Rezensionen

Rezension: Bunny Kingdom

Meister Lampe und der Draft

Ich mag Spiele mit Draft. Holprig übersetzt mit „Auf-die-Hand“. Ein Grund, warum ich 7 Wonders immer noch gerne spiele. Auch der optionale Draft bei Terraforming Mars ist für mich essentiell. Bei Bunny Kingdom wird ebenfalls „gedrafted“ und ja, Bunny Kingdom mag ich auch.

Foto: iello

Aber fangen wir erstmal mit dem Thema an, das geht schnell. Wir sind Anführer eines Hasenclans und wollen denselbigen zu Ruhm und Wohlstand bringen. Einen Preis für die beste Hintergrundgeschichte wird dieses Spiel nicht gewinnen, aber das will es auch nicht. Meine Geschichte wäre gewesen, die heilige Handgranate von Antiochia hätte nicht gezündet und das „Killer-Karnickel“ hätte die Weltherrschaft übernommen. Aber wer fragt mich schon…

So wird gespielt

Zurück zu Wohlstand und Ruhm. Den bekommt man durch das Setzen von kleinen Hasenfiguren auf das Spielfeld. Das Spielfeld selber ist wie ein größeres Schachbrett konzipiert, mit Koordinaten Leisten von A bis J und von 1 -10. Jedes einzelne Feld ist genau einer Karte zugeordnet. Je nach Spieleranzahl bekommt man nun 10-12 Karten verdeckt auf die Hand, sucht sich zwei aus und gibt den Rest an den Nachbarn weiter. Die ausgesuchten Karten werden gespielt und es geht vorn vorne los, bis alle Karten ausgespielt worden sind. Das bedeutet Rundenende (es gibt vier insgesamt) und die Bauphase beginnt. Bauphase? Dazu später mehr. Zurück zu dem Spielen der „gedrafteten“ Karten. Vier verschiedene Arten von Karten gibt es. Den Großteil nehmen die „Gebietskarten“ ein. Auf denen steht ganz

Städte x Ressource = Punkte

einfach eine Koordinate, zum Beispiel B 5. Spiele ich diese Karte, setze ich einen Hasen auf B 5. Simpler geht es nicht. Der Clou ist, ich bekomme am Ende der Runde nur Punkte für zusammenhängende Felder, auf denen meine Hasen stehen. Gar nicht so einfach, schließlich habe ich beim Draft immer nur eine begrenzte Auswahl an Karten und naturgemäß natürlich oft nicht die Richtige. Insgesamt wäre dies aber trotzdem noch zu einfach und jetzt kommen die Bauwerkkarten und die Ressourcen ins Spiel.

 

Viel los im Hasenstaat

Mit den Bauwerkkarten baue ich unter anderem Städte verschiedener Stufen auf Feldern, die ich bereits mit meinen Hasen kontrolliere. Ressourcen befinden sich entweder schon direkt auf dem Spielfeld oder können auch als Bauernhof nachträglich gebaut werden. Am Ende einer Runde kommt es dann zur Erntephase, sprich Punktewertung. Das geht so: Zuerst schaue ich, wo meine Hasen nebeneinander auf zusammenhängenden Feldern stehen. Das nennt man dann ein Lehnsgut. In diesem Lehnsgut muss eine Stadt vorhanden sein, genauso wie Ressourcen. Daraus ergibt sich folgende Gleichung: Stufe der Stadt mal Anzahl der unterschiedlichen Ressourcen innerhalb des Lehnsguts gleich Punkte. Ich muss also versuchen, mit meinen Hasen möglichste viele verschiedene Ressourcen innerhalb eines Lehnsguts zu kontrollieren sowie möglichst viele bzw. starke Städte dort bauen.

Die dritte Kartenart sind die Schriftrollen. Die Schriftrollen beziehen sich rein auf die Punktwertung am Ende. So bekommen ich zum Beispiel mit einer bestimmten Rolle am Spielende Punkte für jedes kontrollierte Feld mit Karotten. In einem anderen Fall bekomme ich extra Punkte für kontrollierte Felder am Spielfeldrand.

Der vierte und letzte Kartentyp sind die Vorratskarten. Sie ermöglichen es dem Spieler zwei Karten zu ziehen und direkt auszuspielen.

Nach vier Runden ist Schluss und es kommt zur Endwertung. Nach der normalen Wertung am Rundenende deckt jetzt jeder Spieler seine Schriftrollen auf und wertet sie ebenfalls aus. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt.

