Angespielt

Angespielt: Golem Arcana

Wir kamen in den Genuss Golem Arcana anzutesten und wollen euch im folgenden Beitrag an unseren ersten Eindrücken teilhaben lassen.

Das Spiel

Golem Arcana ist ein digital unterstütztes Miniaturenspiel, das durch einen Interfacestift via Infrarotkamera Microcodes auf dem Spielmaterial ausliest und diese mittels Bluetooth an ein Endgerät (Tablet, Smartphone) weiterleitet. Einfacher gesagt, Golem Arcana ist ein regelreiches Tabletop, das durch eine App unterstützt wird, die den Spielern langwieriges Regel-Lernen erleichtert oder sogar gänzlich abnimmt, digitale Armee-Zusammenstellung ermöglicht und das Spielgeschehen und alle nötigen Informationen jederzeit zur Verfügung stellt.

In Golem Arcana treten die Spieler als eine der beiden verfeindeten Fraktionen Gudanna und Durani, oder im Auftrag der Söldnerkönigreiche Zikia und Urugal gegeneinander an und übernehmen die Kontrolle über mächtige Golems, allesamt mit einzigartigen Fertigkeiten ausgestattet, um den Sieg über den Feind zu erringen.

Die deutsche Edition wird derzeit von Pegasus aufgelegt und voraussichtlich im Mai 2015 erscheinen.

 

_Spielmaterial_Übersicht
Eine aufgebaute Runde Golem Arcana

Die Fraktionen

Die meisten Szenarien erfordern eine selbst zusammengestellte Armee aus Golems. Das Zusammenstellen einer Armee funktioniert wie bei anderen Tabletops nach dem bewährten Armee-Punkte-System, bei dem jeder Spiele eine gewisse Anzahl an Armeepunkten zur Verfügung hat, die er für den Aufbau seiner Armee ausgeben darf. Bevor jedoch eine Armee erstellt werden kann, muss ein Spieler sich für eine Fraktion entscheiden, die dann festlegt, welche Golems, Ritter (Knights) und Alt-Ehrwürdigen (Ancient Ones) für ihre Armee in Frage kommen (Genaueres zur Welt Eretsu und zur Geschichte der verfeindeten Fraktionen könnt ihr unter www.GolemArcana.de nachlesen). Anhand der Größe der Golems können vier Kategorien unterschieden werden: Kriegsgewicht, Oger, Titan und Koloss (aufsteigend). Jede Kategorie hat dabei Auswirkungen auf Bewegung und Kampf.

Durani Imperium

Für diese Fraktion dürfen Durani, Zikia und Urugal Golems kämpfen. Sie bestehen eher aus Edelmetallen und haben einige Golems mit Flügeln, was Ihnen erlaubt über das Schlachtfeld zu fliegen.

Gudanna Dominion

Hier dürfen Gudanna, Zikia und Urugal gemeinsam in den Kampf ziehen. Diese Golems bestehen aus Blut und Sand und fühlen sich in der Wüste heimisch. Teuflische Attacken mit Feuer sind ihre Spezialität.

Söldnerkönige Zikia und Urugal

 

Zikia (http://golemarcana.com/2014/08/05/golems-of-arcanum-zikia/)
Zikia (http://golemarcana.com/2014/08/05/golems-of-arcanum-zikia/)

Es ist auch möglich nur mit Zikia und Urugal für die Söldnerkönige anzutreten. Die Zikia sind Naturgolems, die sich im Wald am wohlsten fühlen und die Kräfte der Pflanzen benutzen um ihre Gegner in die Flucht zu schlagen. Die Urugal bestehen aus Knochen, sind vorwiegend Nahkämpfer, ich durfte sie bei unserem Treffen spielen und empfand sie als ziemlich fies. :)

Die Regeln

Im Folgenden gehe ich nur auf Grundprinzipien des Spiels ein, um einen groben Überblick zu verschaffen. Die Regeln sind noch weit umfangreicher und tiefgreifender. Auf www.GolemArcana.de könnt ihr weitere Mechanismen des Spiels nachlesen.

Bei Golem Arcana wird in Runden gespielt. Ein Spieler kann pro Zug bis zu 12 Aktionspunkte (AP) ausgeben. Die Anzahl der verfügbaren AP ist abhängig von der Größe (Punktegröße) des Szenarios.

