Angespielt

Angespielt: Key to the City London

London. Eine Metropole! Und niemand anderes hat den Schlüssel zur Stadt mehr verdient als… na ich natürlich! Ok, genug der schlechten Einleitungen. Ich hab eine Partie Key to the City: London gespielt und wollte mit euch teilen, wie ich die Partie empfand.

Key to the City London steht in der Tradition der Key-Spiele wie Keyflower. Es ist im Grunde auch ein leichteres, man könnte sagen entschlackteres, Keyflower. Der Biet-Mechanismus und das legen von Plättchen und Verbindungen ist größtenteils erhalten geblieben, der Teufel oder eher der Engel in diesem Fall, liegt in den Regeldetails.

Da ich Keyflower nie gespielt habe, kann ich dazu nicht sonderlich viel sagen.

Wir haben zu viert gespielt. 2 von uns kannten Keyflower bereits, in Key to the City waren wir alle neu. Wir bauen in 4 Epochen einen eigenen Bezirk von London auf. Dafür bieten wir mit unseren Keyples (Meeple in 3 versch. Farben – rot, gelb und blau), auf Plättchen, welche uns erlauben Aktionen durchzuführen oder besondere Wertungen am Spielende auslösen. Die Plättchen sind Hexfelder und werden aneinander gelegt und mit Leitungen (Strom, Wasser, Telekommunikation, Abwasser, Gas und Versorgung) verbunden. So will das Startplättchen von jedem Typ (Farbe) eine Leitung um aufgewertet werden zu können.

Der Kern liegt aber wirklich im Einsatz der Keyples. Ich kann diese zum bieten oder zum aktivieren nutzen. Biete ich einen Keyple für ein Plättchen in der Auslage, stell ich es so an das Plättchen, dass der Keyple an meiner Spielerseite des Sechsecks steht. Die Farbe bestimmt nun, mit welchen Keyples weiter geboten werden kann. Eine Erhöhung muss mind. um 1 Keyple höher sein. Der aktuell unterlegene kann aber auch alle Keyple abziehen und sie an ein anderes (regelkonformes) Plättchen zum bieten legen. Dadurch entsteht eine ganz besondere Dynamik, mit der umgehen muss, die man aber auch zu schätzen lernt, da alles offen ist, außer die Anzahl und Farben der Keyples die meine Mitspieler haben.

Neben dem Bieten gibt es aber noch eine interessante Dynamik: Das Aktivieren von Aktionsplättchen. Das kann nämlich jeder, egal wo das Plättchen liegt. Dazu legt man einen Keyple darauf und nimmt sich die angegebenen Rohstoffe. Jeder andere der nun die Aktion ausführen will, muss die Farbe bedienen und auch hier einen Keyple mehr drauf legen. Ich kann aber auch Plättchen aktivieren, die niemandem gehören, dann bestimme ich damit aber auch die Farbe, mit der um das Plättchen geboten werden kann.

Noch nicht genug? Alle Keyples die auf Plättchen liegen, bekommt am Ende einer Epoche der Spieler, dem das Plättchen gehört. Nutzt man also Plättchen anderer Spieler, bezahlt man diese quasi dafür. Denn diese Keyples stehen dem Spieler in der nächsten Epoche zusätzlich zur Verfügung.

Genug der Mechanik. Key to the City London ist optisch hässlich. Das reißen auch die 3D-Objekte nicht raus, die für die Sehenswürdigkeiten stehen. Der Reiz des Spiels ist aber ein ganz eigener und man muss wirklich an dem Bieten und zocken seinen Spaß finden. Daneben hat man auch noch das tolle strategische Element der eigenen Plättchen und des Aufwertens.

Ich versuchte eine Strategie rund um die Flüsse. Ich wollte die Fluss-Plättchen der einzelnen Epochen, sowie alle Plättchen die mit Wasserleitungen zu tun hatten. Das schaffte ich auch sehr gut, bis auf 2 Plättchen und ich lag am Ende nur ein paar Punkte hinter Michael, der voll auf die Sehenswürdigkeiten ging. Das platzieren der Plättchen und der Leitungen, der richtige Zeitpunkt für das Aufwerten der Plättchen und die Entscheidung wann man aus einer Runde aussteigt, lassen niemals Langeweile aufkommen und die Downtime ist angenehm kurz. Man beobachtet sowieso non-stop was die anderen Spieler machen, da es hier wirklich wichtig ist. Die Interaktion ist also auch recht hoch.

Kommen wir zu meinem 2. Aber: Die redaktionelle Bearbeitung. Wie kann man nur so einen Mist bauen? Aus meiner Sicht heraus wurde hier extrem geschlampt. Ich versuche das Mal schriftlich aufzuzeigen. Alle Aktionsfelder sind mit einem gelblichen Ton hinterlegt. Das sagt einem: Dieses Feld kann jeder Spieler aktivieren. Das eigene Startfeld aber, das kann nur der jeweilige Spieler aktivieren. Das Startfeld des gelben Spieler sieht aber haargenau wie jedes andere Aktionsfeld aus. Das verwirrt wenn man sich die Orte der anderen Spieler anschaut. Ok – leicht behoben – gelb nicht mitspielen lassen. SPielen wir halt „nur“ zu 5. Ja, wenn es das doch gewesen wäre.

Für die Aktion: „Gib ein beliebiges Plättchen ab und nimm dir dafür 2 bliebige Plättchen“ wurde eine ebenfalls sehr seltsame Ikonographie gewählt. Beliebige Plättchen sind weiße Quadrate. Die Ikonographie sagt: „Ein weißes Quadrat = 2 weiße Quadrate“. Ein „ist-gleich“? Wirklich? Das hat nichts mit abgeben oder sonstigem zu tun. Ein Pfeil oder ein Symbol für abgeben und nehmen wären hier deutlich effektiver gewesen (z.B. wie bei Great Western Trail). Aber das war es immer noch nicht.

Man könnte davon ausgehen: Gleiche Symbole = gleiche Aktion. Von wegen! Nicht bei Key to the City: London! Da stehen unterschiedliche Symbole für den gleichen Wertungsmechanismus. Man hat also permanent die Anleitung in der Hand und schlägt nach. Natürlich gesetzt dem Fall: Die Anleitung stimmt an dieser Stelle! Bei einer Übersetzung durch Ferdinand Köther kommen mir da so meine Zweifel. Meine Erfahrung mit diesem Übersetzer sind einfach nicht die Besten…

So bleibt als erster Eindruck: Key to the City ist spielerisch gut, interessant und möchte erforscht werden. Die redaktionelle Betreuung lässt das Spiel aber im Mittelfeld landen und damit eigentlich fast schon in einer Schwemme der Bedeutungslosigkeit. Ich werde trotzdem noch weitere Partien absolvieren.

Alex

Hi ich bin Alex '91 geboren und habe Boardgamejunkies ins Leben gerufen. Seit gut 5 Jahren liebe ich Gesellschaftsspiele und alles was damit zu tun hat und fröne dieser Leidenschaft hier. Mein Ziel? Gute Spiele spielen und besprechen und die Szene beleben und unterstützen.

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