Rezensionen

Rezension: Outlive

Willkommen in der Post-Apokalypse

Spiele in der Post-Apokalypse – also nach dem vermeintlichen Weltuntergang. Oft sind das eher kämpferische Spiele, welche den Überlebensaspekt in den Mittelpunkt stellen. Outlive nimmt sich Aspekte davon. Im Thema des Spiels geht es durchaus ums überleben. Überleben als Gruppe in einer nuklear verseuchten Welt – in direkter Konkurrenz zu anderen Gruppen. Man kann es sich denken, die Spieler repräsentieren eine Gruppe von Überlebenden – jeder für sich. Die Überlebenden selbst sind „Arbeiter“ unterschiedlicher Stärke, welche sich auf dem Spielplan auch Mal gegenseitig Dinge abnehmen.

Transparenzinfo
Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar von Pegasus Spiele. Siehe hierzu unsere Transparenzinformationen.

Spielmechanik

Im Grunde haben wir hier ein Workerplacement mit ein paar besonderen Kniffen. Der auffälligste Kniff ist, dass unsere Worker unterschiedlich stark sind. Kommt eine Figur (Worker) auf ein Feld mit Figuren des Gegners und der Gegner ist Schwächer als die eigene Figur, versuchte diese der gegnerischen Figur etwas abzunehmen. Das Stärkeverhältnis kann durch Munition verändert werden und mehr passiert auch nicht.

Der zweite Kniff ist, dass die Figuren sich auf dem Spielplan bewegen. Sie müssen dies sogar tun. Die Orte sind miteinander verbunden und man muss eine Figur 1 oder 2 Felder weiter bewegen. Dabei sollte man natürlich auf gegnerische Figuren achten.

Die Stärke dient aber nicht nur dem bekämpfen gegnerischer Figuren, sie gibt auch an, wie gut eine Aktion ausgeführt wird. Je Stärker meine Figur, desto mehr erhalte ich durch sie. Es sind quasi Aktionspunkte.

Ein weiterer Kniff ist das eigene Bunkertableau. Dort bauen wir den Bunker für unsere Gruppe auf und verhindern das Eindringen von radioaktiver Strahlung. Neben unseren Figuren auf dem Spielplan haben wir Überlebende in unserem Bunker, die unterschiedliche Aufgaben erfüllen können/müssen/sollen.

Spielablauf

Outlive läuft in 9 Schritten ab:

  1. Dämmerung – Hie wird alles aufgefüllt
  2. Bewegung – Figuren müssen bewegt werden, Aktionen werden ausgeführt
  3. Ereignisse – Ausliegende Ereignisse können abgewendet werden. Dafür müsst ihr Ressourcen abgeben
  4. Ernähren – Überlebende müssen ernährt werden – ansonsten sterben sie
  5. Strahlung prüfen – Ich bin so schön verstrahlt!
  6. Neue Überlebende rekrutieren – Mit Essen neue Leute anlocken!
  7. Räume bauen / Eigenschaften aktivieren – Auf geht’s an die Arbeit! Material verwenden um zu bauen
  8. Ausrüstung instand setzen – Unsere Figuren müssen stärker werden, also brauchen wir Ausrüstung!
  9. Bunker-Wartung – Essen verdirbt, Wasser wird verbraucht.

Skalierung der Spielerzahl

Wie man es sich denken kann, lebt Outlive ein Stück weit von der Konkurrenz auf dem Spielplan und von der Gefahr von anderen Figuren überfallen zu werden. Allerdings ist der Spielplan nicht variabel – er skaliert also nicht. Einzig die verfügbaren Ressourcen werden bei weniger als 4 Spielern reduziert.

Somit skaliert das Spiel nur sehr begrenzt mit der Spielerzahl. Doch muss das nicht unbedingt schlecht sein oder? Unterschiedliche Spielgefühle können trotzdem gute Spielgefühle sein. Schauen wir uns das Spiel also genauer an.

Spielzeit

Die Spielzeit ist mit 45-90 Minuten angegeben. Im ersten Spiel zu viert sind 90 Minuten nicht zu halten. In weiteren Partien aber locker möglich. 45 Minuten bezieht sich dann auf zwei geübte Spieler – was grundsätzlich ja auch richtig ist. Ich will ja keine Angabe für die Erstpartie, da die sehr davon abhängt wie gut man Regeln versteht und wie gut man vorbereitet ist.

