Schaffe, Schaffe Törchen baue. So fühlen wir uns bei Porta Nigra. Ein Spiel in dem die historische Porta Nigra nur namensgebend ist, aber keinesfalls die Hauptrolle spielt. Als Baumeister im Antiken Augustus Treverorum, also dem heutigen Trier, bauen wir die Porta Nigra, die Stadtmauer, die Basilika sowie das Amphitheater. Besonders die Porta Nigra und das Amphitheater hatten echt gute Baumeister, denn die beiden sind heute noch eine Besichtigung wert.
In einem antiken Trier mit seltsamer Straßenverkehrsordnung – wir dürfen nur im Uhrzeigersinn über den Markt schlendern – kaufen wir Bausteine in verschiedenen Qualitätsstufen ein und verbauen diese in den Bauprojekten. Dabei pfuscht jeder Baumeister an jedem Bauwerk rum, nur um am Ende sagen zu können, er habe mehr zum jeweiligen Gebäude beigetragen. Da kommt Mal wieder der pure Egoismus der Menschheit raus und für was das alles? Für Siegpunkte!
Gespielt wird über zwei bzw. im 2er-Spiel drei Runden. Unseren Baumeister steuern wir mittels Aktionskarten von denen wir immer zwei auf der Hand haben und eine davon aussuchen. Auf jeder Karte gibt es eine begrenzte Anzahl an möglichen Aktionen und eine Anzahl Fackeln, welche uns sagen wie viele dieser Aktionen wir benutzen dürfen. Doch Römer bauen nicht einfach drauf los. Erstens müssen wir die richtigen Bausteine haben, zweitens gibt es für bestimmte verwendete Bausteine (Farben) bei bestimmten Gebäuden Belohnungen. Diese Belohnungen sammeln wir als Sets um diese aufzuwerten und kräftig abzukassieren.
Geldmangel ist fast immer ein Problem, denn das schlendern über den Markt kostet Geld und die Bausteine natürlich auch. Es sind einfach zu viele Bettler auf dem Markt, denen man ständig eine Münze hinwerfen muss…
Die Auswahl der Aktionen ist Denksport. Im 2er Spiel angenehm anstrengend wird es im Spiel zu dritt und besonders im Spiel zu viert so unüberschaubar und unplanbar, dass das denken keinen Spaß mehr macht. Das Thema verkommt zum verwalten des Möglichen. Strategien gibt es insofern, als das man sich auf bestimmte Gebäude oder auf eine bestimmte Farbe fokussieren kann. Da dies aber schnell durchkreuzt werden kann, muss man ständig flexibel sein. Insofern schaut man meist was geht. Planungen sind maximal über zwei Züge hinweg möglich, alles andere ist pures zocken (also Glücksspiel).
Trotz dessen entfaltet Porta Nigra seinen Reiz. Meiner Meinung nach besonders im zweier Spiel. Das ist seltsam, ist ein Hauptelement von Porta Nigra doch die Mehrheitenwertung am Ende und wir alle wissen, wie schlecht Mehrheiten zu zweit funktionieren. Hier funktioniert es und das taktieren und planen macht mir erheblich mehr Spaß, als zu dritt oder viert. Es endet nicht im Chaos, was man auch anhand der Siegpunkte am Ende der Partien merkt. Aus 100 bis 200 Siegpunkten werden 300 bis 400 in einer 2er-Partie. Durch die Bonuskarten und besondere Zusatzaktionen, welche man auch erwerben kann, fühlt sich jede Partie frisch ein. Einzig das Aufwerten der Sets halte ich für zu stark. Man kann einfach Pech haben und die richtigen Bonuskarten liegen zur falschen Zeit aus. Einen Spieler mit mehreren aufgewerteten Sets kann man Siegpunkte mäßig nur schwer einholen.
Ein wunderbarer Kniff, der ebenfalls im 2-Spieler Spiel mehr zum tragen kommt, ist die Umwandlung der Anzahl verbauter Steine in Siegpunkte und/oder Geld. Am Ende einer Runde zählt man seine verbauten Steine und verdoppelt diese. Den erreichten Wert, z.B. 36, darf man nun auf Siegpunkte und Geld aufteilen. Es ist immer wieder eine spannende Entscheidung, was von beiden man nimmt, bzw. wie man diese aufteilt. Im 2-Spieler Spiel fällt man diese Entscheidung 2 Mal, nach der ersten und der zweiten Runde. Im 3- und 4-Spieler Spiel gibt es nur 2 Runden, diese Entscheidung kommt also nur ein Mal zum tragen und ist damit weniger relevant.
Ebenfalls herausstellen muss man das Spielmaterial von Porta Nigra. Das ist wirklich aller erste Sahne. Besonders die kleinen Miniaturen der Bausteine, welche als Torbögen geformt sind und aufeinandergestapelt im Laufe des Spiels ein wundervolles Gesamtbild ergeben. Man sieht Trier wachsen und es zeigt sehr schön, wie auch Eurogames von sowas profitieren können.
Fazit
Porta Nigra überrascht, besonders zu zweit. Als Mehrheitenspiel mit toller Aufmachung und interessanten Entscheidungen weiß es zu begeistern. Leider werden die Unplanbarkeiten und die Downtime im 3- und 4-Spieler Spiel so hoch, dass es für mich zu einem reinen 2-Spieler Spiel geworden ist. Dies erfüllt es aber so gut, dass ich es nicht missen möchte. 2-Spieler Spiel mit funktionierender Mehrheitenwertung, spannenden Entscheidungen und tollem Material? Was gibt es da noch zu überlegen! Für ein „sehr gutes“ Spiel reicht es dann allerdings aufgrund der Mängel im 3- und 4-Spieler Spiel nicht.