättchen ein, welches sofort und für den Rest des Spiels zusätzliches Einkommen oder andere Boni gewährt. Allerdings sind zu Spielbeginn drei zufällig bestimmte Betriebe geschlossen und werden erst nach und nach zur Belieferung freigegeben.
Der Spielablauf wird bereichert durch „Jederzeit“-Aktionen, die ein Spieler beliebig während seines eigenen Zuges ausführen kann. Hierzu gehören das Ein- oder Verkaufen sowie das kostenpflichtige Aufwerten von Gütern. Diese werden durch Marker in Spielerfarbe dargestellt, die je nachdem in welchem „Lager“ auf dem Spielplan sie sich befinden Getreide, Schweine, Handelswaren, Wein etc. repräsentieren.
Auch das Einlösen einer Handelsware, welche als eine Art Joker ein beliebiges Hofgut, das kostenlose Aufwerten zweier Güter oder gar das Nachziehen/Ausspielen einer weiteren Handkarte gewährt, geschieht „jederzeit“ während des eigenen Zuges.
Was mir nicht gefällt
Wie schon erwähnt mutet der Mix aus verschiedenen Spielmechanismen zunächst sehr komplex an, was den Einstieg nicht unbedingt einfach macht. Dadurch gestaltet sich auch der Rundenablauf nicht sehr intuitiv – die sehr hilfreiche Übersicht wird man nicht so schnell aus der Hand legen wollen. Außerdem wirkt sich der Glücksfaktor durch die Würfelaktionen und Kartenkombinationen recht stark auf die möglichen Strategien aus.
Was mir gefällt
So komplex La Granja am Anfang auch sein mag; hat man sich erst einmal hineingefunden ergeben die verschiedene Spielmechanismen einen unheimlich spannenden Mix, der meiner Meinung nach gut funktioniert und mit ein wenig Übung einen flüssigen Spielablauf ermöglicht.
Besonders toll gefallen mir die vielfachen Funktionsmöglichkeiten der Karten und der Würfelaktionsmechanismus, bei dem ich stets genau überlegen muss, welche Aktion ich brauche und welche ich meinen Mitspielern liegen lasse. Als Letzter in der Spielerreihenfolge darf ich mir dann sogar aussuchen, welche der beiden verbleibenden Würfelaktionen nur ich und welche alle Spieler ausführen dürfen.
Obwohl der Glücksfaktor das strategische Planen erschwert, bringt er doch auch Spannung und einen hohen Grad an Abwechslung ins Spiel: Je nachdem, wie die Würfel fallen und welche Karten ich ziehe werden verschiedene Strategien und taktische Anforderungen möglich und nötig.
Fazit zu La Granja
La Granja fällt sicher eher in die Kategorie der Vielspieler- oder gar Expertenspiele, denn der Einstieg und auch generell der Spielablauf sind aufgrund des Mixes verschiedener Spielmechanismen relativ komplex. Sobald man sich damit angefreundet hat merkt man jedoch, wie gut diese Mechanismen miteinander funktionieren. Und das macht richtig Spaß! Man sieht sich immer wieder gezwungen, taktisch auf Unwägbarkeiten zu reagieren, um seine langfristige Strategie zum Erfolg zu bringen. Und bei der nächsten Partie läuft dann sowieso wieder alles anders!
Hallo.
Ich finde la granja richtig toll,weil man viele Möglichkeiten hat irgendwie an Punkte zu kommen. Mir gefällt auch,dass der Glücksfaktor eigentlich nicht so hoch ist. Man kann durch die Würfel trotzdem eine gute Strategie verfolgen. Was ich noch gut finde ist die Karte mit den runden Abläufen. Man kann daran einen neuen spieler gut erklären wie das Spiel abläuft bzw was dran kommt. Und nach einer Partie ist der neue Spieler eingespielt. Es ist ein gutes Planungs Spiel und jedes Spiel ist anders. Es ist ein Spiel was nicht so bekannt ist aber der Kauf lohnt sich für die die etwas besonderes haben wollen. Warum ist es besonders?weil die Karten so vielsetig einsetzbar sind. Das ist mein Eindruck des Spiels.