Spielmaterial

Noch nie habe ich solch eine Varianz in der Qualität des Spielmaterials erlebt. Bei Outlive ist alles dabei. Von richtig dicken Papptokens bis hin zu sehr dünnen. Ist das deswegen Qualitativ besser oder schlechter? Nicht zwangsläufig, aber es fühlt sich komisch an, wenn manches sehr dick, anderes sehr dünn ist. Da hätte ich mir eine einheitlichere Linie bei der Auswahl des Materials gewünscht. Es gilt zwar nicht „one size fits all“. Mängel gibt es aber beim Spielmaterial keine. Daher – alles gut soweit!

Die Spielregel

Die Spielregel ist gut aufbereitet und leicht verständlich. Ich hatte keine größeren Probleme mit dem Spiel und habe bei einmal lesen auch verstanden, was ich tun muss. Die Übersicht auf der Rückseite ist gold wert und sollte Standard sein. Ebenso ist das Glossar der Räume und der Ausrüstung zu loben. So können Zweifel schnell aus dem Weg geräumt werden. Zu einer sehr guten Anleitung fehlt mir ein Inhaltsverzeichnis – ich weiß, das hätte eine Doppelseite mehr bedeutet, aber hey – mein Job ist es nicht Lösungen zu finden, sondern Kritikpunkte aufzuzeigen ;).

Mein Spielgefühl und Fazit

Alex meint

Outlive und ich, das war eine schwere Geburt. Konfrontative Spiele haben es selten leicht und anderen etwas wegnehmen, erzeugt selten ein positives Spielgefühl. So ist das leider auch in Outlive. Das Wegnehmen ist nie wirklich schmerzhaft, es ist eher nervig. Nervige Spielelemte brauch ich aber nicht, daher könnte das gerne weg. Statt dessen wäre mir ein skalierender Spielplan viel wichtiger. Bei zwei Spielern geht man sich viel zu leicht aus dem Weg, so dass auch die Ressourcen nicht zwingend knapp werden. Bei drei Spielern ist es ok und bei vier Spielern hat das Spiel definitiv seinen „Sweetspot“. Insgesamt sehe ich im jagen, sammeln, bauen und wegnehmen von Outlive keine besondere spielerische Herausforderung. Es ist kein strategischer Brecher, das ist klar. Es ist eher ein taktisches Spiel mit strategischen Elementen (Bunkerausbau). Die Trennung des Spielsystems in Spielplan und Bunkerausbau funktioniert, wobei der Bunker eigentlich nur ein Boni- und Ressourcengeber für das restliche Spiel ist. Klar, der Bunker gibt am Ende die Siegpunkte, aber eigentlich ist der zentrale Spielmechanismus das Bewegen der eigenen Figuren. Outlive verbindet ein ungewöhnliches Setting, mit toller Optik und versucht den Sprung zum thematischen Spiel, scheitert dabei aber an Spannung und einer eher nervig ausgestalteten Interaktion. Am Ende bleibt ein Spiel und ein Spielgefühl, dass den Eindruck beschert, hinter seinen Möglichkeiten zurück zu bleiben. Es ist nicht Fleisch nicht Fisch. Der Überlebenskampf ist nicht wirklich ausgeprägt, der Konflikt der einzelnen Gruppen ist nicht wirklich ausgeprägt, der Bau des Bunkers ist nicht wirklich anspruchsvoll. Was will Outlive sein? Workerplacement? Überleben? (Bunker)Aufbaustrategie? Nicht ganzes und nichts halbes. Die, meiner Meinung nach, schlechte Skalierung gibt dem ganzen den Rest. [taq_review] [/author] [box type=“warning“ align=“aligncenter“ class=““ width=““]Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar von Pegasus Spiele.

 

Alex

Hi ich bin Alex '91 geboren und habe Boardgamejunkies ins Leben gerufen. Seit gut 5 Jahren liebe ich Gesellschaftsspiele und alles was damit zu tun hat und fröne dieser Leidenschaft hier. Mein Ziel? Gute Spiele spielen und besprechen und die Szene beleben und unterstützen.

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Ein Kommentare

  1. Ich hab das Spiel vorhin mit 3 Freunden gespielt und nach einer Weile waren alle nur noch frustriert. Ich oder der Spieler, der vor mir dran ist, haben jede Runde das Anfänger Märkchen sofort bekommen und somit konnte ich alle außer ein Ereignis abwenden und hab so alle Punkte bekommen. Einer meiner Freunde hat dann tatsächlich durch Bunkerbau gewonnen, aber das war auch nur eher stumpfes Essen farmen. Meiner Meinung nach nicht sonderlich taktisch das ganze Spiel. Ich wünschte ich hätte es vorher getestet, ich denke ich werde es verkaufen..

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