Rezensionen

Rezension (Solo): Die Zwerge

Kurzbeschreibung

Es begab sich zu einer Zeit, da war ein Spiel in aller Munde: Pandemie. An sich eine schöne Thematik mit Forschern, die gegen Viren und Bakterien-Ausbrüche auf der ganzen Welt ankämpfen und verzweifelt versuchen ein Gegenmittel zu finden. Neu war damals der Mechanismus des „floodings“. Das heisst, von Runde zu Runde überfluten die Mikroorganismen das Spielbrett und man muss zusehen, dass man die ganzen Holzklötzchen irgendwie im Zaum hält.

Die Zwerge Spielaufbau
Die Zwerge Spielaufbau

Der Mechanismus war für mich neu und innovativ und ich kann ehrlich gesagt nicht beschreiben, warum dieses Spiel bei mir damals nicht zünden wollte. Vielleicht lag es einfach nur an dem tristen blauen Spielbrett, denn die Spielmechanik war wirklich toll und die Thematik herrlich frisch.

Jedenfalls: dann kam Die Zwerge. Plötzlich hatte Pandemie ein schickes Fantasy-Gewand und siehe da: die Welt war wieder in Ordnung. Wer jetzt eine Zusammenfassung der Hintergrundgeschichte erwartet, möge bitte den gleichnamigen Roman von Markus Heitz lesen (schätze nur so um die 500 Seiten), denn das Buch steht leider immer noch ungelesen bei mir im Schrank.

Man kommt ja zu nix…

Kurz zusammengefasst spielen wir Zwerge, die das Land von Trollen, Orks und Albae befreien und dabei verschiedene Aufgaben/Szenarien erfüllen müssen. Ich will jetzt nicht behaupten, dass Die Zwerge eine 1:1 Umsetzug von Pandemie ist, aber es hat diesen Flooding-Charakter, der wirklich sehr interessant zu spielen ist.


Die Zwerge Spielfiguren
Die Zwerge Spielfiguren

Spielmaterial von Die Zwerge

Das Material ist von sehr guter Qualität und soll mit der Saga-Erweiterung sogar noch verbessert werden.

Hervorzuheben sind hier wohl vor allem die Monster-Holzklötzchen, die mit der kommenen Erweiterung durch Meeples ersetzt werden. Damit einhergehend werden auch die einzelnen Felder auf dem Plan größer, um die Teile unterbringen zu können. Ob das jetzt aber wirklich auch im Spiel praktischer ist, bleibt abzuwarten. Sie sehen auf jeden Fall besser aus.

Ich hatte auch damals schon dazu angesetzt, die langweiligen Holzklötzchen zu kritisieren, aber im Spiel machen die Dinger durchaus Sinn und sind sehr zweckmäßig, weil man die Klötzchen dauernd auf dem Spielfeld hin- und herschieben muss. Ob stehende Holz-Meeples deshalb wirklich eine Verbesserung sind?

Die Zwerge Würfel
Die Zwerge Würfel

Selbiges gilt für den Spielplan, der damals oft von Spielern als langweilig und trist bemängelt wurde. Ich empfinde diesen Spielplan als angenehm zweckmäßig während des Spiels, auch wenn er mit Sicherheit keinen Schönheitswettbewerb gewinnt. Lediglich die Namen der Orte hätten etwas größer und somit lesbarer ausfallen können.

Die Miniaturen sind zwar wirklich Miniatur, haben aber -und hier mal ein riesengroßes Lob an Pegasus- Cool Mini Or Not Standard! Ein richtig fester Kunststoff ohne abstehende Teile, die leider nur allzu schnell verbiegen. Großartigst!

Die Heldentableaus würde ich mir auch hier aus dickerer Pappe wünschen, zumal eh nur 5 Helden zu Auswahl stehen. So wie bei The Walking Dead von Kosmos zum Beispiel. Vielleicht kann man das für die Zukunft ja mal berücksichtigen, zumindest bei Spielen, wo nicht sooo viel Material dabei ist. Die Karten sind, wie bei Pegasus gewohnt, aus glatter Pappe (also kein Leinen), aber recht stabil. Außerdem haben sie keinen schwarzen Rand. Selbst nach vielen Partien sehen sie immer noch aus wie neu. Bei dieser Qualität will ich also gar nicht über Nicht-Leinenkarten nörgeln. Die Würfel sind aus angenehm schwerem Kunststoff und lassen sich gut werfen.


