Da ist es also passiert. Colt Express von Ludonaute und Asmodee wurde Spiel des Jahres 2015. Viele verstehen den Spiel des Jahres-Preis als Auszeichnung für das beste Familienspiel. Doch ist dem wirklich so? Schauen wir doch einmal, was der Spiel des Jahres-Verein dazu schreibt:
„Die Auszeichnung [Spiel des Jahres Anm. des Autors] ist aber nur Mittel zum Zweck: Mit ihr will der Verein Impulse für die Entwicklung wertvoller, entsprechend gestalteter neuer Spiele geben. Auf diese Weise dazu sollen Akzente gesetzt und die Verbreitung von Gesellschafts- und Brettspielen gefördert werden.“
Es soll also mitnichten das beste Familienspiel ausgezeichnet werden, sondern es sollen, eben neue Impulse gesetzt und die Verbreitung des Gesellschafts- und Brettspiels gefördert werden. Nun kann man natürlich lange darüber diskutieren, wie man die Verbreitung fördert. Fakt ist, man muss Menschen ansprechen, die noch nicht spielen, das ergibt sich bereits aus der Logik des Sachverhalts. Müssen diese geheimnisvollen „Nicht-Spieler“ unbedingt Familien mit kleinen Kindern sein? Nein, ich denke nicht. Sicherlich ist es wünschenswert, wenn diese angesprochen werden, denn gerade für Kinder können Spiele sehr förderlich sein (später mehr).
Trotz dessen hat sich der Preis als Familienspiel-Preis etabliert. Er beeinflusst den Umsatz eines Spieles wie kaum ein anderer Preis und ist für viele ein Hinweis darauf, was man z.B. verschenken kann. Dass das Spiel des Jahres also in vielen Kinderzimmern landen wird, ist als sehr wahrscheinlich anzunehmen.
Warum ich das anspreche? Weil Colt Express Gewalt enthält. Gewalt in einem Spiel? Wie ist denn das gemeint? Bei Colt Express, welches übrigens eine Altersempfehlung ab 10 Jahren hat – wir sprechen also von Kindern Ende 4., Anfang 5. Klasse.
Nun ist die Debatte die, dass einige, wie zum Beispiel der Blogger Spielevater (Link zu seinem Beitrag), die Gewalt in Colt Express anprangern und meinen, dass ließe sich nicht mit dem Spiel des Jahres-Preis vereinbaren. Auch im SpieLama-Forum (Link zum Thread) gibt es eine rege Diskussion, mit Aussagen wie, dass das Spiel „gewaltverherrlichend“ sei, dass es wegen der Gewalt nicht an Schulen und andere Bildungseinrichtungen passe und Erfahrungswerte wie, dass das Spiel aufgrund der Gewalt bzw. der Thematik abgelehnt wird.
Kommen wir endlich zu dem Aspekt der Gewalt in Colt Express. In Colt Express verkörpert man einen Banditen in bestem Western-Klischee und überfällt einen Zug auf der Suche nach der großen Beute. Neben den Banditen, der Beute und einem Kommandanten ist der Zug aber leer. Die Banditen streiten und bekämpfen sich gegenseitig um die Beute. Dazu haben die Spieler mehrere Aktionen zur Verfügung. Die Aktionen, welche Gewalt beinhalten sind der Faustschlag und das Schießen. Man schießt auf einen anderen Banditen oder man schlägt einen anderen Banditen. Die Spieler bekämpfen sich also untereinander, das Spiel ist kompetitiv und somit ein Wettbewerb.
Beginnen wir damit zu Überlegen, ob diese Darstellung Gewaltverherrlichend ist. Ich möchte noch einmal daran erinnern, wir befinden uns in einem Brettspiel. Ein Spielkonstrukut mit festen Regeln, dargestellt und repräsentiert durch Spielmaterial. Das Spielmaterial besteht in diesem Fall aus Pappmarkern, einem Zug aus Pappe, Holzfiguren und Spielkarten. Wie äußert sich innerhalb des Spiels ein Faustschlag? Spieler A spielt die Karte Faustschlag und trifft Spieler B. Spieler B bewegt nun seine Figur aus dem aktuellen Zugabteil in ein angrenzendes.
Wie äußert sich ein Schuss? Spieler A schießt auf Spieler B, in dem er Spieler B eine Spielkarte gibt, welche Spieler B seinem Deck hinzufügt.
Gewaltverherrlichung?
