Jeder der ein Hobby hat kennt es, die Sammelleidenschaft, ich habe und hatte in meinem Leben viele Hobbys, als Kind und Jugendlicher hab ich das Angeln geliebt, irgendwann kamen die Tabeltop-Spiele wie Warhammer: Fantasy, später dann die PC-Spiele, Sammelkartenspiele und heute Brettspiele. Alle haben eines gemeinsam – ich begann zu sammeln.
Generation Pokémon
Ich bin Jahrgang 1991, in der Grundschule mit Pokémon groß geworden, liegt darin der Drang zum sammeln begründet? Gotta catch em all! Schnapp Sie dir alle! Das wohl bekannte Motto von Pokémon – alle 150,250,350 etc. Ziel war es zu sammeln und damals konnte man sich nichts cooleres vorstellen als möglichst viele Pokémon auf seinem Spielstand zu haben. Beim Angeln sammelte ich Kunstköder, ich wollte sie alle ausprobieren, herausfinden welcher am besten geeignet ist. Ist es Ehrgeiz oder der pure Sammelwahn? Ich weiss es nicht, ich kann es nur nicht leiden, wenn Dinge halb fertig sind – wenn etwas fehlt.
Brettspiele – Reihen und Erweiterungen
Bei Brettspielen ist dieses „Problem“ ein bisschen anders – ist es überhaupt ein Problem? Es gibt Spielereihen wie zum Beispiel meine jüngste Errungenschaft die Dungeons and Dragons Adventuresystem Reihe mit den drei Spielen Wrath of Ashardalon, Castle Ravenloft und Legend of Drizzt. Alle drei Spiele sind miteinander kombinierbar, man erhält mehr wenn man sie alle hat. Mehr, bedeutet das auch mehr Spaß? Das ist von Spiel zu Spiel unterschiedlich.
Descent 2, die Erweiterungen mussten natürlich ebenfalls so schnell wie möglich her. Civilization, gleicher Fall. Mehr Auswahl, mehr Möglichkeiten und wieder – mehr Spielspaß?
Out-of-Print
Das böse Wort für Brettspiele-Liebhaber ist „out-of-print“. Bei manchen Neuheiten, besonders wenn man weiß, das sie nicht zu einer großen erfolgreichen Reihe gehören, besteht die Gefahr immer. Ein Spiel wird in geringer Auflage gedruckt, ist nicht sehr erfolgreich und das war es – man kommt nur noch gebraucht dran und wenn das Spiel gut ist zahlt man horrende Preise. Schaut mal nach was heute ein StarCraft Brettspiel von Fantasy Flight Games kostet! Da kommt man fast zu dem Gedanken, dass Brettspiele eine wahre Geldanlage sein könnten, wenn man ein Gespür dafür hat. Doch wer zahlt diese Preise? Anhand von StarCraft anscheinend genug, das Spiel wandert ständig durch die Foren und wird gebraucht für über 100€ verkauft
Mehr = Besser oder Mehr = komplizierter?
Anhand zweier Beispiele, Descent 2 und Civilization möchte ich mir diese Frage stellen. Was bringt das mehr?
Descent 2
Bei Descent bekommt man mit den Erweiterungen hauptsächlich mehr Auswahl an Helden und Monstern, doch braucht man wirklich alle? Mein Gedanke dabei ist immer, selbst wenn ich es aktuell nicht spielen kann, weil die Gruppe oder die Zeit fehlt, es verschimmelt doch nicht. Habe ich irgendwann mal eine Gruppe mit der ich das ganze Abenteuer erleben kann, dann bin ich doch froh alle Erweiterungen zu haben. Schliesslich geben diese nicht nur mehr Auswahl, sie verlängern durch zusätzliche Kampagnen und Missionen auch den Spielspaß! Und schaut euch heute mal die Preise der ersten Edition von Descent an – ich möchte in 5 Jahren keine der Erweiterungen gebraucht kaufen müssen. Also müssen sie jetzt her, jetzt, für 30-40€ pro Erweiterung. Drei gibt es schon, zwei weitere sind angekündigt bzw. auf englisch schon Erschienen + viele weitere Helden und Monster Boxen.