Ein Zug beginnt immer mit der Erhaltungsphase. Diese führt die App eigenständig aus, was umständliches Rechnen erübrigt. Hierbei werden Dinge wie das Sammeln von Mana, Reduzieren von Cooldowns oder anhaltender Schaden verrechnet und den Spielern animiert verdeutlicht. In der darauffolgenden Aktionsphase kann der Spieler seine Aktionspunkte ausgeben, zum Beispiel um sich zu bewegen oder eine bestimmte Fähigkeit einzusetzen. Aufgesparte AP generieren Mana, das später beispielsweise für Fertigkeiten der Alt-Ehrwürdigen ausgegeben werden kann. In Golem Arcana hat jede Fähigkeit eine Abklingzeit, was sich in kumulierten Abklingzeichen äußert. Dies bedeutet, dass nach Benutzen einer Fertigkeit ein Cooldown (ein Zeichen) auf die Fähigkeit gerechnet wird. Jedes Abklingzeichen verdoppelt dabei die AP-Kosten der Fähigkeit für die nächste Runde. Erst wenn alle Kumulierungen wieder verschwunden sind (zu Beginn jeder Runde wird ein Zeichen abgezogen) kann die Fähigkeit wieder für ihre Standardkosten gespielt werden. Nicht nur für Fertigkeiten sondern auch um sich über die Landschaftsfelder zu bewegen müssen AP ausgegeben werden. Je nach Feldtyp und nach Art des Golems sind die Kosten variabel.

 

Im Kampf unterscheiden sich sowohl Nahkampf- als auch Fernkampfangriffe, sowie Einzelzielangriffe und Flächenangriffe. Innerhalb eines Kampfes spielen 3 Werte der Golems eine entscheidende Rolle. Die Ausweichfähigkeit, die definiert, wie schwierig es ist, einen Golem zu treffen, die Rüstung, die den erlittenen Schaden reduziert und die Lebenspunkte. Sollte ein Golem keine Lebenspunkte mehr übrig haben, stirbt er. Jeder Angriff hat spezifische Kosten, eine Trefferwahrscheinlichkeit (von dieser wird beim Angriff die Ausweichrate noch abgezogen), den Schadenswert des Angriffs und eine Reichweite. Der Angriff wird dann mit Würfeln ausgefochten. Dies kann wahlweise direkt über die App abgehandelt, oder manuell erwürfelt werden (und ist dann über eine Karte in die App eintragbar). Zudem gibt es die Möglichkeit kritisch oder glücklich zu treffen (Pasch). Ein Szeanrio endet wenn die Siegbedungungen erfüllt sind, zum Beispiel wenn die erforderlichen Siegpunkte von einem Spieler errungen wurden.

Die App

Die Golem Arcana App ist kostenfrei und wird durch den, in der Grundbox enthaltenen DTI Stift gesteuert. Die Funktionen der App sind vielfältig. Außerhalb des Spiels können Szenarien eingesehen und eingestellt oder Armeen gebaut und gespeichert werden. Während des Spiels liefert sie alle, für die Spieler relevanten, Daten und ermöglicht es, jederzeit Informationen z.B. über Gelände, Golemwerte, Ritter etc. einzuholen. Zudem berechnet sie Schadenswerte, führt Kämpfe aus und erinnert an Regeln. Und auch zum Würfeln kann sie eingesetzt werden.

Während unseres Spiels gab es keine Störungen oder Verzögerungen. Die App hat einwandfrei funktioniert und prompt auf unsere Eingaben reagiert. Besonders praktisch ist es, dass man begonnene Spiele speichern kann, sofern einmal spontan die Zeit ausgeht, um sie dann ein andern Mal genau an der Stelle wieder aufzugreifen. Durch die Anzeige der App lässt sich die Spielsituation auf den Geländefeldern schnell und einfach wieder nach empfinden.

Zudem wird durch die App sichergestellt, dass keine Regeln oder Besonderheiten, wie zum Beispiel ein, über mehrere Runden anhaltender, Schaden vergessen werden. Sämtliche Erhaltungsaktionen, wie das Generieren von Mana, die Zuweisung von Schaden oder Heilung werden von ihr automatisch ausgeführt. Vorteilhaft einerseits, da, wie bereits erwähnt, an alles „gedacht“ wird, andererseits auch da der Spielfluss nicht durch Blättern in Regelheften oder Berechnungen unterbrochen wird.

Als Neuling ist man dazu verleitet dauerhaft auf den Bildschirm zu starren, um zu sehen was dort passiert, Animationen zu beobachten oder Werte/Regeln nachzulesen. Wie wir aber aus Erfahrungen von Spielern und auch von Ben zugetragen bekamen, lässt dieser App-Fokus relativ schnell nach, sobald man ein Paar Runden gespielt hat. Es ist wichtig die Aufmerksamkeit dem Geschehen auf dem Spielbrett zu widmen und nicht nur die App zu beobachten. GolemArcana.de zieht hier den Vergleich zu einer Punktetafel beim Sport. Diese dient ebenso vorwiegend dazu, notwendige Informationen schnell und übersichtlich zur Verfügung zu stellen.