Bei zwei Spielern werden die Draft-Regeln angepasst. Jeder Spieler hat zehn Karten auf der Hand und zehn Karten liegen verdeckt vor ihm auf dem Tisch. Jedesmal vor dem Ausspielen zieht der Spieler eine Karte von dieser Reserve. Eine Karte spielt er dann wie gewohnt aus, eine andere wird aus dem Spiel genommen. Danach werden die Karten wie üblich an den Gegner weitergegeben.

Schön aber zu klein

Das Material ist eigentlich sehr gut gelungen. Die unzähligen Hasen haben Knuddelfaktor und die Illustrationen gehören zu dem Besten was ich lange gesehen habe, richtig schön! Das Spiel hat aber was die Komponenten angeht einen Haken, das Spielfeld ist sehr klein. Die Entscheidung kann nur aus Kostengründen gefallen sein. Es stehen im Laufe des Spiels Dutzende Hasen auf dem Brett, die Übersicht geht da teilweise verloren. Echt schade, zumal der Rest wirklich toll aussieht.

Fazit

Gunnar meint

Bunny Kingdom gefällt mir! Es ist ein schönes, ich würde mal sagen, gehobenes Familienspiel mit zwei Mechanismen (Draft und Area Control), die hier in dieser Mischung gut zusammenpassen. Das Spielprinzip ist simpel und nach maximal 15 Minuten Regelerklärung ist jeder drin im Spiel. Ich mag es, wenn man in Spielen immer wieder das beste aus einer Situation machen muss. Genau wie bei 7 Wonders gibt es selten die perfekte Lösung / Karte, sondern es ist ein ständiges Abwägen wie ich meine Hasenreich entwickle. Versuche ich dem Gegner mit Verbauen seine Tour zu vermasseln oder konzentriere ich mich mehr auf mich selbst. Gerade bei drei Spielern gibt es beim destruktiven Spielstil häufig den lachenden Dritten. Das Spiel skaliert gut mit der Spielerzahl. Trotzdem spielt es sich für mich mit drei Spielern am Tisch am besten. Zu zweit ist es angenehm taktisch, jedoch ist auf der Karte nicht zuviel los, bei vier Spielern geht teilweise dann doch die Übersicht verloren. Einfach wunderschön sind die Grafiken auf den Karten. Das ganze erinnerte ein bisschen an Alice im Wunderland und gibt dem Spiel auf jeden Fall eine tolle Stimmung.

Was mir gar nicht gefällt sind die Schriftrollen. Solche Karten für Endwertungen gibt es in zig Spielen und sind auch meisten essentiell für den Sieg. Oftmals sorgen sie auch dafür, seine Strategie während des Spiels  anzupassen. Bei Bunny Kingdom gibt es sehr unterschiedliche Schriftrollenkarten. Manche bringen im Vergleich wirklich wenig, manche wirklich viel. Trotzdem liegt der Fokus im Draft, insbesondere in den ersten Runden einer Partie, naturgemäß erstmal nicht auf diesen Karten. Hasen auf das Feld bringen oder den Punktemultiplikator mit einer Stadt bzw. Ressource zu erhöhen bringt in meisten Fällen deutlich mehr. So kommt es oft vor, dass die Schriftrollen als letztes übrig bleiben. Man hat also im Prinzip keine Wahl welche man bekommt. So sammeln sich über das Spiel bis zu einem Dutzend solcher Karten vor einem auf dem Spieltisch. Wer soll da den Überblick behalten? Der Familienspieler? Ganz bestimmt nicht. Der Kennerspieler? Der versucht seine Strategie danach auszurichten, was auf Grund der Struktur des Drafts aber äußerst schwer ist. So verkommt die Endwertung der Schriftrollen zu einer Wundertüte. Das bringt natürlich einen gewissen Spannungsfaktor mit sich, ist aber meiner Meinung nach nicht der Sinn der Sache. Eine Lösung wäre, die Anzahl der Schriftrollen, die man haben darf, zu reduzieren.

Trotzdem ist das Spiel für mich immer noch gut. Das Draften macht einfach Spaß und zusammen mit den schönen Grafiken und der kurzen Spielzeit sticht das Spiel auf jeden Fall aus der Masse heraus. Ein typisches Feel-Good Spiel, dass auch dem Kennerspieler gefallen könnte.

 

Gunnar

Baujahr 76 mit Leidenschaft zu komplexen, thematischen, interaktiven Euros und Wirtschaftsspielen. Sehr gern auch im Bereich der historischen Konfliktsimulationen und 18xx unterwegs.

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