Da ist es raus. Während ich in der Uni saß hat die Jury vom Spiel des Jahres Ihre Nominierungsliste und Empfehlungsliste zum Kinderspiel des Jahres, Spiel des Jahres und Kennerspiel des Jahres 2015 veröffentlicht.
Nominierung Spiel des Jahres:
- Colt Express
- Machi Koro
- The Game
Empfehlungsliste Spiel des Jahres:
- Simsala… Bumm
- Loony Quest
- Vollmondnacht
- Patchwork
- Cacao
- Ugo!
Nominierung Kennerspiel des Jahres:
- Broom Service
- Orléans
- Elysium
Empfehlungsliste Kennerspiel des Jahres:
- Arler Erde
- Deus
- Auf den Spuren von Marco Polo
Nominierung Kinderspiel des Jahres:
- Schatz-Rabatz
- Spinderella
- Push a Monster
Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres:
- Schau mal! Was ist anders?
- Honigbienchen
- Fröschlein aufgepasst!
- Der verdrehte Sprachzoo
- Joe’s Zoo
- Chef Alfredo
- Fliegenschmaus
Einen Kommentar eines Jury-Mitglieds zu den Listen findet ihr hier: Link
Meine Meinung zu den Nominierungen:
Erst einmal vorweg, interessiert mich natürlich hauptsächlich der Kennerspiel des Jahres Preis. Hier wundert mich Broom Service sehr, aber das Spiel ist größtenteils auch an mir vorbei gegangen. Elysium habe ich erwartet und mit gerechnet. Orléans hingegen hätte ich nicht erwartet. Dafür, wie viele andere, Auf den Spuren von Marco Polo, welches von der Jury als zu Regelaufwändig eingestuft wurde. Das werden viele sicherlich anders sehen und auch für mich war Marco Polo ein seehr schnell zu lernendes Spiel. WIr haben es zu dritt bei Offenbach spielt gemeinsam! gespielt, ohne Erklärer, sind einfach schritt für schritt in zügigem Tempo die Anleitung durchgegangen und konnten dann sehr flüssig spielen (trotzdem ist natürlich der ein oder andere Fehler passiert). Meine Liste würde wohl, wenn ich die Nominierungen und Empfehlungen betrachte, so aussehen:
- Auf den Spuren von Marco Polo
- Deus
- Elysium
Aber gut, die Jury hat ihr Urteil gefällt. Ich vermute Kennerspiel des Jahres wird Elysium!
Nun zum Spiel des Jahres: Ich muss sagen, mich wundert es nicht, dass Cacao nur auf der Nominierungsliste ist. Da fehlt mir einfach die Innovation. Für Machi Koro und Colt Express freue ich mich sehr. Beides sehr tolle Spiele und sollte Colt Express den Pöppel (Preis) bekommen, freue ich mich drauf es nach der üblichen Preisreduzierung kaufen zu können. Was ich nicht ganz nachvollziehen kann ist: The Game. Eindeutig ein tolles Spiel mit vielen Paralellen zu Hanabi. Aber allein die Illustration (Totenkopf) macht es für mich untauglich Spiel des Jahres zu werden. An dieser Stelle vermute ich einfach mal Colt Express als Gewinner, würde es aber auch Machi Koro gönnen (Kann Machi Koro noch günstiger werden?!)
Eure Meinung
Wie steht ihr zu den Listen und dem Preis generell? Ich greife Mal eine Frage von Brettspielbox.de auf und Frage: Was haltet ihr von einem Preis für Expertenspiele?
hm, colt express und machi koro sind recht gute wahlen für die kategorie. deine kritik zu the game teile ich, bin mir aber auch sicher dass es eine grafische überarbeitung geben wird bevor das in den supermärkten beworben wird.
bei den kennerspielen geht wie immer einiges schief. ich verstehe nicht wie man neben arler erde und auf den spuren von marco polo gleichwertig broom service aufstellen kann. da sind die auswahlkriterien mal wieder etwas zweifelhaft.
ohne aber zu sehr über die einzelnen kategorien meckern zu wollen, frage ich mich wirklich welche relevanz der preis heutzutage noch für die gamerszene hat. es handelt sich immer noch um den weltweit angesehensten und wichtigsten spielepreis, hat sich in den letzten zehn jahren aber kein stück auf die vergrößerung der verseitigkeit in der spielercommunity eingestellt.
vor 15 jahren wäre das sicher eine gute liste gewesen, aber heutzutage hinkt die hinterher.
der preis sorgt einfach nur noch dafür gute spiele in den edeka zu bringen. das ist wichtig, aber irgendwie schade dass es da aufhört.
es fehlt in deutschland leider immer noch ein relevanter spielepreis.
etwas vergleichbares zu den dice tower awards wäre nett.