Wie kann nun Gewaltverherrlichung definiert werden? Dazu gibt es unterschiedliche Aussagen, das Strafgesetzbuch § 131 bestraft
„eine Schrift (§ 11 Absatz 3), die grausame oder sonst unmenschliche Gewalttätigkeiten gegen Menschen oder menschenähnliche Wesen in einer Art schildert, die eine Verherrlichung oder Verharmlosung solcher Gewalttätigkeiten ausdrückt oder die das Grausame oder Unmenschliche des Vorgangs in einer die Menschenwürde verletzenden Weise darstellt […]“. (StGB §131, verfügbar unter: http://dejure.org/gesetze/StGB/131.html)
Hier werden also einige Aspekte genannt und zusammengeworfen. Verboten ist eine Verherrlichung oder Verharmlosung von grausamer oder sonst unmenschlicher Gewalt gegen Menschen oder menschenähnliche Wesen, in einer die Menschenwürde verletzenden Weise.
Ich denke es wird jeder zustimmen, wenn ich sage, dass Colt Express zwar Gewalt gegen Menschen darstellt, diese aber weder unmenschlich noch grausam ist. Denn die Folgen der Gewalt innerhalb des Spiels sind nicht einmal ein Ausscheiden des Spielers, geschweige denn lässt es sich als grausam bezeichnen. Welche Art von Gewalt grausam ist, wird natürlich immer von der betroffenen Gesellschaft durch Werte und Normen bestimmt. Während bei den Maya das Opfern sicher nicht grausam oder menschenverachtend war, ist es das bei uns. Das Schießen auf Menschen oder das Verpassen von Faustschlägen,wird in unserer Gesellschaft moralisch nicht toleriert und durch die Verletzung der Menschenwürde durchaus als grausam angesehen, so lange es zwischen realen Menschen geschieht. Doch man kommt nicht umhin, damit medial in Berührung zu kommen und dabei wird es nicht als grausam empfunden, es ist alltäglich in Film, Fernsehen und Spielen zu sehen. Die Menschenwürde verletzt jegliche Form von Gewalt dann, wenn sie gegen einen Menschen gerichtet ist. In Colt Express repräsentieren wir Banditen und in dieser Funktion wirkt die Gewalt nur zwischen den Banditen. Die Menschen am Tisch nehmen keinerlei Schaden.
Ich bin also der Meinung, dass Colt Express nicht gewaltverherrlichend ist und da möchte ich nicht einmal die ganzen Cartoons wie Bugs Bunny, Loony Toons, Roadrunner etc. in Betrachtung ziehen.
Spielkonstrukte und Rahmungsdimension
Um Gewalt im Spiel erklären zu können, muss ich etwas weiter ausholen. Dazu bemühe ich nun kein Strafgesetzbuch, sondern wissenschaftliche Erkenntnisse.
Lorenz stellte 1965 fest, dass Spiel in der Kindheit des Menschen und der Tiere immer eine Art des Erprobens, Experimentierens und Lernens für spätere adaptive Fähigkeiten sei (Hoppe Graf 2000: 25). Huizinga stellte in Homo Ludens von 1956 fest, dass Spiel ein Ausdruck von Freude, Spaß an der Tätigkeit, rekreative und kompensatorische Funktion und Ausleben überschüssiger Kräfte beinhaltet (Hoppe Graf 2000: 47). Doch was ist das Spiel überhaupt? Wenn wir von Spielen reden, sprechen wir laut Jürgen Fritz von Spielkonstrukten in unterschiedlichen Dimensionen und Ebenen. Wir haben dabei immer eine Rahmungsdimension, welche die Rahmenhandlung vorgibt und die Trennung von der Wirklichkeit anzeigt. Das Verhalten innerhalb dieser Rahmendimension wird „spielen“ genannt und ist damit Teil der „Spielwelt“ (Fritz 2004: 27). Es wird eine andere Wirklichkeit neben der echten Realität konstruiert und durch Rahmungssignale wie Gesten, Arten des Sprechens und mehr angezeigt (Fritz 2004: 28). Bei Colt Express sind diese Rahmungssignale klar. Bis zu 5 Personen sitzen mit aufgebautem Spiel zusammen an einem Tisch.
Nach der Rahmendimension folgt das klare Spielkonstrukt, die Konstruktdimension. Die deutlichste Manifestierung der Konstruktdimension ist die Form des Brettspiels (Fritz 2004: 17). Die Konstruktdimension konstruiert das Spiel durch Spielmaterial, Spielregeln, Vereinbarungen der Spieler und den Spielprozess als solches.