Spielablauf von Die Zwerge

Eine Runde besteht immer aus 3 Phasen:

Die Zwerge Heldentableau
Die Zwerge Heldentableau

• Heldenmarker auf der Untergangsleiste 1 Feld weiterziehen und das Feld-Symbol ausführen (Monster spawnen, Ratsmarker nach links verschieben oder 2 Bedrohungskarten in die Abenteuerkarten einmischen)

• Karten nachziehen/aufdecken
Es müssen immer 3 Karten des Abenteuerkartenstapels aufgedeckt sein in dieser Phase (Bedrohungskarten und/oder Abenteuerkarten). Außerdem muss jetzt eine neue Szenarienkarte aufgedeckt werden, falls aktuell keine Karte offen ausliegt.

• Heldenzug
Ein Zwerg darf nun 2 Aktionen ausführen (auch 2x dieselbe)

– Bewegen

– Kämpfen

– Botschaft an den Rat der Zwerge schicken

– Probe auswürfeln

Sieg und Niederlage:
Die Zwerge gewinnen das Spiel, wenn sie alle Szenarienkarten der unterschiedlichen Stufen erfolgreich beendet haben, wobei am Ende nur ein Stufe C  -Szenario zu gewinnen ist. Die Zwerge verlieren gemeinsam, wenn entweder ein Zwerg stirbt oder Heldenmarker und Untergangsmarker auf der Leiste zusammentreffen.


Die Zwerge Monster spawnen
Die Zwerge Monster spawnen

2 Beispielrunden:

Der Heldenmarker zieht auf der Untergangsleiste ein Feld weiter, beispielsweise auf ein Tor V Feld. Nun muss ich für jede Monstergruppe einen Würfel werfen und entsprechend der Anzahl Köpfe auf dem Würfel Monster-Armeen auf dem jeweiligen Torfeld platzieren. Insgesamt gibt es 4 Tore. Das gesamte Spielfeld ist unterteilt in hexagonale Felder.

Die Zwerge Szenario Karten
Die Zwerge Szenario Karten

Pro Feld dürfen maximal 4 Monster-Armeen stehen. Sobald ich eine 5. Armee platzieren müsste, wird ein Totes-Land-Plättchen blind gezogen und gemäß dem großen Pfeil auf dem Feld ausgerichtet und platziert. Nun wandern die Armeen in verschiedene Richtungen, die das Plättchen vorgibt. Im Endeffekt führen alle Plättchen in Richtung des Ortes „Schwarzjoch“. Sobald dort 5 Armeen platziert würden, werden diese Armeen entfernt und der Untergangsmarker wandert auf der Leiste dem Heldenmarker entgegen. Zur Erinnerung: diese beiden Marker dürfen sich nicht treffen. Doch Obacht! Die Totes-Land Plättchen bleiben liegen und jedesmal, wenn das Tor erneut aktiviert wird, wandern die Monster automatisch zum „Schwarzjoch“.

Nun werden Karten aufgedeckt: Gibt es keine offenliegende Szenarienkarte, wird eine neue Szenarienkarte aufgedeckt und die restlichen Abenteuer-/Bedrohungskarten abgeworfen. Effekte der Bedrohungskarten werden vorher leider noch ausgeführt. Dann werden 3 neue Abenteuerkarten aufgedeckt. Ist noch eine Szenarienkarte aktiv, wird nur auf 3 Abenteuerkarten aufgefüllt. Abenteuerkarten bringen den Spielern bei Erfüllung Boni, während Bedrohungskarten erfüllt werden sollten, damit keine negativen Effekte eintreten, sobald eine Szenarienkarte erfüllt wird.

Nun ist endlich mein Zwerg an der Reihe und darf 2 Aktionen ausführen. Jeder Zwerg hat eine Spezialfähigkeit und 3 Attribute: Bewegung, Handwerk und Kämpfen. Die Zahl auf meinem Heldenbogen gibt an, wieviele Würfel ich werfen darf, wenn ich eine dieser Eigenschaften nutze. Ich schicke meinen Zwerg jetzt in Richtung des Ortes „Dson Balsur“, um dort eine Abenteuerkarte zu erfüllen, die mir eine Ausrüstungskarte verspricht. Dazu würfle ich gemäß meines Bewegungs-Attributswertes mit 2 Würfeln „3“ und „2“ und bewege mich anschließend über maximal 3 Felder lt. höchstem Würfelwert dorthin. Felder, die mit einem Totes-Land-Plättchen belegt sind, umgehe ich möglichst, denn ich würde für jedes Feld entweder einen Lebenspunkt verlieren, oder den Untergangsmarker auf den Heldenmarker zubewegen müssen.