Für Leute, die sich nicht allzu sehr mit der Spieleszene und dem Spieleangebot auskennen, bieten die Auszeichnungen, Nominierungen und Empfehlungen der Spiel-des-Jahres-Jury – also jedes rote, blaue oder graue Emblem – eine Orientierung, was man mal ausprobieren sollte oder verschenken könnte. Und dazu taugen diese Listen auch in diesem Jahr wieder allemal, selbst wenn mir das eine oder andere Spiel (wie z.B. Five Tribes) auf der Liste fehlt.
Kenner der Szene und des Spielemarktes werden viele, wenn nicht sogar alle, der nominierten Spiele schon kennen und sich von diesen bereits durch Artikel, Videos und/oder aktives Spielen ein eigenes Bild gemacht haben. Eine zunehmende Zahl an Spieleveranstaltungen und das Internet machen es möglich. Der Preis hat hier immerhin noch die Relevanz, dass diese Spieler ihre Eindrücke bestätigt oder widersprochen sehen und hin und wieder einen Titel vor die Nase gesetzt bekommen, von dem sie bisher wenig oder noch gar nichts gehört bzw. gesehen haben. Solch einem Spiel (in meinem Fall z.B. Broomservice) mag man vielleicht doch nochmal gesonderte Aufmerksamkeit schenken um nachzuforschen was die Jury dazu veranlasst hat, es auf diese Liste zu setzen.
Und genau das ist es ja, was das „Spiel des Jahres“ für die gelisteten Spiele, ihre Autoren und Verlagen tut: Aufmerksamkeit und Werbung generieren, Ansehen und Ruf verbessern, Verkaufszahlen erhöhen, unser Hobby verbreiten. Und das halte ich für die gesamte Gamerszene für durchaus relevant :-)
naja, ich glaube wir reden da über andere dinge. aufmerksamkeit, werbung, ansehen, ruf und die erhöhung von verkaufszahlen von gateway spielen hat kaum relevanz für die gamerszene. zumindest nicht vom weltweit angesehensten spielepreis. wenn rtl oder prosieben diesen preis vergeben würden und diese verkaufszahlen generieren könnte ich das noch honorieren.
aber das ist der wichtigste spielepreis weltweit, der sich vor 4 jahren zum ziel gesetzt hat seinen horizont zu erweitern um auch die anspruchsvolleren spieler mit einzufangen. und wenn dann von 800 spielen die letztes jahr in essen rausgekommen sind und allen spielen die danach kamen jedes spiel mit einem regelaufwand von marco polo ausgeschlossen wird, dann spiegelt dieser preis definitiv nicht die vielseitige masse der spieler wider und ist damit hauptsächlich relevant für gelegenheitsspieler und nichtspieler. mehr spieler anzusprechen ist sicher wichtig für das hobby, aber ich glaube dass ein großteil der leute die sich ein spiel kaufen weil „spiel des jahres“ drauf steht auch nicht über das level hinaus gehen. der schritt in einen spieleladen wo man sofort von 500 nerdartikeln erschlagen wird ist einfach zu groß. da bietet auch das kennerspiel keinen einstieg. da könnte der spielepreis mit vielfältigeren kategorien und transparenten staffelungen in der komplexität seinen beitrag für das hobby leisten.
ich finde übrigens auch dass five tribes auf die liste gehört hätte.
aber das war auch relativ klar dass es nicht aufgeführt wird. das spiel polarisiert. die einen lieben es, die anderen finden es überfordert. hinzu kommt, dass es um die 45 euro kostet. das ist vielen zu teuer.
beide punkte würden dazu führen dass sich das spiel nicht so oft verkauft wie andere preisträger die massentauglicher und günstiger sind. und das ist ein problem, da die verlage an den spiel des jahres e.v. lizenzgebühren bezahlen müssen um deren logo auf die box drucken zu dürfen. dabei richten sich die gebühren an den verkaufszahlen des spiels. also je mehr spiele sich verkaufen, desto mehr einnahmen hat der verein.
wenn man jetzt zynisch wäre, könnte man sich fragen warum unter den drei nominierungen zum besten spiel des jahres zwei spiele vertreten sind die unter 10 euro kosten.
ich vergesse aber auch immer den deutschen spiele preis. der ist halbwegs brauchbar.
