Rezensionen

Rezension: Half Pint Heroes

Stichspiel-Schlägerei

Ein Half-Pint Hero ist jemand, der ein halbes Bier trinkt und dann denkt, er sei der Größte. Und mit genau solchen halbstarken Gesellen haben wir es in Half-Pint Heroes auch zu tun.

Half-Pint Heroes ist ein Stichspiel für 2-7 Spieler, dass Elemente aus Wizard als auch Texas Hold’em beinhaltet. Wer diese beiden Spiele mag, der wird Half-Pint Heroes auch mögen.

Transparenzinfo
Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar von Corax Games. Siehe hierzu unsere Transparenzinformationen.

Spielaufbau

Der Spielaufbau ist schnell erledigt. Jeder Spieler erhält die „Wettkarten“ sowie einen Poker-Chip seiner Farbe.

Und dann kann es auch schon losgehen. Die oberste Karte des Kartenstapels wird aufgedeckt. Die Karte hat hierbei mehrere Funktionen. Einerseits wird zunächst der untere Rand der Karte beachtet. Hier steht nämlich, wie viele offene Karten in dieser Runde ausgelegt werden und wie viele Handkarten jeder Spieler erhält.

Danach werden entsprechend viele Karten in der Mitte ausgelegt und die Spieler erhalten ihre Karten. Die erste aufgedeckte Karte bleibt auch liegen und ist dann z. B. einfach eine schwarze 6. Dann kann die Runde beginnen.

Die obige Karte aus dem Foto ergibt also drei ausliegende Karten und fünf Handkarten:

Wie spielt sich Half-Pint Heroes?

Nachdem nun die Auslage bekannt ist, sagen die Spieler – ähnlich wie bei Wizard – an, wie viele Stiche sie meinen in dieser Runde zu bekommen. Hierzu sind die vier „Wettkarten“ vorgesehen. Diese weisen Werte von 0 bis 3 auf und davon wird eine verdeckt ausgespielt. Haben sich alle Spieler für ihre Ansage entschieden, werden die Karten umgedreht, so dass man sieht, was sich jeder für diese Runde zutraut. Anschließend kann man seinen Pokerchip einer Person zuweisen – hiermit erklärt man, dass man nicht glaubt, dass dieser Spieler seine Stich-Voraussage in dieser Runde erfüllt.


Anschließend beginnt der Startspieler Karten auszuspielen. Hier kommt jetzt das Pokerelement ins Spiel. Anders als bei gängigen Stichspielen, kann man nämlich auch mehrere Karten ausspielen und, wenn möglich, die Karten in der Mitte des Tisches nutzen, um Kombinationen wie Pärchen, Drillinge oder Straßen zusammenzubasteln. Die öffentlich ausliegenden Karten sind hier – wie beim Texas Hold’em – für alle Spieler zugänglich und werden zu den ausgespielten Karten hinzugezählt, wenn sie denn sinnvolle Kombinationen ergeben. Liegen z. B. öffentlich schon zwei 3en aus, so wird aus meiner scheinbar kleinen 3 auf der Hand ein mächtiger Drilling.


Es werden so lange reihum Karten ausgespielt und Stiche gemacht, bis kein Spieler mehr Karten auf der Hand hat. Bleibt nur ein Spieler übrig, kann er mit seinen verbliebenen Handkarten noch Stiche machen. Besonders interessant wird das dann, wenn ein Spieler am Ende noch drei Karten übrig hat. Denn wenn es einem Spieler gelingt, in einer Runde drei Stiche in Folge für sich zu entscheiden, sei es mittendrin oder eben am Ende der Runde, ist das eine „Keilerei“ und außer ihm erhält kein anderer Spieler in dieser Runde Punkte.