Damit sind meine 2 Aktionen für diesen Held schon erledigt. Sollte ich „Dson Balsur“ in diesem Zug erreicht und die Bedingungen der Abenteuerkarte erfüllt haben, darf ich mir natürlich noch die Boni der Karte nehmen und die Karte dann abwerfen.

Nun ist der nächste Zwerg an der Reihe. Wieder wird der Heldenmarker auf der Untergangsleiste ein Feld weitergesetzt, diesmal auf ein Bedrohungskarten-Feld. Nun muss ich 2 Bedrohungskarten in den Abenteuerkartenstapel mischen. Mit fortschreitendem Spiel landen so immer mehr Bedrohungskarten im Abenteuerstapel, was die Sache nicht ungefährlicher macht. Anschließend muss ich die offenliegenden Abenteuerkarten auf 3 Karten auffüllen, falls dort weniger Karten liegen.

Nun habe ich wieder 2 Aktionen zur Verfügung. Da ich aktuell auf einem Feld mit 2 Orks und 2 Albae stehe, entschließe ich mich zum Kampf. Gemäß meines Kampfwertes werfe ich 4 Würfel: „2“, „4“, „5“und „5“.

Die 3 verschiedenen Monstergruppen haben jeweils einen eigenen Verteidgungswert. Orks besiegt man mit einem Würfelwurf vo 4+, Trolle mit 5+ und Albae mit 6+. Meine „2“ ist also nutzlos, mit „4“ und „5“ kann ich je eine Ork-Armee vernichten. Bleiben noch die Albae. Um diese zu vernichten, bräuchte ich eigentlich eine „6“. Ich habe aber nur eine „5“ gewürfelt. Allerdings hat mein Zwerg die Spezialeigenschaft, einem Kampfwürfel 1+ hinzuzurechnen. Damit kome ich auf „6“ und darf zumindest noch eine Albae-Armee vernichten. Bleibt nur noch eine Albae-Armee über. Die könnte ich jetzt in meiner 2. Aktion angreifen.

Momentan gibt es aber eine Abenteuerkarte, die 1 Ausrüstungskarte verspricht, wenn man den Ratsmarker auf das Feld ganz rechts verschiebt. Momentan liegt er nur 1 Feld weiter links und deshalb versuche ich nun, diese Aufgabe zu erfüllen. Dazu werfe ich gemäß meinem Handwerks-Attribut 1 Würfel und werfe eine „4“. Daneben, denn um den Marker verschieben zu dürfen, bräuchte ich eine „6“. Allerdings gibt mir der Ratsmarker selbst momentan den Bonus, einen Würfel neu zu werfen. Ich würfle also nochmal und… Glück gehabt, eine „6“.

Damit erfülle ich die Abenteuerkarte, nehme mir eine Ausrüstungskarte und werfe die Abenteuerkarte ab. Der Nächste bitte!


Die Zwerge Abenteuerkarten
Die Zwerge Abenteuerkarten

 Fazit zu Die Zwerge

Dieses Spiel hätte auch ohne die Romanvorlage problemlos auf den Markt gebracht werden können und ist ein absolut eigenständiges Spiel. Wie bereits weiter oben geschrieben: ich habe den Roman selbst nicht gelesen, was zum Spielen aber auch nicht nötig ist. Laut anderen Spielern orientiert sich das Spiel thematisch stark an der Vorlage, was z.B. Ereignisse, Waffen und auch atmosphärische Texte angeht.

