Letzten Sonntag war es endlich soweit, ich konnte die Neuheit von Abaccusspiele anspielen: Cacao.
Cacao wird aktuell heiß besprochen und landet in verschiedenen Listen ziemlich weit vorne. Manche handeln es sogar als heißen Kandidaten für den Spiel des Jahres Preis. Doch worum geht es in Cacao und was ist mein Eindruck davon?
Das Spielthema
In Cacao sind wir Händler von – wer hätte es gedacht – Cacao. Wir nutzen Cacao-Felder im Urwald, verkaufen den geernteten Cacao an Handelsplätzen, versuchen unser Dorf mit genug Wasser zu versorgen und freuen uns über Einnahmen aus Gruben und über mystische Sonnenplättchen. Nach der letzten Diskussion um Five Tribes erwähne ich es hier einmal: Cacao stellt keinerlei Bezug zu Kolonialismus und Ausbeutung her.
Die Spielmechanik
Nach der Beschreibung des Themas könnte man meinen, Cacao wäre ein typisches Workerplacement-Spiel. Falsch gedacht! Cacao steht ganz in der Tradition von Carcassonne und entpuppt sich als Legespiel.
Jeder Spieler hat einen Stapel mit eigenen Plättchen, auf diesen befindet sich immer ein Dorf und an den vier Seiten 0 – 4 Arbeiter. Diese geben an, wie viel Ertrag man aus den angrenzenden Plättchen zieht. Die angrenzenden Plättchen kommen aus dem Urwald-Stapel. Hier liegen immer 2 Plättchen offen aus, welche verwendet werden müssen und zwar immer so, dass diese an zwei Dorf-Plättchen angrenzen. In Cacao legt man nämlich nach einem Schach Muster aus, also:
Dorf – Urwald – Dorf – Urwald
Urwald – Dorf – Urwald – Dorf
So dass an einer Seite eines Plättchen sich nie 2 Plättchen des gleichen Typs berühren. Dies schränkt die Möglichkeiten ein Plättchen anzulegen sehr ein, trotz dessen kann man ganz schön grübeln, wo man das Optimum rausholen könnte. Von den Urwald-Plättchen gibt es folgende Typen:
- Plantage – Pro Arbeiter bekommt der Spieler eine Cacao Bohne.
- Doppelte Plantage – Pro Arbeiter bekommt der Spieler 2 Cacao Bohnen.
- 2, 3, 4er Markt – Der Spieler kann eine Bohne aus seinem Vorrat gegen 2, 3 oder 4 Goldmünzen eintauschen.
- Wasserfeld – Pro Arbeiter bewegt sich der Wasserträger auf dem Spielertableau ein Feld vorwärts.
- Goldgrube – Der Spieler bekommt Gold.
- Sonnenkultstätte – Pro Arbeiter bekommt der Spieler einen Sonnenstein.
- Tempel – Am Ende des Spiels bekommt der Spieler mit den meisten angrenzenden Arbeitern 6 Punkte, der Spieler mit den zweitmeisten Arbeitern noch 3 Punkte.
Immer wenn zwei Dorf-Plättchen an ein leeres Feld grenzen muss der aktive Spieler diese Lücke mit einem Urwald-Plättchen füllen.
Ziel des Spiels ist es nämlich, so viel Geld (=Siegpunkte) wie möglich mit dem Verkauf von Cacao zu machen. Ein Urwaldplättchen wird nur in dem Moment ausgelöst, wo man ein eigenes Dorf-Plättchen anlegt. Zum Anlegen hat man bis zum Ende des Spiels eine Auswahl aus 3 Dorf-Plättchen aus der Hand, welche immer auf 3 nachgezogen werden. Pro Runde kann man ein Plättchen legen.
Das Spiel endet, wenn alle Plättchen gelegt wurden. Ist der Urwald-Stapel leer, kann man mittels Sonnensteinen, von denen jeder durch aktivierte Sonnen-Plättchen maximal drei Stück besitzen kann, alte Dorf-Plättchen überbauen und somit die angrenzenden Plättchen erneut auslösen.
Strategische Vielfalt
Dieses Angespielt basiert wie bisher jedes auf einer gespielten Partie. Daher ist es schwer etwas über die wirkliche Strategische Vielfalt zu sagen. Ich empfand Cacao aber als ein Spiel bei dem mehr reagiert, anstatt selbst zu planen. Denn man muss immer schauen, dass man das Beste aus der aktuellen Auslage macht. Sicherlich lässt sich ein Zug im Voraus planen, zumindest theoretisch, besonders dann, wenn es darum geht die Tempel zu besetzen. Tempel geben dann Geld, wenn man am Ende des Spiels die meisten bzw. zweit meisten zum Tempel zeigenden Arbeiter hat. Hier kann man also überlegen, wie man diesen möglichst gut zubaut und verteidigt, oder mit welchen Plättchen man Ihn am Ende durch überbauen noch erobert.
Erster Eindruck:
Auf mich wirkte Cacao sehr leicht und grafisch schön. Spielerisch vermisste ich die Vielfalt und Entscheidungsfreiheit. Verglichen mit Carcassonne zum Beispiel, muss man sagen, dass sich die Entscheidungsvielfalt bei Carcassonne größer anfühlt, dadurch dass man noch entscheiden muss, ob Straße, Wiese oder Burg. Bei Cacao fällt diese Art der Entscheidung weg. Man entscheidet welches der drei Plättchen auf der Hand man legt, wohin und in welcher Ausrichtung und dann wartet man bis man wieder am Zug ist – was bei Menschen, die über das Optimum nachdenken, durchaus dauern kann, aber das ist keine Schwäche von Cacao sondern ist bei jedem Spiel so.
Alles in allem denke ich durchaus, dass Cacao das Zeug zum Spiel des Jahres hat, wobei es da mit Spielen wie Colt Express oder Black Fleet, meiner Meinung nach, starke Konkurrenten hat.