Rezensionen

Rezension: Cupcake Empire

Süßes Messehighlight

Wie die Jungfrau zum Kinde…

Komm, wir gucken uns Cupcake Empire an. Das sieht so süß aus! Ich hatte dieses Spiel vor der Messe Essen nicht auf dem Schirm. Passiert. Die Aufforderung unseres weiblichen Parts der Spielgruppe in Essen führte dann auch zu einer Reflexhandlung: Ich ging kurz in eine andere Halle, um nach einem anderen Spiel zu gucken. Ein paar Minuten später bekam ich dann eine WhatsApp Nachricht mit folgendem Inhalt: „Hast du Lust, Cupcake mitzuspielen? Ein Tisch wird gerade frei. Die Vorgänger sagten, es fühlt ein bisschen an wie Food Chain Magnat.“ Handgestoppte 1,5 Nanosekunden später saß ich am Tisch und spielte meine größte Messeüberraschung…

Pink & Süß – Egal

Cupcakes backen und verkaufen! Darum geht es? Warum eigentlich nicht? Cupcake Empire ist ein sogenannter Diceplacer mit Wirtschaftselementen. Leicht zu erlernen, schnell gespielt und eine Menge Tiefgang.

Wir backen verschieden farbige Kuchen und packen verschieden farbige Toppings oben drauf. Fertig ist der Cupcake. Das ganze verkaufen wir an die mehr oder mindert gut betuchten Bürger einer Stadt (wunderschöne Holzmeeples), die witzigerweise ihre Kleidung an ihre Cupcake-Vorlieben angepasst haben. Schön aufgereiht liegen sie in der Stadt, aufgeteilt vom Wohnblock bis hin zur Villa. Natürlich kann ich den Reichen mehr Geld aus der Tasche ziehen als den weniger flüssigen Menschen aus dem Plattenbau.

Doch nochmal zurück zum Backen. Das ganze Spiel wird über Würfel gesteuert, die ich in meiner Bäckerei einsetze. Der Betrieb besteht aus fünf Bereichen. Zwei Bereiche für das Backen der Kuchen und der Toppings, ein Bereich, um neue Verkaufsstände zu bauen, ein Bereich, um die leckeren Teilchen zu verkaufen und der letzte Bereich allein für die Chefin, die Alleskönnerin. Die Bereiche sind mit den Würfelaugen 1-5 gekennzeichnet. Also würfelt man und packt die Würfel in die dementsprechende Spalte. Desto mehr Würfel in einer Spalte, desto besser die Aktion, die ich machen kann. Das Ganze erinnert frapide an Grand Austria Hotel. Also der Würfelwurf entscheidet, wie ich was mache? Nein, das wäre zu simpel. Die Zahl sechs fehlt noch. Würfel ich eine sechs, so geht dieser Würfel (im Prinzip ein Angestellter) in den Urlaub. Faul liegt er am Strand und hilft mir nicht! Aber er ist gar nicht so untätig, sondern er sprüht im Urlaub vor Ideen. Diese „Bright Ideas“, die ich bei einer sechs bekomme, lassen mich die Würfelergebnisse manipulieren und geben mir genau die Entscheidungsgewalt, die dieses Spiel braucht, um Tiefgang zu erzeugen. Einen Tiefgang, den man bei einem Spiel mit dieser Länge, circa 30-75 Minuten, selten findet.

In dem Spiel geht es um Siegpunkte, aber in einer selten genutzten Art. Es gewinnt derjenige, der zuerst 70 Punkte hat. Das Spiel hat somit einen klaren „Racing-Effekt“ und was soll ich sagen? Er passt wunderbar zu dem Spiel. Siegpunkte bekommt man nämlich immer am Ende seines Zuges. Bestimmt werden die Punkte quasi aus Angebot und Nachfrage, dargestellt auf zwei Punkteleisten. Das Prinzip ist einfach: Ich habe drei Cupcakes, aber nur zwei Kunden, also verkaufe ich zwei. Umgekehrt verkaufe ich auch nur zwei, wenn ich drei Kunden habe, aber nur zwei Cupcakes zu verkaufen habe. Also am besten beides im Gleichschritt nach oben bringen, um die meisten Punkte zu bekommen. Durch dieses Prinzip entsteht ein spannender Wettlauf um die besten Kunden auf dem Brett. Ich muss schauen, welche Cupcakes hat der Gegner schon gebacken? Wo hat er seine sogenannten Retail-Stores gebaut und kann sie dann auch verkaufen? Das Ganze ist wunderbar taktisch und jede Entscheidung ist in einem so kurzen Spiel von immenser Bedeutung.

Das System von Cupcake funktioniert wunderbar. So richtige Schwachstellen hat es nicht. Manchmal kommt beim Ende einer Partie das Gefühl auf, nicht satt zu sein, man will mehr. Ein abendfüllendes Spiel mit dem Cupcake Konzept. Da sind wir dann bei Food Chain Magnate. Die Parallelen sind da und das kann nur etwas Gutes sein.

Fazit:

Gunnar meint

Das Spiel kam bei mir nach der Messe sehr oft auf den Tisch. Mit verschiedenen Gruppen. Es gab keinen, wirklich keinen, der dieses Spiel nicht mochte. Die Krönung war eine spontane Spielrunde. Dabei eine Freundin, Typ letztes Spiel war vor 25 Jahren Monopoly. Das Spiel hatte sie schnell verstanden und auch ihr gefiel es super. Selten findet man ein Spiel, was Nicht- und Vielspieler so elegant verbindet. Anspruchsvoller als die klassischen Gateway-Games und trotzdem nicht schwieriger reinzukommen. Vielspieler sind gefordert, und wie! Natürlich gesehen in Relation zu der kurzen Spieldauer. Die Bright-Ideas lassen mich das Spiel manipulieren, dadurch entsteht die eigentliche Tiefe. Die Tiefe, die das Spiel für Vielspieler interessant macht. Keine Minute der kurzen Spieldauer wirkt belanglos. Machen wir uns aber nix vor, wenn man das Spiel öfter gespielt hat, hat man deutliche Vorteile gegenüber Neulingen. Bei einem so kurzen Spiel finde ich das aber nicht so schlimm.

Durch die zufällige Verteilung der Meeples sowie unterschiedlichen Objectives, die Extra-Punkte bringen, ist genug Variabilität vorhanden. Die Komponenten sind überdurchschnittlich. Die schönen, matten Würfel wirken edel und die Meeples passen wunderbar in das Thema. Ein rundum gelungenes Paket, was in keiner Spielesammlung fehlen sollte!

 

Gunnar

Baujahr 76 mit Leidenschaft zu komplexen, thematischen, interaktiven Euros und Wirtschaftsspielen. Sehr gern auch im Bereich der historischen Konfliktsimulationen und 18xx unterwegs.

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2 Kommentare

  1. Auf den ersten Blick würde ich so ein Spiel wahrscheinlich nicht spielen wollen.

    da sieht man mal, wie schnell Vorurteile einen Einfluss habe können, danke für deinen Beitrag und „das Augen öffnen“

    Grüße

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