Die Zwerge ermöglicht es, unterschiedliche Spielertypen an den Tisch zu bringen. Das Spiel eignet sich für Eurogamer genauso, wie für sonst eher thematisch orientierte Spieler. Es ist ein Mix aus allem. Auch Wenigspieler und Gelegenheitsspieler können das Spiel ohne weiteres spielen, denn die Regeln sind eingängig und gut erklärt. Knackig wird es erst durch den Spielverlauf, denn einfach zu gewinnen ist das Spiel nicht unbedingt. Der Schwierigkeitsgrad kann aber über die Bedrohungskarten und Weglassen/Hinzufügen von Szenarienkarten sehr gut angepasst werden. Der Lerneffekt tritt dann mit jeder weiteren Partie ein. Das betrifft vor allem die Karten, denn es gibt im Grundspiel nicht besonders viele Szenarienkarten. Man weiss also von Mal zu Mal besser, welche Karten kommen könnten und kann darauf hinarbeiten. Hat man das irgendwann über, kann man optional die kleinere Erweiterung dazukaufen, bzw. wartet auf die kommende Saga-Erweiterung.

Das Spiel ist problemlos solo spielbar, indem man mehrere Zwerge spielt. Die Übersicht bleibt während des gesamten Spiels gewahrt, weil man nur wenige Ausrüstungskarten dazubekommt. Erfahrene Kooperativ-Spieler sollten übrigens nicht den Fehler machen, den ich in meiner ersten Partie gemacht habe: man ist es von anderen kooperativen Spielen her gewohnt, pro Runde alle Helden/Zwerge in einem Rutsch abzuhandeln, bevor es zu einer Monsterphase etc. kommt. In diesem Spiel werden immer sämtliche Zwerge einzeln und im Uhrzeigersinn abgehandelt, also der gesamte Rundenablauf immer pro Zwerg.

Damit ergibt sich ein gewisser Druck, denn man hat nur 2 Aktionen pro Zug, möchte aber sowohl Szenarienkarte als auch Abenteuerkarte bestehen, ohne die Bedrohungskarte außer Acht zu lassen und soeben sind an Tor IV schon wieder 4 Ork-Armeen aufgetaucht… Nun muss man in jedem Spielerzug abschätzen, was aktuell dringender ist: Armeen bekämpfen, Bedrohung abhalten oder doch lieber auf eine Ausrüstungskarte spekulieren? Das perfekte Beispiel dafür, dass man im Leben nicht alles haben kann.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Die Zwerge schon ein wenig Hirnschmalz erfordert, ohne jedoch in Arbeit auszuarten. Das macht dieses Spiel für mich so interessant, gerade für Abende, wo ich mal keine Lust auf ein dreistündiges, großes Spiel habe. Die Spielzüge gehen flott von der Hand und man braucht keine Unmengen an Material, um hier auch geistig gefordert zu werden. Ein wenig Glück spielt allerdings auch eine Rolle. Wenn man beim Monster-Spawnen immer hohe Würfe hat, wird es natürlich schwer. Genial (einfach) sind die einzelnen Mechanismen, wie z.B. das Verteilen der Monster-Armeen über die Plättchen. Simpel aber gut. Und auch ohne die Spielregel nochmal komplett neu lesen zu müssen, weiss man am nächsten Spieleabend noch, um was es geht.

Übrigens: wer Die Zwerge schon kennt und trotzdem tapfer bis hierhin mitgelesen hat, dem sei noch Defenders of the Realm ans Herz gelegt. Bisher ist das Spiel leider nur auf Englisch erschienen und eine bereits mehr oder weniger angekündigte deutsche Fassung kam nie raus. Aber DotR wartet -neben riesigem Spielbrett und vielen Plastikminiaturen- auch mit ähnlichen Mechanismen auf, spielt sich aber trotzdem unterschiedlich genug, um zumindest mal einen Blick drauf zu werfen. Vor allem für Vielspieler ist es vielleicht noch eine Spur interessanter, weil durch einen Kartenmechanismus zusätzliche Komplexität eingebaut wurde.


Pro & Contra

+ „Flooding“- Mechanismus
Zu wenig Szenariokarten
+ Thematik
+ Einfache Regeln; Tiefgang durch Mechanik

Bewertung von Die Zwerge

Sehr gutes Spiel


Links

Rezension zu Die Zwerge: Das Duell
Die Zwerge auf Boardgamegeek

Alex

Hi ich bin Alex '91 geboren und habe Boardgamejunkies ins Leben gerufen. Seit gut 5 Jahren liebe ich Gesellschaftsspiele und alles was damit zu tun hat und fröne dieser Leidenschaft hier. Mein Ziel? Gute Spiele spielen und besprechen und die Szene beleben und unterstützen.

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