In der Wissenschaft versucht man unterschiedliche Spielkonstrukte anhand unterschiedlichster Kriterien zu differenzieren. Jean Piaget benutzt dafür die Kategorien der Psychomotorischen und sensumotirischen Spiele, der Symbolspiele und der Regelspiele unter welche ein Brettspiel fällt (Fritz 2004: 49).
Ein Spielkonstrukt, welches sich durch Regeln auszeichnet, schafft Sicherheit durch Erwartbarkeit. Man weiß was passiert, wenn Spieler A Aktion Y durchführt und kann damit rechnen. Des Weiteren stellen die Spielregeln einen fest vereinbarten Rahmen dar, an welche sich jeder Spieler zu halten hat (Fritz 2004: 59).
Wir sehen also, wir befinden uns bei einem Brettspiel innerhalb eines Spielkonstrukts, welches durch Regeln definiert und durch die Rahmungsdimension und deren Rahmungssignale von der Wirklichkeit abgekoppelt ist. Die Gewalt innerhalb des Spiels, geschieht folglich nicht in der Wirklichkeit.
Colt Express ist ein Spiel für Kinder ab 10 Jahren, laut Fritz legen Kinder mit ca. 10 Jahren folgende Kompetenzen an den Tag: Sie können ihre eigenen Handlungen mit Hinblick auf alle Spieler flexibel koordinieren und von 9-12 Jahren rückt das Gewinnen und Verlieren, der Wettkampfaspekt immer mehr in den Fokus (Fritz 2004: 63).
Brettspiele als Spielkonstrukt besitzen folgende Eigenschaften: (1) Sie haben festgelegte Regeln und Spielmaterialien; (2) es gibt ein manuelles Einwirken der Spieler; (3) Sie besitzen ein Spielbrett oder ähnliches als Spiellandschaft; (4) Sie besitzen ein statisches Prinzip, d.h. das Prinzip des Spiels ist festgelegt und kann nicht durch Einwirkung der Spieler verändert werden; (5) Freiheit besteht nur innerhalb des Spielrahmens, also den Spielregeln; (6) „unbewusst geistige und emotionale Distanz zwischen sich und den gesellschaftlichen Erwartungen und Zumutungen“ (Fritz 2004: 232); (7) das Schicksal – Sieg oder Niederlage – liegt in der eigenen Hand – kein reines Glücksspiel; (8) starke symbolische Ebene; (9) „Das Brettspiel verdrängt nicht die Bezüge zur realen Welt oder ersetzt sie gar, sondern es vermittelt zwischen der Außenwelt des Spielers und seinen Wünschen, Interessen und Handlungsbereitschaften. Der geringe Handlungsdruck und der mäßig schnelle Handlungsfluss schaffen Raum für kommunikative Beziehungen zwischen den Spielern und innere Distanz zum Spielprozess und zu der sich entfaltenden Spielwelt“ (Fritz 2004: 233).
Gewalt im Spiel
Wie verhält es sich also nun mit Gewalt und Aggression innerhalb des Spiels? Fritz sprach bereits von einer „emotionalen und geistigen Distanz […]“ (Fritz 2004: 232) und davon, dass das Brettspiel die Bezüge zur realen Welt nicht verdränge oder ersetze, sondern vermittele und damit könne es soziale Kompetenzen durch das Spielen erlenen. Soziale Kompetenzen? Zum Beispiel das Gewinnen und Verlieren dazu gehört und dass man dies aushalten muss – wir erinnern uns, dieser Aspekt wird bei Kindern der Altersgruppe von Colt Express immer wichtiger. Nach Krappmann (1983, S. 113) haben Regelspiele – also auch Brettspiele – drei sozialisatorische Wirkungen:
1) Der Egozentrismus des Kindes wird abgebaut, da sich das Kind auf andere einstellen muss um erfolgreich interagieren zu können
2) Es wird ein flexibler Umgang mit Erwartungen erlernt, dabei geben die Regeln Sicherheit
3) Spiel fördert Toleranz gegenüber sich selbst und anderen
Des Weiteren werden in Regelspielen unterschiedliche moralische Prinzipien erprobt und dadurch das Verständnis moralischer Prinzipien – wie z.B. das Gewalt keine Lösung ist – gefördert (Einsiedler 1999: 142). Allerdings liegt ein deutlicherer Zusammenhang zwischen Spielen und sozialen Konventionen vor (Einsiedler 1999: 144).
Laut Wegener-Spöhring gibt es einen sehr deutlichen Unterschied zwischen Aggressionen im Spiel und Aggressionen im realen Leben. Im Spiel, so lange man sich innerhalb der Rahmungsdimension befindet, tue man nur so, als sei man aggressiv. (Fritz 2004: 86).
