Rezensionen

Rezension: Detective – Ein Krimi Brettspiel

Einmal selbst Ermittler sein

Detective ist der neue Streich von Ignacy Trzewiczek (Portal Games – Neuroshima Hex, Imperial Settlers, Robinson Crusoe etc.). Es reiht sich ein in einen kleinen Trend: Krimi-Brettspiele. Detective hat aber den Anspruch diese Art auf ein ganz neues Level zu heben. Weg von den kleinen Rätseln, hin zu richtiger Ermittlungsarbeit. Um das zu erreichen bekommen wir ein Hilfsmittel – die Antares-Datenbank. Eine Datenbank der Super-Organisation Antares die quasi zugriff auf alle Daten dieser Welt hat. Darin finden wir Akten, können Beweise miteinander vergleichen und am Ende eines Falles unseren Bericht abgeben.

Transparenzinfo
Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar von Pegasus Spiele. Siehe hierzu unsere Transparenzinformationen. Des Weiteren kenne ich den Redakteur der deutschen Version – Benjamin Schönheiter – persönlich.

Ganze 5 Fälle, welche als Kampagne alle miteinander zutun haben und dementsprechend nacheinander und in der gleichen Gruppe gespielt werden sollten, bringt uns Detective mit. Doch wie spielt sich das ganze? Was für eine Spielmechanik steckt dahinter?

Die Spielmechanik

Mechanisch steckt gar nicht so viel hinter Detective. Wir ziehen Karten, auf denen steht was – z.B. das Gespräch mit einer Person. Diese Karte gibt uns Hinweise auf weitere Karten, die wir ziehen dürfen. Manche Karten erlauben es uns, tiefer zu ermitteln – z.B. intensiv nachzufragen oder ähnliches. Das kostet Zeit und manchmal auch spezielle Marker, von denen wir nicht unendlich haben. Zeit ist sowieso ein Faktor. Jeder unserer Fälle ist durch ein Zeitlimit begrenzt. Wir starten meistens morgens um 8 und haben an einem normalen Arbeitstag bis 16 Uhr Zeit. Alles über 16 Uhr erzeugt Stress. Haben wir zu viel Stress, müssen wir den Fall beenden. Wir sind also gezwungen, rechtzeitig Feierabend zu machen. Doch machen wir Feierabend, beginnt der nächste Tag und wir haben eventuell nur einen oder zwei Tage.

Zusätzlich zu den Karten, auf welchen steht, wie viel Zeit sie uns kosten (Das erfährt man übrigens erst NACHDEM man die Karte aufgedeckt hat, ein zurücklegen gilt nicht), gibt es unterschiedliche Orte. Jeder Ortswechsel kostet 1 Stunde. Mal muss man zum Gericht, Mal zu Personen nach Hause. Man sollte also schon planen, in welcher Reihenfolge man die Orte absucht.

Kommen wir zur Antares-Datenbank von Detective. Das ist eine Webseite. Wir brauchen also ein internetfähiges Gerät. Geht die Webseite nicht, können wir nicht spielen, so wie nach Weihnachten 2018 – verdammt ärgerlich. Viele Karten sagen uns wir sollen @XYZ aufrufen. Das @ steht immer für einen Eintrag in der Antares Datenbank. Vor dem @ steht noch eine Kategorie. Also z.B. Person@111 oder Sonstiges@111. Sehen wir so etwas, rufen wir die entsprechende Akte durch Eingabe in der Antares Datenbank auf. Diese Einträge können uns zu weiteren Hinweisen führen.

Neben den Akten gibt es die Beweise in der Antares Datenbank. Man muss im Spiel oftmals Beweise finden, um jemandem als Verbrecher zu überführen. Diese Beweise haben einen Code. Diesen Code gibt man in Antares ein um ihn mit anderen Beweisen, DNA-Proben, Fingerabdrücken oder sonstigem abzugleichen. Hat man einen Treffer, informiert einen die Datenbank. Manchmal ist es aber auch aufschlussreich, wenn man keinen Treffer hat. Die gefundenen Daten in der Antares Datenbank kann man die ganze Kampagne über aufrufen. Sie bleiben von Fall zu Fall gespeichert, so dass die eigene Datenbank immer voller wird.

Zusätzlich zu diesen grundsätzlichen Mechaniken warten die Fälle mit einigen Besonderheiten auf euch. Aber da lasst ihr euch besser überraschen!