Unsere Spielrunde – Jeder gegen Jeden

Unsere Partie wurde natürlich von Hunter&Cron gefilmt als „Let’s Play: Golem Arcana“. Sobald die Folge online ist, werden wir diese hier einbinden und natürlich noch einmal darauf hinweisen. Bis dahin: Hier unser Bericht zur Partie!

Spielaufstellung Golem Arcana
Spielaufstellung Golem Arcana

Hunter: Durani (rot)

Cron: Gudanna (blau)

Alex: Zikia (gelb)

Ines: Urugal (grün)

In unserem Szenario (500 Punkte – 6 AP) ging es darum, zuerst 5 Siegpunkte zu erreichen. Dies konnte man entweder über das Töten von Golems (Kriegsgewicht:1SP, Oger:2SP, Titan:3SP) oder über das Einnehmen und Halten eines jeweiligen Kontrollpunktes (3SP).

Zuerst durften wir reihum unsere Einheiten auf den dafür vorgegebenen Feldern (siehe Bild oben) platzieren. Die ersten Züge waren noch etwas unüberlegt, jedoch deutlich auf Konfrontation gerichtet. Wer will schon Flaggen halten, wir wollten doch kämpfen!  Cron startete das Spiel mit einer Initiative gegen Hunter und warf ihm eine Lava Lanze entgegen. Anschließend flog Hunter mit seinem Winged Preserver direkt in meine Einheiten, ohne zu wissen, dass Urugal besonders vom Nahkampf profitieren und gerne anhaltenden Schaden verteilen, sollte jemand im gleichen Feld stehen. Und auch Alex lies es sich nicht nehmen im ersten Zug Schaden zu verteilen.

Hunter zog sich schnell zurück und der Kampf verlagerte sich in Richtung seiner Startposition. Ein Schlagabtausch nach dem anderen, Hunter stand gut da, hatte schon 3 Siegpunkte gesammelt, auch Cron und Alex hatten jeweils 2. Alle versuchten Hunters widerspenstige Harpiye zu besiegen, die kaum noch Leben hatte, allerdings eine solch gute Ausweichrate, dass es einige Züge lang keinem von uns gelang, den letzten Treffer zu landen. Es sah schlecht für mich aus, kein Siegpunkt, kaum noch Leben, Alex der mir immer näher kam und schon die Punkte meiner Golems zählte. Doch dann wendete sich das Blatt. In nur einem Zug gelang es mir, alle 5 Siegpunkte zu erkämpfen. (Gut, ich gestehe, ich hatte durchaus Glück mit meinen Würfeln und zudem waren die Golems auch schon reichlich angeschlagen). Einen Titan und einen Oger konnte ich zerstören und hatte damit unser Szenario gewonnen. Verdient wie ich finde :)

Oft wird der Vergleich zu TipToi (Ravensburger) gezogen. Golem Arcana sei das „TipToi für Erwachsene“. Mit diesen Preisen liegt Pegasus absolut im vergleichbaren Rahmen (vgl. Ravensburger).

Unser Fazit

Ines:

Wie immer spielt mein Auge mit. Bei Golem Arcana ganz besonders. Das Spiel ist eindrucksvoll gestaltet, insbesondere die Kolosse haben es mir angetan. Jede „Mini“atur ist pre-painted, und das dazu noch sehr detailreich.

Das Spielmaterial überzeugt zudem durch seine Hochwertigkeit. Die Karten haben mir dabei besonders gefallen, da sie sehr robust sind, plan auf dem Tisch lagen und durch den eher matten Look edel wirken. Zudem ist auch das Design der Karten sinnvoll gewählt. Selbst als Neuling kann man sich, trotz der Vielzahl an Symbolen, schnell orientieren und erkennt alle wichtigen Informationen auf einen Blick. Hier hat sich wirklich jemand Gedanken gemacht.

Was mich allerdings ein wenig verwundert hat ist, dass die Trefferwahrscheinlichkeit unglaublich niedrig wirkte. Zugegeben, ich habe wirklich schlecht gewürfelt, trotz alledem zog sich dies durch die ganze Spielpartie hindurch, wodurch das Spiel auf mich nur schwer kontrollierbar wirkte. Nichtsdestotrotz hat das Spielen sehr viel Spaß gemacht, und wenn man trifft, dann ist die Freude umso größer.

An das Benutzen des Stiftes muss man sich wohl gewöhnen, aber die Bedienung verlief stets reibungslos und ohne Verzögerungen und auch die App hat immer prompt reagiert und den Spielfluss erhalten. Da es Cooldowns (Abklingzeiten) für alle Fähigkeiten gibt, sollten diese immer wohlüberlegt zum Einsatz kommen. Besonders gefallen hat mir, dass alle Fertigkeiten trotz noch währender Abklingzeit eingesetzt werden können, jedoch dann spürbar mehr Aktionspunkte kosten.