Mit 10 Jahren befinden sich Kinder bereits im letzten Stadium der Entwicklung von Regelspielen. Dort beherrschen die Kinder die Vorschriften innerhalb von Spielen vollständig und kommen mit der sozialen Situation zurecht und haben Vergnügen am kodifizieren (Einsiedler 1999: 126).
Hier liegt der Knackpunkt. Nicht nur, dass die Gewalt und Aggression innerhalb des Spielkonstrukts von der realen Welt getrennt sind, die Kinder kommen mit der sozialen Situation innerhalb des Spiels auch zurecht. Natürlich ist das nicht pauschal auf alle 10 Jahre alten Kinder zu übertragen, hier sind immer noch Erziehungsberechtigte und Pädagogen in der Verantwortung zu entscheiden, ob das Kind diese Ebene bereits erreicht hat.
Wird das Kind nun beim Spielen begleitet und Erwachsene sprechen mit dem Kind über die im Spiel erlebte Gewalt, besteht absolut keine Gefahr, dass das Kind die Gewalt im Spiel falsch interpretieren könnte. Ich möchte nicht polemisch wirken, aber wenn man ein Spiel aufgrund dieser beiden „gewaltvollen“ Aktionen verbannt, müsste das nicht dann konsequenterweise auch bei Literatur, welche Gewalt oft viel deutlicher schildert – auch bereits Jugendromane – auch verbannt werden? Eine Schule, eine Lehrkraft, ein Betreuer, die Eltern sind zum begleiten der Kinder da. Diese Funktion sollte wahrgenommen werden.
Spiele mit Gewalt an Schulen
Viele Schulen und andere Bildungseinrichtungen schreiben sich das Fehlen und Ablehnen von Gewalt als feste Regel des Zusammenlebens zu. Dies ist auch vollkommen richtig und wichtig. Unter diesem Aspekt ist auch die Ablehnung von aggressivem Spielzeug wie Spielzeugpistolen und ähnlichem vollkommen verständlich. Doch lässt sich ein Brettspiel, thematisch im Wilden Westen, mit einer Replika einer Waffe vergleichen? Ich denke nicht. Die Replika möchte etwas simulieren und den Anschein erwecken diese wäre echt, ein Spiel versucht dies durch seine zwingende Rahmungsdimension nicht erst. Es schottet sich von der Realität ab. Im Unterricht müssen sich Schülerinnen und Schüler mit Gewalt auseinandersetzen, um diese zu verstehen und die Ablehnung von Gewalt zu verinnerlichen. Des Weiteren basteln sich Kinder seit je her Waffen um damit ihre körperliche Unterlegenheit zu Erwachsenen auszugleichen. Neben dem psychologischen Aspekt hat es auch den rein faszinierenden, spielerischen Aspekt. Wie gesagt, ich kann nachvollziehen, dass dies in einer Schule nicht erwünscht ist, auch wegen dem Verletzungspotential und der Erfahrung mit Amokläufen – heutige Spielzeugrepliken sehen täuschend echt aus.
Doch Gewalt lässt sich nicht verbannen. Wie jeder Aspekt des Lebens muss diese thematisiert und der Umgang mit ihr – also dem erleben von Gewalt – besprochen werden. Hierzu eignet sich auch ein Spiel. Matthias Nagy von den Bretterwissern hat in seinem Beitrag zum Thema (Hier zu finden) drei tolle weitere Beiträge verlinkt, welche alle aufzeigen, dass Waffen und das Spielen mit diesen vollkommen normal in der Entwicklung von Kindern ist und das es wichtig ist, mit den Kindern darüber zu reden.
Wenn eine Schule, so weit geht und ein Brettspiel mit Gewalt ausklammert, entzieht sie sich der Chance, Kinder dahingehend zu bilden. Natürlich muss eventuell mit den Eltern darüber geredet werden und begründet werden, warum man als Schule dieses Spiel angeschafft hat, aber in einer medial immer gewaltvolleren Welt ist es doch wertvoll, Kindern den Umgang damit, mit so etwas harmlosen wie einem Brettspiel, beibringen zu können.