Hier setzt die Vernunft ein. Helden und Monster Boxen, das bedeutet nur mehr Auswahl an Helden und Monstern. Mit mittlerweile drei Erweiterungen hab ich davon aber wahrlich genug. Ich möchte für ein Kampagnenspiel wie Descent 2 zusätzliche Missionen, nicht unbedingt noch mehr Monster und Helden. Somit bleiben diese bei mir im Ladenregal stehen. Vielleicht gibt es mal eine oder zwei Boxen davon, die mich interessieren, aktuell sehe ich aber den Mehrwert davon nicht. Ein Fünkchen Vernunft scheint also doch da zu sein.
Civilization
Für Civilization gibt es zwei Erweiterungen, beide bringen mehr Völker in das Spiel, aber auch mehr Mechanismen, welche ich aus dem Computerspiel fehlen. Hier war der Antrieb, ein möglichst umfangreiches, komplettes Spiel zu besitzen. Die Einstiegshürde für Neulinge wird aber von Erweiterung zu Erweiterung größer. Mehr Regeln die verstanden werden müssen, mehr Zusammenhänge und Möglichkeiten. Es erhöht die Einstiegshürde was wirklich schade ist. Natürlich, man hat immer die Mgölichkeit die Erweiterungen wegzulassen – doch hat man sie dafür gekauft?
Auf jeden Fall greift hier auch der Gedanke: Was, wenn die Erweiterungen nicht mehr zu haben sind. Ein wirklich grandioses Spiel und dann nicht die Möglichkeit es zu vergrößern / erweitern?
Gegenteiliges Beispiel: Arkham Horror
Arkham Horror, ich liebe dieses Spiel wirklich, aber ich finde es vollkommen ausreichend wie das Grundspiel ist. Ich habe nicht das Gefühl das was fehlt. Sicherlich kann man sich mal eine der Erweiterungen zulegen, aber es muss nicht sein. In diesem Fall laufe ich komplett konträr zu meinem eigentlichen Verhalten. Warum ist das bei Arkham Horror so?
Nun ja, erst einmal ist da einfach die Zahl der Erweiterung – es sind einfach eine Menge! Dann kommt dazu, dass jede der großen Erweiterungen mehr Platz auf dem Tisch benötigt. Mehr Platz hab ich vielleicht für eine Erweiterung, aber nicht für alle. Und was nutzt mir eine Erweiterung, wenn ich diese nicht auf den Tisch bekomme?
Ein weiterer Aspekt ist einfach, dass mir bei Arkham Horror nichts fehlt. Es sind genug Charakter im Grundspiel vorhanden, die Karten sind abwechslungsreich und das Spiel so schon knackig genug! Ich bin damit quasi wunschlos glücklich.
Der Sammelwahnsinn – Abschliessender Gedanke
Ich denke eine gewisse Sammelleidenschaft gehört bei jedem Hobby dazu. Im Laufe der Zeit setzt sich da sicherlich auch jeder Kriterien, was gesammelt wird. Problematisch ist es doch nur, wenn andere Dinge darunter Leiden – dann spricht man oft auch von Sucht. Könnte ich am Anfang des Monats meine Miete nicht bezahlen, weil das Geld für Brettspiele drauf geht, wäre es wirklich ein Problem. So ist es ein Hobby, eine Leidenschaft, ein Spaß, den einfach nicht jeder verstehen kann. Es ist trotzdem nie verkehrt sich mal Gedanken zu machen ob das denn jetzt so sein muss. Ich stelle immer öfter fest: So langsam habe ich die Spiele, die ich wirklich möchte!
Geplante Anschaffungen
Naja, ich sagte ja, so langsam habe ich die Spiele die ich möchte. Aktuell auf dem Plan stehen die Zombicide Spiele (und da sagt der Sammler in mir jetzt schon, dass er alle drei möchte…), das neue Battle of the Five Armies von den Ringkrieg-Machern und die zwei fehlenden Dungeons and Dragons Adventure-System Spiele Legend of Drizzt und Castle Ravenloft.