Ich denke man muss differenzieren und sagen: Es ist eine Jury, aber es sind mehrere Preise. Drei Preise, die drei Kategorien an Spielen honorieren und repräsentieren, die v.a. nach Komplexität gestaffelt sind. Ich bin auch der Meinung, dass es noch ein „Expertenspiel des Jahres“ geben sollte, denn da hast du recht: diese Art von Spielen (seien es nun Auf den Spuren von Marco Polo, Russian Railroads oder Terra Mystica) werden von der Jury zwar wahrgenommen und diskutiert, aber dann meist „nur“ als Empfehlung in die Liste der Kennerspiele mit aufgenommen (wie in den drei soeben genannten Beispielen der Fall).
Nichtsdestotrotz decken die drei bereits bestehenden Preise den Großteil der Gamerszene ab, wenn man darunter nicht nur Viel- sondern auch Gelegenheitsspieler und Familien etc. summiert sowie solche Leute, die mit großer Begeisterung und Häufigkeit spielen, nur eben nicht so auf die komplexeren Spiele stehen.
Die dennoch entstehende „Lücke“ für anspruchsvolle(re) Spiele beim Spiel des Jahres (SdJ) deckt hingegen z.T. der Deutsche Spielepreis (DSP) ab, wie du ja auch schon angemerkt hast. Ein Publikumspreis, an deren Abstimmung vermutlich überwiegend Vielspieler teilnehmen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass hier meist Kenner- und Expertenspiele ganz oben stehen. 2011 und 2012 wurden ja sogar die gleichen Spiele als Kennerspiel des Jahres und mit dem DSP ausgezeichnet (7 Wonders und Village). In den letzten beiden Jahren hingegen gewannen mit Terra Mystica und Russian Railroads zwei Spiele den DSP, welche eher als Expertenspiele einzustufen sind und beim SdJ wie schon erwähnt auf der Empfehlungsliste landeten.
Ja, die Preise des „Spiel des Jahres“ decken nicht die gesamte Spielelandschaft ab. Das können sie aber auch gar nicht leisten, so vielseitig wie die Szene ist. Aber meiner Meinung nach hat die Jury mit der Einführung des „Kennerspiel des Jahres“ 2011 schon einen Schritt in die richtige Richtung getan, übrigens durchaus auch als Reaktion auf die „Vergrößerung der Vielseitigkeit in der Spielercommunity“.
Mein Wunsch – den ja viele teilen – wäre es, dass sie in den nächsten Jahren mit einem „Expertenspiel des Jahres“ einen weiteren Schritt in diese Richtung tun.
Dennoch sind und bleiben diese Preise meines Erachtens auch jetzt schon und noch sehr wohl relevant und „brauchbar“ für die Gamerszene, weil diese eben nur zu einem (gar nicht mal so großen) Teil aus Expertenspielern besteht!
Rodney Smith (Watch it played) hat übrigens gerade einen TableTalk Video-Kommentar zu diesem Thema rausgebracht und fragt sich dabei auch, inwiefern Spielpreise im Allgemeinen und die Auszeichnung Spiel des Jahres im Speziellen relevant sind.
https://youtu.be/qeGOmBMtbYQ
Da stimme ich Rodney zu. Die Relevanz des Preises ist da. Nur halt nicht für die für die Gamerszene.
Er beschreibt auch recht gut wofür der Preis ist, nämlich ein Spiel, dass sich leicht vermarkten lässt und extrem gut verkauft.