Spielgefühl / Fazit

Alex meint

Für Detective fielen uns einige Adjektive ein. Grandios! Immersiv! Spannend! Nervenaufreibend! Frustrierend! Schwer! Lang! Anstrengend! In jedem Fall kam eigentlich jedes dieser Adjektive vor. Doch jeder Fall endete eigentlich mit den positiven Adjektiven. Das Spielgefühl von Detective muss man erleben. Es ist ein anstrengend bis zu 4-5 Stunden an einem Fall zu sitzen. Es kann frustrierend sein, wenn man dann verliert. Aber das Spielgefühl wirklich zu kombinieren, zu ermitteln, in die Datenbank einzugeben, zu überlegen ist einfach grandios. Wir haben recht schnell den Laptop zur Hilfe genommen um Mindmaps zu erstelllen um damit zurecht zu kommen. Eine gewisse Frustresistenz ist aber wichtig. Denn wie gesagt, es kann sehr schwer und frustrierend sein. Aber es hat den Vorteil ein kooperatives Erlebnis zu sein, also entweder schummelt man, oder man versucht es erneut. Auch ungewohnt ist, dass man nie alles erfahren wird. Man erfährt so viel aus einem Fall, wie man gelöst hat. Die Auflösung präsentiert einem dann die wichtigsten Fakten, welche für den weiteren Verlauf der Kampagne von Nöten sind. Kleine Details hat man dann aber vielleicht übersehen. Allles aber kein Drama, wenn auch frustrierend. Detective funktioniert – immer und das macht dieses Spiel so genial. Antares macht einfach Spaß, so lange die Webseite auch funktioniert. Das ermitteln, kombinieren und die Thematik der Fälle ist grandios.

Detective hat aber auch seine kleinen Schwächen. Das Writing – also die Art wie der Text geschrieben wurde, ist gut, hat aber seine Längen. Es gibt viele Wiederholungen von Alltäglichem. Unser Detective geht essen, holt sich nen Drink, oder klischeehaft einen Donut. Uns hat das nie wirklich gestört, es fällt aber auf und könnte durchaus nerven.

Trotzdem muss man warnen. Detective ist nichts, was man einfach Mal so an einem Abend unter der Woche spielt. Die Spielzeit pro Fall ist hoch – wir haben immer so vier bis fünf Stunden benötigt. Zusätzlich waren diese Stunden sehr anstrengend. Zwei Fälle hintereinander spielen? Für uns undenkbar.

Des Weiteren sollte man sich bewusst sein Detective ist kein Solo Spiel und das hat rein gar nichts mit der Spielmechanik zu tun. Detective ist kognitiv fordernd. Sehr fordernd und ich behaupte, dass es eine durchschnittlich intelligente Person alleine überfordert. Man benötigt mehrere Gehirne (mind. 2 wären gut) und die Ideen mehrerer Personen. Das gehört auch zum Spiel dazu. Verdächtigen, diskutieren, Vermutungen aufstellen, Beweise für Theorien sammeln. All das bietet Detective mehr und es wäre schade, wenn man das nicht mit anderen zusammen erlebt.

Zu guter letzt sei erwähnt: Detective ist nur einmal für jede Person spielbar. Man zerstört aber nichts. Es gibt auch keine Accountbindung oder so. Jeder kann in der antares Datenbank beliebig viele Accouunts erstellen und losspielen. Einem weitergeben von Detective steht also nichts im Wege.

Für mich war Detective mein absolutes Highlight im Jahr 2018 obwohl wir uns teilweise wirklich die Zähne an den Fällen ausgebissen haben. Deswegen: Boardgamejunkies Award und klare Empfehlung meinerseits. Ein herausragendes Spiel!

Alex

Hi ich bin Alex '91 geboren und habe Boardgamejunkies ins Leben gerufen. Seit gut 5 Jahren liebe ich Gesellschaftsspiele und alles was damit zu tun hat und fröne dieser Leidenschaft hier. Mein Ziel? Gute Spiele spielen und besprechen und die Szene beleben und unterstützen.

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4 Kommentare

  1. Moin Moin.
    Danke für deine Übersicht. Wir haben gestern Abend auch mit einem befreundeten Paar den ersten Fall bearbeitet. Für uns der erste Versuch, für die Freunde der zweite. Zweimal mit Pauken und Trompeten gescheitert. Ca 10 Punkte.
    Was uns verwundert ist unsere Anzahl an Beweismitteln, welche glatt 0 war. Selbst nach einem weiteren, geschummelten Versuch, wieder keine. Es gab keine Spur die wir nicht beidseitig verfolgt haben und keinen Code den wir nicht eingetippt hätten.
    Kannst du da etwas Licht ins Dunkel bringen wie das genau laufen soll? Ich geh irgendwie von einem Anwendungsfehler aus. Aber die Anleitung ist da etwas zu dürftig.
    Grüße
    Steffen

    1. Hallo,

      puh, Fall 1 ist lange her. Ich meine da gab es gar keine Beweise. Beweise sind in Detective insgesamt recht selten – macht euch da also keinen zu großen Kopf drüber. Trotzdem sind sie teilweise sehr wichtig.

      LG,
      Alex

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