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Rezension: Brass: Birmingham

Brass: Birmingham, eines meiner spielerischen Highlights 2018 hält sich auch 2019 als eines meines Highlights. Deshalb wird es endlich Zeit für eine Rezension.

Brass: Birmingham ist ein knallhartes Wirtschaftsspiel. Aufbauen, verkaufen, Kredite nehmen und weiter aufbauen. Wer am Ende durch erfolgreiches Wirtschaften die meisten Punkte macht gewinnt. Brass: Birmingham versetzt uns in das England der industriellen Revolution. Wundervoll grafisch umgesetzt als Weiterentwicklung von Brass: Lancashire/Kohle von Martin Wallace.

Du musst netzwerken um erfolgreich zu sein!

In Brass: Birmingham dreht sich viel um das Aufbauen von Netzwerken und Wirtschaft. Um von A nach B zu verkaufen brauche ich meistens eine Verbindung. Entweder ist das ein Schiff oder eine Schiene, denn Brass: Birmingham beschäftigt sich mit zwei Epochen dieser Zeit – Schiffsfahrt und Zugfahrt. Die Netzwerke sind das zentrale Element. Eine Verbindung ob selbst gelegt oder vom Gegner kann die Karten auf dem Brett komplett ändern. Plötzlich sind Dinge möglich, an die man vorher gar nicht gedacht hat. Die Situation ist jedes Mal neu zu bewerten unter dem Gesichtspunkt des Profits.

Handkartenmanagement muss gelernt sein

Der Kern von Brass: Birmingham ist der Handkartenmechanismus. Ohne Handkarten, keine Aktionen. Dabei will gut überlegt sein was man jetzt machen kann und was man in Zukunft machen will. Dabei geht Brass: Birmingham den Twist, dass die eine Sorte Karten bestimmt was man bauen kann, die andere wo man bauen kann. Das jeweilige andere ist dann beliebig. Mit einer Karte von Birmingham kann ich jede beliebige in Birmingham verfügbare Industrie bauen – aber eben nur in Birmingham. Mit einer Karte Eisenmine kann ich nur eine Eisenmine bauen, aber eben fast egal wo – sofern ich es erreiche. Was ich mache und was ich für die Zukunft plane ist höchst variabel und wird immer wieder von den Mitspielern durcheinander gebracht. Brass: Birmingham ist hoch interaktiv.

Gewöhn dich um!

Mit seinen hoch interaktiven Elementen bricht Brass: Birmingham mit vielen Gewohnheiten. Anfängern fällt es z.B. oft schwer, das Eisen eines Mitspielers zu verbrauchen, weil er dann eventuell Siegpunkte und Einkommen bekommt. Doch man muss es von der anderen Perspektive sehen: Man nutzt kostenloses Eisen um die eigene Wirtschaft anzukurbeln. Was der andere Spieler dann davon hat, ist Zweitrangig, denn die Beschränkungen des Marktes sind oft wesentlich schlimmer. Ebenso beim Legen der Verbindungen. Bringt dem Gegner was? Ok, vielleicht nicht optimal. Aber besser als wenn ich etwas tue, was mir nichts bringt. Wirtschaften funktioniert immer auch miteinander und nicht nur gegeneinander.

Ein weiterer Aspekt sind die Kredite. Normalerweise lernen wir in Brettspielen: Kredite nehmen ist mist, dann hat man schlecht gespielt. In Brass: Birmingham sind sie ein wichtiges Mittel um liquide zu bleiben. Ohne Geld läuft nun Mal nichts und die Banken geben es einem zu gerne, zu einem sehr geringen Preis – man muss es in Brass: Birmingham nicht zurück zahlen. Man verringert nur das eigene Einkommen.

All das geht aber gegen das, was wir in vielen Eurogames lernen und damit wird sehr deutlich: Brass: Birmingham ist ein Wirtschaftsspiel.

Die Spannung entsteht aus der Interaktion heraus

Brass: Birmingham ist eigentlich ziemlich trocken. Bauen, verkaufen, Geld einsacken. Immer wieder. Die Spannung entsteht aus der hoch interaktiven Komponente auf dem Spielplan. Ich zittere, ich bibbere, ich hoffe und ich lache diabolisch, wenn ich meinem Gegner einen genialen Zug versperre. Noch besser ist die Spielerreihenfolge, die sich an den Ausgaben orientiert. Ist man in der einen Runde letzter, kann man aktiv darauf hinarbeiten in der nächsten Erster zu sein. Dann hat man faktisch einen Doppelzug und damit kann man unfassbar böse Dinge machen. Vier Aktionen statt zwei Aktionen mit Geld Nachschub dazwischen, das setzt jedem ein ordentliches Grinsen auf.

Wo Kohle/Brass: Lancashire als zusätzliches interaktives Element die Häfen hatte, hat Brass: Birmingham das Bier. Bier ist immer gut und wir spielen in einer Zeit, in der man aufgrund der Sauberkeit lieber Bier als Wasser getrunken hat. Bier ist aber sehr knapp und nahezu Allgemeingut. Hier entbrennt ein wahrer Kampf, den jeder deutsche nur zu gerne aufnimmt – welcher deutsche Spieler lässt sich schon sein Bier streitig machen ;).

Bier ist essentiell zum verkaufen. Ohne Bier, wird nix verkauft. No Beer no Deal könnte man sagen.

Zusätzliche Variabilität

Durch das Bier und die von Partie zu Partie zufällig platzierten Warenplättchen auf den Handelsplätzen ist Brass: Birmingham deutlich variabler als Brass: Lancashire/Kohle und dadurch fahren sich keine Strategien fest. Jede Partie muss man neu überlegen, neu reagieren und neu planen. Das ist eine wahre Wonne und lässt jede Partie Brass: Birmingham zu einem spannenden Erlebnis werden.

Alex

Hi ich bin Alex '91 geboren und habe Boardgamejunkies ins Leben gerufen. Seit gut 5 Jahren liebe ich Gesellschaftsspiele und alles was damit zu tun hat und fröne dieser Leidenschaft hier. Mein Ziel? Gute Spiele spielen und besprechen und die Szene beleben und unterstützen.

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