Rezensionen

Rezension: Fallout

Wär‘s doch nur kooperativ

Willkommen in der post nuklearen Welt von Fallout. Lange genug hat es gedauert, bis die beliebte Videospielserie von Bethesda Softworks endlich einen Ableger im Brettspieluniversum bekam und wer könnte dafür besser geeignet sein als Fantasy Flight Games. Meint man zumindest. Warum auch Fantasy Flight Games nicht perfekt ist und Fallout definitiv ein paar Schwachstellen hat, versuchen wir in dieser Rezension zu ergründen.

Transparenzinfo
Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar von asmodee. Siehe hierzu unsere Transparenzinformationen.

Spielmechanik

Falloiut ist ein Abenteuerspiel und ähnlich wie Runebound nicht kooperativ sondern kompetitiv. Wir laufen auf einer Karte aus Hexfeldern herum, erfüllen Quests, bekämpfen Mutanten, sammeln Ausrüstung und versuchen dadurch Siegpunkte (erfüllte Aufgaben) zu erhalten um am Ende das Spiel zu gewinnen. Hinzu kommt noch ein interessantes Fraktionensystem sowie Story-System, welches deutlich Einfluss auf Sieg oder Niederlage nimmt.

Mechanisch ist es im Großen und Ganzen Standardkost – leicht abgewandelt. Kämpfe werden mit Würfeln entschieden, wobei man keine Zahlen, sondern Trefferzonen würfeln muss. Ist thematischer, macht aber keinen großen Unterschied. Der Zufallsfaktor ist ähnlich hoch. Die Bewegung der Gegner wird über feste Regeln gesteuert. Ausrüstung und Level-Up verbessern unsere Fähigkeiten. Neben Lebenspunkten gibt es thematisch passend auch einen Strahlungslevel, der nicht zu hoch sein darf.

Wirklich spannend ist das Quest und Storysystem. Erstens stellen uns viele Questkarten vor eine Wahl, deren Ausgang wir nur schätzen können. Es wird also der Fokus auf die Story und die moralische Entscheidung, nicht auf das mechanische „was bekomm ich?“ gelegt. Der zweite wichtige Punkt ist das Fortführen von Geschichten. Das Deck aus Karten besteht am Anfang nur aus ein paar Grundgeschichten und je nachdem wie man diese löst, kommen neue Karten ins Deck, welche die Geschichten passend fortführen. Dadurch hat man wirklich sowas wie eine eigene konsistente Story.

Der Knackpunkt sind aber nicht die Quests an sich. Diese sind gut gelöst, spannend, thematisch, durch das weiterführen erzählen sie sogar eine Geschichte. Problematisch sind die Siegpunkte, welche in Fallout verteilt werden. Jeder Spieler erhält zu Spielbeginn zufällig ein Ziel. Das kann einer der beiden Fraktionen zugeordnet sein, oder ein neutrales Ziel sein. Da beide Fraktionen im Wettstreit miteinander stehen, ist das bei zwei Spielern z.B. optimal, wenn jeder das Ziel einer Fraktion hat. Dann macht es sogar Sinn, dass jeder versucht seiner Fraktion zu helfen. Mies wird es z.B. bei vier Spielern. 2 Spieler haben die gleiche Fraktion, einer die andere und der vierte die neutrale Siegpunktkarte. Tja, jetzt spielen quasi zwei zusammen, weil sie sich gegenseitig die Punkte hochtreiben und das Spielende auslösen. Das ganze wird noch auf die Spitze getrieben, indem man noch mehrere dieser Siegpunktkarten erhalten kann und auch das wieder zufällig ist.

Doch diese steht aufgrund der Mechanik im Hintergrund. Fallout ist kompetitiv. Ich muss gewinnen!

Spielmaterial

Fallout ist jetzt nicht orpulent ausgestattet, nur 5 Miniaturen ist für Fantasy Flight Games Verhältnisse ja wirklich wenig, allerdings ist die Ausstattung optisch ansprechend, fängt das Thema gut ein und vor allen Dingen ist sie im Handling äußerst praktisch. Die Playerboards, bei denen zwei Schichten durch Nieten verbunden werden passen super und machen ihren Job, ohne dass sie sich biegen (ein Seitenhieb an die Double Layer Boards).

Die Miniaturen selbst könnten wirklich besser sein und liegen meiner Meinung nach zwischen Imperial Assault und Villen des Wahnsinns. Nicht top, aber auch nicht schlecht. Brettspielminiaturen halt.

Spielgefühl / Fazit

Alex meint

Fallout macht so viel richtig und eine entscheidende Sache falsch. Es müsste kooperativ sein, damit man sich auf die Geschichten und die Welt einlassen kann. Sie genießen und miteinander erkunden kann. Seite an Seite kämpfen. Freude und Leid teilen. Eine Fraktion unterstützen und den Untergang der anderen herbeiführen. Aber nein. Bei Fallout muss es um Siegpunkte gehen. Es muss ein Gegeneinander sein bei dem es nur einen Gewinner in dieser Post-Apokalypse gibt. Das zerstört leider so viel von dem sonst so genialen Storygetriebenen Abenteuerfeeling. Ich will keinen Sieger. Ich will die Geschichte erleben, gemeinsam!

Wobei man bestimmt ein gutes kompetitives System hätte finden können, aber Fallout versucht das durch zufällige Siegpunktkarten zu lösen, welche bestimmte Fraktionen bevorzugen, absolut zufällig und im schlimmsten Fall extrem ungerecht. Das kann Fantasy Flight Games doch eigentlich deutlich besser.

Dass das ein großer Schwachpunkt des Fallout Brettspiels ist, zeigt sich auch daran, dass Fantasy Flight Games dem Spiel eine Erweiterung spendiert, die genau diesen Kritikpunkt behebt. Fallout bekommt mit New California eine kooperative Erweiterung spendiert und daher bleibt Fallout auch im Regal und wird eines neuen Blickes gewürdigt, wenn die Erweiterung da ist. So muss sich Fallout erst Mal mit einem durchschnittlich bis gut zufrieden geben. Kooperativ hat es aber für mich das Potential zu einem sehr gut. Wir werden sehen.

 

Alex

Hi ich bin Alex '91 geboren und habe Boardgamejunkies ins Leben gerufen. Seit gut 5 Jahren liebe ich Gesellschaftsspiele und alles was damit zu tun hat und fröne dieser Leidenschaft hier. Mein Ziel? Gute Spiele spielen und besprechen und die Szene beleben und unterstützen.

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