Ansonsten gibt es 10 Punkte für jeden erzielten Stich, Bonuspunkte für das exakte Erfüllen der eigenen Ansage (unterschiedlich wertig) und evtl. für das Platzieren seines Wettchips, wenn der Spieler sein Stichziel nicht erfüllt hat. Am Spielende gibt es außerdem für jeden Spieler noch Bonuspunkte für aufeinanderfolgende erfüllte Ansagen. Wer nach 10 Runden, die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Aber da war noch was: schafft es ein Spieler, in fünf aufeinanderfolgenden Runden seine Ansage exakt zu erfüllen, kommt zu einer „Schießerei“. Ab sofort heißt es: Alle gegen gegen diesen Spieler. Gelingt es diesem Spieler nämlich seine Ansage ein sechstes Mal in Folge zu erfüllen, gewinnt er das Spiel sofort.

Spielgefühl

Bei Half-Pint Heroes kommt durch die Wettmechanismen ein ähnliches Spielgefühl wie bei Wizard auf. Einerseits möchte ich gerne viele Stiche machen, aber auf der anderen Seite ist es vielleicht besser einfach eine richtige Ansage zu machen und auch mal auf einen Stich zu verzichten. Aber mal wird einem eine sicher geglaubte Kombination weggestochen, da der andere Spieler doch noch eine Straße auf der Hand hat und der eigene Drilling nichts mehr wert ist. Und mal bekommt man noch eine lausige 4 durch, da die anderen Spieler keine Handkarten mehr haben.

So oder so macht es immer besonders viel Spaß, insbesondere dem Spieler gegen den man gewettet hat vielleicht nochmal einen Stich zu klauen oder einen niedrigen Stich zuzuschustern, um die eigene Wette durchzubekommen.

Das Thema ist natürlich aufgesetzt. Man hat zu keiner Zeit das Gefühl an einer Kneipenschlägerei oder derart teilzunehmen. Das Material ist wertig und die Karten sind schön illustriert. Allerdings ist dies auch mein größter  Kritikpunkt. Die Kartenwerte und Farben hätten ruhig etwas präsenter dargestellt werden können. Insbesondere da im unteren Bereich der Karten ja auch noch Zahlen abgedruckt sind. Aber wirklich störend ist dies nun auch nicht.

Fazit

Michi meint

Half-Pint Heroes ist ein schnell erlerntes Stichspiel. Spieler die die Poker-Regeln zu Texas Hold’em kennen, werden sich relativ schnell zurechtfinden. Durch den Wettmechanismus und die Ansage der eigenen Stiche hat man in jeder Runde einen gewissen Spannungsbogen. Ab und zu kann man mal seinen Gegner etwas ärgern oder bekommt selber mal einen Stich reingedrückt, den man eigentlich nicht mehr wollte. Wenn ihr Wizard mögt, dann ist Half-Pint Heroes auf jeden Fall eine gelungene Alternative dazu.

Von der Komplexität ist Half-Pint Heroes auch durchaus als Absacker geeignet. Man muss zwar überlegen, wie viele Stiche man bekommen könnte, allerdings spielt das Glück natürlich auch eine große Rolle. Wenn die Mitspieler einfach bessere Karten haben, dann kann man sich manchmal noch so strecken. Aber in diesem Fall kann man einfach etwas defensiver spielen und versuchen einfach die eigene Ansage zu erfüllen. Auch so kann man Druck auf die Gegner aufbauen. Für einen reinen Absacker ist die Spielzeit mit insgesamt 10 Runden aber evtl. dann doch etwas zu lang. 30 bis 45 Minuten können dann schon einmal vergehen.

Im Gegensatz zu Wizard ist das Spiel leider etwas schlechter planbar. Sind bei Wizard durch die offen ausliegende Stichfarbe die eigenen Chancen doch gut abschätzbar, so ist das bei Half Pint Heroes doch um einiges glückslastiger. In Verbindung mit der doch etwas längeren Spielzeit kann das Spiel nicht mit Wizard mithalten, ist aber für Fans dennoch einen Blick wert.

Michi

Hallo, ich bin Michi, 1980 geboren und aus der Nähe von Bremen und relativ frisch hier dabei. Egal ob Eurogame oder feinster Ameritrash, ich mag Spiele, die auch eine Geschichte erzählen und ein cooles Thema/Artwork haben. Ich mag die Szene und den Umgang miteinander und hoffe euch hier gute Tipps geben zu können. Möge nicht nur mein Geldbeutel schrumpfen ;) Viel Spaß beim Lesen.

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