Durch die freie Zusammenstellung über ein Armee-Punkte-System erhält man große Freiheit und insbesondere die Wahl der Ritter lässt hier noch zusätzlich Raum für viel Abwechslung. Zudem gibt es die Möglichkeit Custom Banner zu erstellen (siehe Bild oben) und aufzustellen. Die eigene Armee wird damit auch optisch personalisierbar.

Gerade als Neuling wird man reichlich Zeit damit verbringen auf dem Bildschirm die Aktionen zu verfolgen, allerdings wird dies mit mehr Spielerfahrung sicherlich abklingen, sodass mehr Fokus auf das eigentliche Spielbrett gelegt werden kann (Gerade weil alle Aktionen mit speziellen Sounds hinterlegt sind).

Zusammenfassend kann ich sagen, es war ein rund um gelungener Nachmittag mit einem eindrucksvollen, innovativen Spiel und netter Gesellschaft. Ich kann es kaum erwarten, bis das Spiel auf Deutsch erscheint und hoffe auf viele spannende Partien.

Alex:

Wow, was war ich erstmal von den Miniaturen beeindruckt. Besonders die großen Kolosse haben es mir natürlich angetan. Dann auch noch die unterschiedlichen Fraktionen – Wahnsinn. Den ersten Aha-Effekt hatte ich dann, als Ben mir sagte „Du musst den Stift nicht durch den Tisch hauen, das ist ne Kamera und kein Touch-Pen.“ – Da ist ne Kamera drin?! Und tatsächlich, der Stift funktioniert nicht über Touch oder sonstige Eingaben, man muss weder die Figuren noch die Karten wirklich berühren. Einfach genial, Brettspiel 2.0 oder so – auf jeden Fall eine super interessante Entwicklung. Das man quasi nach 10 Minuten Einweisung starten kann, ist für ein Tabletop natürlich grandios – nein Golem Arcana ist nicht abgespeckt im Vergleich zu anderen Tabletops, es hat massenweise Modifikatoren für Angriffe und Bewegungen, viele Spezialfähigkeiten etc. das schöne ist nur, die App sagt dir ob das regelkonform ist oder eben nicht. Die App kann einem alles anzeigen und dabei bin ich mir sicher, dass man sich nur beim Lernen auf die App verlässt, irgendwann hat man das einfach drinnen.

Trotzdem gibt es ein aber: Ich empfand die Bedienung mit dem Stift als fummelig. Sicher, auch an die Bedienung gewöhnt man sich, aber ein Klick zu viel und es ist passiert, man fällt in einen Trott von „Bestätigen, Bestätigen, Bestätigen“. Ich hatte oft das Gefühl, dass ich die Figuren einfach in die Hand nehmen wollte und sie auf das Feld setzen wollte wo sie hingehören, aber nein, die App muss natürlich mitkommen, also alles fummelig mit dem Stift erledigen. Was ich mit fummelig meine wird vielleicht klar, wenn ich es an einem kurzen Beispiel erläutere:

Spielen wir ein Brettspiel und ich bewege eine Figur von A nach B, sage ich dies an, überprüfe ob es Regelkonform ist, und bewege die Figur – fertig.

Bei Golem Arcana ist das ganze etwas stressiger. Ich sage die Bewegung an, gehe auf meine Golemkarte mit dem Stift und tippe meinen Golem an um dann „Bewegen“ anzutippen, dann schaue ich, wo ich hin kann und entscheide mich. Also muss ich noch auf dieses Feld auf dem Spielplan tippen (Wie nennt man das im Golem Arcana-Slang eigentlich? Ben! Hilfe!) und natürlich bestätigen. Ist mein Zug zu Ende? „End Turn“ antippen und erneut bestätigen. Puh, besonders wenn ich mich auf dem Brett an eine schwer zu erreichende Stelle bewege, ist das ganze anstrengend.

Wie gesagt, das ist mein Eindruck nach einer Partie – die Idee und die technische Umsetzung ist und bleibt genial und ich fand Golem Arcana toll – ob ich mich an den Stift gewöhnen werde? Ich weiß es nicht, kann mir aber noch viele andere Spiele mit dieser Technologie vorstellen!

Bilder und Quelle sowie mehr Infos zu Golem Arcana auf GolemArcana.de (Danke Ben für die tollen Bilder!)  :)

Alex

Hi ich bin Alex '91 geboren und habe Boardgamejunkies ins Leben gerufen. Seit gut 5 Jahren liebe ich Gesellschaftsspiele und alles was damit zu tun hat und fröne dieser Leidenschaft hier. Mein Ziel? Gute Spiele spielen und besprechen und die Szene beleben und unterstützen.

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