Eure Ansicht?
Was sammelt ihr? Wie geht eure Umwelt mit eurer Brettspiele-Leidenschaft um? Müsst ihr Familie/Freunde überzeugen bzw. euch rechtfertigen? Schreibt es doch in die Kommentare!
Hallo Alexander,
ich finde deinen Artikel sehr interessant und gleichzeitig erleichtert er mich auch auf gewisser Weise, das ich nicht der einzige bin, der sich manchmal die Frage stellt, wann es reicht.
Neben mehreren Hobbies, beschaeftige ich mich seit 2 Jahren auch wieder mit Brettspielen.
Vor 2 Jahren habe ich mir Dominion gekauft. Das war mein Wiedereinstieg in diesen schoenen Leidenschaft.
Was ich gemerkt habe, war, das bei mir dieser Drang aufkam, und auch manchmal noch kommt, alles und relativ zuegig zu kaufen bzw. zu tauschen, um meine Sammlung zu erweitern.
Da musste ich richtig mit mir kaempfen, dass meine Vernunft gegen meine Unvernunft siegt.
Ich versuchte mir den Sinn oder Unsinn der jeweiligen Erweiterung zu analysieren, oder ob ich unbedingt ein neues Spiel kaufen musste, anstatt lieber ein oder zwei Monate zu warten.
Dass klingt jetzt skurril , aber ich gebe zu, das mir manchmal die Frage aufkam, ob ich nicht “ suechtig“ waere….
Am Anfang war es ganz schlimm.
Jedesmal, wenn ich eine Review zu einem Spiel las oder sah, kam es auf meine Wishlist, was ja nicht so schlimm ist. Problematisch wurde es, wenn es mehr Spiele auf meiner Liste wurden,
da sagte ich mir: ‚Komm, das eine kann ich jetzt noch holen…..“( manchmal auch 2 ).
Gut, es kam nie soweit, dass ich wegen den “ Investitionen“ meine Miete nicht zahlen konnte oder verhungerte.
Trotzdem gab mir mein Verhalten zu denken.
Zum Vergleich: Ich bin Gitarrist in einer Band, dort habe ich auch einiges an Equipment investiert, aber ich hatte nie den drang gehabt, unbedingt oder zuegig, einen neuen Verstaerker, oder Effekt oder gar eine neue Gitarre zu erwerben.Wenn ich was neues wollte, lies ich mir Zeit.
Was mich heute relativ bremst, ist die Tatsache, das ich, ausser meiner Frau und einigen Bekannten, keine feste Spielergruppe habe,d.h., Spiele wie Descent, Winter der Toten und Konsorten, fallen schonmal weg, da diese Art von Spielen meiner Frau nicht gefallen und ich alleine nicht spielen kann ( obwohl mich Descent zus.mit der Verlorenen Seelen Erw. richtig jucken…).
Also kommen entweder EURO-Spiele, die man auch mal Solitaire spielen kann ( wie z.B. Caverna, Le Havre ), oder Koops wie Arkham Horror, Robinson Crusoe etc.in Frage.
Bei den Erweiterungen habe ich heute nicht mehr so diesen Reiz, ausser die bringen wirklich was neues, wie z.B. die Fahrt der Beagle Erw. fuer Robinson Crusoe.
Bei den FFG bzw. Heidelberger Spieleerweiterungen ( und auch andere Publisher ) ist das Problem, das die Publisher eine erfolgreiche Franchise, wie im Fall FFG Arkham, Eldrich, Star Wars, Descent, richtig ausmelken.
Im Endeffekt sind das Konzerne, die wissen was zu tun ist, um von uns das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Die bauen auf Kunden wie du und ich auf, die entweder einen schwer kontrollierbaren Sammlertrieb haben oder einfach ein „komplettes Spiel“ haben wollen.Wir sind eine Konsummgesellschaft und das wissen die Hersteller und Publisher.