Fazit
Es wurde festgestellt, dass Colt Express nicht als Gewaltverherrlichend bezeichnet werden kann. Des Weiteren wurde gezeigt, dass Spiele sich durch eine Rahmungsdimension und die damit verbundenen Rahmungssignale von der realen Welt distanzieren und sich innerhalb des Spielkonstrukts nach den Regeln des Spiels verhalten wird, diese Regeln aber nicht auf die Wirklichkeit wirken – dafür sorgt, wie schon genannt, die Rahmungsdimension. Innerhalb des Spiels können Kinder mit ca. 10 Jahren unterschiedliche moralische Vorstellungen erproben und soziale Kompetenzen weiter ausbauen. Man kann nicht davon sprechen, dass das Spielen schade. Die Schule sehe ich als Ort der Begleitung. An diesem Ort sollte Gewalt nur als interaktives Element untereinander verboten sein. Gewalt als Thema muss angesprochen werden um die Kinder im Umgang mit der medialen Welt zu begleiten. Ein Brettspiel wie Colt Express bietet meiner Meinung nach die Chance dazu.
P.S.: Haben wir nicht alle gerne Lucky Luke geschaut? Die armen Daltons!
Literaturverzeichnis:
Einsiedler, Wolfgang (1999):
Das Spiel der Kinder : zur Pädagogik und Psychologie des Kinderspiels // Das Spiel der Kinder. Zur Pädagogik und Psychologie des Kinderspiels. 3., aktualisierte und erw. Aufl. Bad Heilbrunn: Klinkhardt
Fritz, Jürgen (2004):
Das Spiel verstehen. Eine Einführung in Theorie und Bedeutung. Weinheim, München: Juventa-Verl. (Grundlagentexte soziale Berufe).
Hoppe-Graff, Siegfried (2000):
Spielen und Fernsehen. Über die Zusammenhänge von Spiel und Medien in der Welt des Kindes. Weinheim, München: Juventa.
Ich lese gerne Lucky Luke und hab als Kind die Bud Spencer – Terence Hill Filme geliebt, und die Turtles und G.I. Joe ect. pp. Ich hab Streetfighter 2 gespielt bis die Knöpfe meines Controllers kaputt waren. Das alles sind „Gewaltverharmlosende“ Unterhaltungsmedien. Aber daß ist nicht das was Personen desensibilsiert. Weder Pegida, noch die Brandstifter der Kirchen in den USA oder den Asylbewerberheimen in Deutschland haben zuviel Gewaltverherrlichende Brett-/Computespiele oder Comics gelesen. Auch wenn wir auf die Gewalttätigsten Zeiten der kürzeren oder auch längeren Geschichte schauen sehen wir ganz schnell das weder Nazis, Conquistadoren oder Inquisitioren zuviel „Ballerspiele“ gespielt haben. Diese ganze Theorie wurde bereits mehrfach widerlegt und ist einfach lächerlich.
Danke für diese umfassende Betrachtung. Ich habe diese Diskussion befürchtet und hätte auch nicht erwartet, dass Colt Express wirklich Spiel des Jahres wird, genau wegen dieser vermeintlichen Gewaltverherrlichung. Ich sehe es aber auch nicht so. Bei Colt Express fühle ich mich eher an Slapstick erinnert. Das Schießen wird nur mittels Patronenkarten dargestellt und man bufft die Gegner an, damit sie ihre Beute verlieren. Kinder sollten damit umgehen können.
Cooler Artikel!
Ich bin absolut gegen Glaskuppel erziehung.Gewalt steckt in der Natur des Menschen und äusserst sich jeden Tag in so vielen schlimmeren Formen und wir müssen unsere Kids darauf vorbereiten und mit ihnen reden und sie nicht davon krankhaft fernhalten, damit sie dann Hilflos sind.
(Nein, das heisst nicht wir zeigen ihnen Saw mit 4, aber in Bezug auf Coltexpress ist die Aufregung absolut lächerlich.
Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Aus eigener Erfahrung mit zwei Mädels von 6 und 10 Jahren kann ich berichten, dass sie schon viel bei uns mitspielen und immer der Spaß im Vordergrund steht. Bei „Maus & Mystik“, „12 Realms“ oder „Small World“ hat es beispielsweise noch keine von beiden gestört Kreaturen zu töten oder gegen Mitspieler zu kämpfen. Sie kamen bisher nicht mal auf die Idee dies zu hinterfragen. Ich denke, dass sie schon sehr gut unterscheiden können, was Realität und was Fantasy, sprich „Spiel“, ist.
Da fällt mir noch ein, dass sich Kinder und Erwachsene schon seit vielen Jahrzehnten bei „Mensch ärgere dich nicht“ im übertragenen Sinne auch „verprügeln“. Und „Risiko“ erwähne ich gar nicht erst (ich habe noch die ganz alte Version) *g*.
Ich habe früher in diesem Alter mit Begeisterung auch diese Spiele gespielt, Asterix gelesen und Tom & Jerry geschaut und es hat mir nicht geschadet, oder doch? ;)