Und das ist ja grad meine Kritik. Das war nicht immer das Kriterium. El Grande würde heute den Preis nicht mehr kriegen. Das sieht halt einfach nicht so schick aus, ist viel zu strategisch und dauert zu lange. Bei Sherlock Holmes muss man viel zu viel lesen und das kann einige abschrecken. Außerdem funktioniert das nicht mit Kindern und sowieso kann das Spiel zu stark polarisieren. Tikal wär heute auch raus weil es viel zu lange dauert. Dampfross sowieso. Das sind aber alles Spiele, die zum Spiel des Jahres gewählt wurden weil sie innovativ oder herausragend in ihrem Jahrgang waren. Das hat sich einfach geändert. Und deshalb sind auch schon einige Jurymitglieder zurückgetreten.
Die Kritik die da in den letzten zehn Jahren an dem Preis geäußert wurde ist durchaus richtig. Das Kennerspiel ist aber kein Schritt in die richtige Richtung, sondern ein Versuch zu kompensieren was aus dem Preis geworden ist ohne auf die erhöhten Lizenzeinnahmen verzichten zu müssen.
Ich glaube wir haben einfach eine unterschiedliche Definition von „Gamerszene“ ;-)
Mag sein, dass sich die Kriterien der Jury in den letzten Jahrzehnten geändert hat, und der Fokus heute weniger auf Innovation sondern mehr auf der Zugänglichkeit liegt. So what?!
Es gibt heute einfach viel mehr Spiele und ich denke auch weniger bzw. kleinere Innovationen, weil es so vieles eben auch schon gegeben hat. Die Qualität der Spiele an der Spitze unterscheidet sich heute nicht mehr so stark wie früher, dadurch ragen einzelne Spiele auch nicht mehr so stark heraus.
Ich meine, man sollte die Jury Spiel des Jahres nicht dafür kritisieren, dass Innovation nicht ihr primäres Kriterium ist, sondern Zugänglichkeit und Vielfältigkeit. Es geht nicht darum, das „BESTE Spiel des Jahres“ zu finden, denn solch eine Bewertung hängt von so vielen Faktoren ab, die jeder Spieler individuell beurteilt, dass man dabei kaum einen breiten Konsens treffen würde.
Sondern es geht um Spiele, welche möglichst viele Leute mit ihren verschiedenen Interessen und Erfahrungen für das (Brett-)Spiel begeistern können.
Und ob das alles nun durch höhere Lizenzeinnahmen motiviert ist… ganz ehrlich… das bezweifle ich! Die Jurymitglieder haben davon doch nichts! Das sind passionierte Spieler, und keine Kapitalisten!
Ich denke schon, dass der Preis noch immer eine große Relevanz hat:
Für Leute, die sich nicht allzu sehr mit der Spieleszene und dem Spieleangebot auskennen, bieten die Auszeichnungen, Nominierungen und Empfehlungen der Spiel-des-Jahres-Jury – also jedes rote, blaue oder graue Emblem – eine Orientierung, was man mal ausprobieren sollte oder verschenken könnte. Und dazu taugen diese Listen auch in diesem Jahr wieder allemal, selbst wenn mir das eine oder andere Spiel (wie z.B. Five Tribes) auf der Liste fehlt.
Kenner der Szene und des Spielemarktes werden viele, wenn nicht sogar alle, der nominierten Spiele schon kennen und sich von diesen bereits durch Artikel, Videos und/oder aktives Spielen ein eigenes Bild gemacht haben. Eine zunehmende Zahl an Spieleveranstaltungen und das Internet machen es möglich. Der Preis hat hier immerhin noch die Relevanz, dass diese Spieler ihre Eindrücke bestätigt oder widersprochen sehen und hin und wieder einen Titel vor die Nase gesetzt bekommen, von dem sie bisher wenig oder noch gar nichts gehört bzw. gesehen haben. Solch einem Spiel (in meinem Fall z.B. Broomservice) mag man vielleicht doch nochmal gesonderte Aufmerksamkeit schenken um nachzuforschen was die Jury dazu veranlasst hat, es auf diese Liste zu setzen.
Und genau das ist es ja, was das „Spiel des Jahres“ für die gelisteten Spiele, ihre Autoren und Verlagen tut: Aufmerksamkeit und Werbung generieren, Ansehen und Ruf verbessern, Verkaufszahlen erhöhen, unser Hobby verbreiten. Und das halte ich für die gesamte Gamerszene für durchaus relevant :-)