Vor 15 Jahren hat man vielleicht ein bis zwei Erweiterungen rausgebracht und das war’s ( wie z.B. bei El Grande von Hans im Glueck Verlag ).
Wie ich das sehe, hat es sich in dieser Hinsicht seit den 2000er geaendert.Carcassonne zich Erweiterungen, Dominion zich Erweiterungen usw .
Ob das nun gut oder schlecht ist, kann ich nicht beurteilen.
Ich denke, solange wir den Sinn und die Notwendigkeit einer neuen Erweiterung oder eines neuen Spieles einschaetzen koennen, den Sammlertrieb fuer eine schoene Leidenschaft kontrollieren koennen, dann hat man auch, gemeinsam mit seiner Famiele/ Freunden, Spass fuer dieses Hobby.
Das ist zurzeit meine Sammlung:
http://boardgamegeek.com/collection/user/ddking?own=1&subtype=boardgame&gallery=large&ff=1
Das ist meine Wishlist:
http://boardgamegeek.com/collection/user/ddking?wishlist=1&subtype=boardgame&gallery=large&ff=1
Ich wuensche dir einen guten Rutsch ins neue Jahr 2015!
Gruss
Denis
Hallo Denis,
Erst einmal: Entschuldige für die verspätete Antwort! Viel los im Jahreswechsel ;) Und als zweites: Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar.
Nun zum Inhalt: Der Kampf Vernunft / Unvernunft besteht ja in uns Menschen immer. Unsere gesamte Konsum-Gesellschaft basiert quasi darauf. Ich habe für mich persönlich entschieden: Unvernünftig wird es dann, wenn ich die Brettspiele vor andere Ausgaben stelle und da rede ich jetzt nicht von meinen monatlichen Fixkosten. Ich habe mich oft erwischt wie ich überlege wo ich da und da noch ein paar Euro einsparen kann um diesen einen Kauf noch zu rechtfertigen. Das war reines Selbst-Belügen. Ich muss mich gegenüber niemandem rechtfertigen, wenn ich das Bedürfnis dazu habe, ist eigentlich schon etwas Faul und ich hab ein flaues Gefühl im Magen. Ich shoppe also mitlerweile dann, wenn ich es für mich für gut halte. Dadurch, dass ich erst 2014 angefangen habe, mussten natürlich viele „Klassiker“ aufgeholt werden, dass ist nun endlich beendet, der Haben-Will-Faktor wird geringer – die Auswahl differenzierter.
Auch deinen Punkt mit der Spielegruppe kann ich gut verstehen, diese Überlegung ziehe ich mitlerweile oft in meine Beurteilung mit ein. Habe ich Menschen mit denen ich dieses Spiel spielen kann? Oder besteht die Chance solche Menschen zu haben? Aktuell interessieren mich Wargames wie Axis&Allies und Twilight Struggle sehr. Viele davon sind auf englisch und schrecken alleine vom Thema her ab – ich verstehe es voll und ganz wenn man Nazi-Deutschland nicht spielen mag.
Von einer Sucht spricht man ja immer dann, wenn es den Alltag beeinflusst. Da würde ich laut deinen Schilderungen weder bei dir noch bei mir von sprechen. Begeisterung ist das richtige Wort und jede Begeisterung verschlingt Geld – jedes Hobby verschlingt Geld und viele, viele Hobbys sind noch wesentlich kostspieliger.
Bei den Erweiterungen gebe ich dir teilweise recht. Besonders bei Fantasy Flight Games ist dies sehr ambivalent. Arkham Horror zum Beispiel haben sie damit konsequent fordernder gemacht und am Leben gehalten. Bei Descent 2 und Star Wars: Imperial Assault übertreiben sie es, meiner Meinung nach, gerade.
Ich finde es erheiternd, meinen Beitrag heute noch einmal zu lesen. Der Drang alle drei Zombicide-Spiele haben zu wollen blieb aus, auch beim Dungeons and Dragons Adventuresystem bin ich bei 2 von 3 Spielen geblieben und würde nur noch bei einem guten Angebot zuschlagen.
Ich würde mich freuen mehr von dir zu lesen! :)