Das Rollenspiel 7te See ist in Deutschland in seiner zweiten Version noch gar nicht sonderlich alt. 2017 fand es seinen Weg durch Pegasus Spiele nach Deutschland. Und doch reichen 7 Seen nicht mehr. Mit dem Quellenband Das Halbmondreich werden die sieben Seen um eine 8te See erweitert. Muss sich das Rollenspiel nun umbenennen?
Nein, natürlich nicht. Denn 7te See bleibt 7te See. Sie wird nur eben um einen weiteren Teil der Welt und Hintergründe erweitert. Das Rollenspiel – besonders das deutsche – wird sich weiterhin hauptsächlich in der 7ten See und speziell in den Eisenlande bewegen. Mit dem Halbmondreich bekommen wir viele neue Möglichkeiten um einen Charakter zu erstellen und seinen Hintergrund auszuschmücken und somit eine Welt darzustellen, die noch realistischer wird. Denn gerade der Orient hatte erheblichen Einfluss auf die westliche Zivilisation und unsere Geschichte.
Der Quellenband ist aber deutlich mehr als nur ein Band rund um ein paar Hintergründe für Charaktere. Er macht das Halbmondreich tatsächlich bespielbar. Er liefert Beschreibungen, Worte und Folklore aus der Welt des Orient. Djinns, Assassinen, Derwische. Natürlich werden dabei Klischees bedient, welche wir aus 1001 Nacht. Mit Beschreibungen der Bildung, der Wissenschaft, des Alltags, den Jahreszeiten, der Religion und vielem mehr!
Spannend finde ich übrigens wie einfach die Emanzipation in das Buch gebracht wurde. Ein Sultan? Fehlanzeige! Wir haben eine herrschende Sultana, welche sich ähnlich wie Cleopatra ihren Thron gegen ihren Bruder erkämpfen musste. Toll!
Insgesamt haben wir 5 große Gebiete im Halbmondreich: Anatol Ayh, Ashur, Sarmion, die 8te See und Persis. Dabei ist alles vertreten, was wir als klassische Reiche im Orient vor Augen haben. Das Khalifat, Stämme in der Wüste (die 8te See ist eine Wüste!)
Das ganze Buch gibt sich ordentlich Mühe den Orient zum Leben zu erwecken. Es wird wert auf Namen und Aussprache gelegt, zu jeder Nation werden Charaktere mit Spielwerten vorgestellt.
Neue Spielmechaniken
Neben neuen Hintegründen und einer Vielzahl neuer Zauber und Geheimgesellschaften gibt es auch neue Spielmechaniken: Der Massenkampf – also ein Kampf Armee gegen Armee; Kavita – der Gedichtkampf und das klassische Duell – eingeteilt in gerichtliche Duelle und private Duelle.
Alle drei Mechaniken sind eher im Halbmondreich relevant, als in der 7ten See – wobei ich mich sehr über die Mechanik des Massenkampfes freue in dem Helden als Generäle oder innerhalb der Armee als Teil einer Einheit agieren.
Etwas gewundert habe ich mich ja schon. Das Rollenspiel 7te See ist noch neu und die Welt der 7ten See könnte noch deutlich ausführlicher beschrieben werden, besonders mit Bänden zu den einzelnen Nationen – nicht solche Gesamtbände wie Theas Nationen Der Westen und der Osten. Ich einzelne Bücher zu den einzelnen Nationen! Aber statt dessen, bekommen wir ein quasi neues Setting – das Halbmondreich, der Orient. Was skeptisch begann, löste sich schnell auf. Das Buch ist das, was ich mir von einem Quellenbuch erwarte. Hintergrund und Spielmechanik, Charaktere und Plothooks. Einzig eins, zwei Abenteuer vermisse ich am Ende des Buches.
Im Vergleich zu Theas Nationen hat auch die Redaktion zugelegt. Es sind definitiv weniger orthographische Fehler drinnen. Irritiert bin ich von der Karte zu Beginn des Buches. Bisher waren die Karten immer auf deutsch übersetzt. In das Halbmondreich ist die Karte am Beginn des Buches auf englisch, was ich als wirklich Schade empfinde. Ich hoffe hier liefert Pegasus ein PDF der Karte nach.
Alles in allem ein gutes Buch, wenn man nach weiteren Hintergründen und kulturellen Einflüssen sucht!