Angespielt

Angespielt: Chronicles of Crime – KS Preview

Sherlock Holmes wird modern!

Chronicles of Crime ist Sherlock Holmes Criminal Cabinett weitergedacht und in die moderne transferiert. Ob das ganze mit App und VR wirklich funktioniert, finden wir jetzt heraus!

Als ich gefragt wurde, ob ich mir Chronicles of Crime einmal näher anschauen wollen würde, war ich skeptisch. Krimifälle und Deduktion liegen mir, aber auf englisch? Mit App? Meine letzten Erfahrungen mit Apps in Spielen sind nicht überwiegend positiv. Doch ich dachte mir: Probieren kann man’s ja Mal. Gesagt getan, eine Woche später lag Chronicles of Crime bei mir auf dem Tisch.

Worum geht’s?[tie_index]Spielthema[/tie_index]

Bei Chronicles of Crime geht es darum, dass wir Polizisten sind, die von ihrem Boss den Auftrag bekommen unterschiedliche Fälle zu lösen. Dazu befragen wir Zeugen, suchen Indizien und Beweise und nutzen die Spezialisten der Polizei wie Psychologe, Hacker, Forensikerin und und Gerichtsmediziner. Es gibt unterschiedliche Orte in London, die aufgesucht werden müssen und viele Personen. Durch Befragung, Deduktion und auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, kann man zur Lösung des Falles gelangen.

Wie spielt es sich?

Die erste Befürchtung die ich hatte war, dass das Spiel sehr solitär sein könnte. Einer guckt auf die App, die anderen sind quasi nur Gehilfen. Sicherlich kann das so passieren. In meiner 3er Gruppe in der wir den ersten Fall gespielt haben, hab ich das aber nicht so empfunden. Sicher, das Englisch war eine Barriere, ansonsten war es aber tolles Teamwork. Derjenige der die App bedient, liest die Texte vor. Hier macht Rollenspiel Erfahrung oder etwas schauspielerisches Talent enorm viel aus. Den Charakteren leben einhauchen, ihre Reaktionen am Tisch spürbar machen über den Text hinaus tut dem Spiel und dem Erlebnis enorm gut. Alternativ liest man einfach vor. Natürlich kann man die App auch wandern lassen, dann muss man halt auch sein Handy aus der Hand geben. Mit einem Tablet würde ich das ganze übrigens eher ungern spielen, da man QR-Codes einscannen muss. Das ist mit dem Smartphone doch wesentlich komfortabler.

Alles was man im Spiel tut, läuft über die App und das Scannen von QR-Codes. Ich möchte zum Hyde Park? QR-Code scannen! Ich spreche den Gärtner an? QR-Code scannen! Ich befrage den Gärtner zum Opfer? QR-Code des Opfers scannen, während ich mit dem Gärtner rede. Und hier wird das Spiel wirklich gut. Ich kann jedem zu allem befragen, in dem ich im Dialog mit der Person den passenden QR-Code scanne. Sicher hat nicht jede Person zu allem was zu sagen, aber die Möglichkeit ist da. Einziger Wermutstropfen: Ich muss aus der Antwort meines Gegenübers ableiten, was ich gefragt habe. Da hätte ich mir Dialogoptionen gewünscht zum Beispiel die Möglichkeit nach Alibis zu fragen (was jeder Polizist tun würde), oder ob die Person bekannt war. Wir scannen also den Gärtner und befragen ihn nach dem Opfer. Seine Antwort: „Ah mit dieser Frau hatte ich heute Morgen schon Ärger. Ihr kleines Mädchen hat meine Blumen ausgerissen. Muss sich umgebracht haben während ich beim Essen war. Wissen Sie wie lange es dauert, solche Blumen wachsen zu lassen?!“ Ok. Die Antwort gibt einiges her, aber was habe ich eigentlich gefragt? Hier noch kein Problem. An manchen Stellen überlegten wir aber wirklich, zu welcher Frage die Antwort den gepasst haben könnte. Nichts desto trotz, macht das ganze Spaß, den es haucht der Welt leben ein.

Ebenso positiv, waren Events, welche in der App aufploppten, wenn eine bestimmte Uhrzeit erreicht war oder man bestimmte Gebiete betrat. Uhrzeit? Ja, richtig gelesen. Es gibt eine Uhr in der App. Keine Echtzeit, aber jede Aktion kostet Zeit. Ort wechseln 20 Minuten, über etwas sprechen 5 Minuten. Verbraucht man zu viel Zeit, sinkt die Bewertung am Ende oder man verliert das Spiel. Die Zeit triggert aber auch bestimmte Dinge. Wenn man erfährt, dass eine Person nur Nachts irgendwo ist, sollte man den Ort vielleicht auch Mal Nachts aufsuchen und siehe da: Die Person ist da. Auch das macht die Welt in der man spielt lebendig.

Während des Spielens des ersten Falles zu dritt, betätigte ich die App. Beim Umschauen am Orten durfte jeder Mal, wir nutzten aber wie schon erwähnt die Funktion ohne VR. Man muss schon wirklich genau hinschauen, damit man jedes Detail wahrnimmt. Das fand ich wirklich positiv. Manchmal hat es uns gestört, dass die Kategorien der Beweise so weit gefasst sind, dass man nicht genau wusste, wo man den Beweis nun einsortieren soll. Ist ein Messer nun ein Küchenuntensil oder eine Nahkampfwaffe? Beides? Ich weiß nicht, wie die App auf Küchenuntensil reagiert hätte, vielleicht wäre das auch gegangen, wir haben uns aber für Nahkampfwaffe entschieden und hatten somit ein Messer gefunden. Beim Vorlesen von Texten habe ich immer versucht die Charaktere auch etwas darzustellen und ich denke das kam ganz gut an.

Die App hat durchaus ihre Anfälligkeiten. Ich hab manchmal schneller geklickt als nachgedacht, das hat uns durchaus mehrere 5 Minuten am Ende gekostet. Der Fall war nicht wirklich schwer, auch wenn wir am Ende etwas fest hingen, wir hatten alle Beweise, hatten aber nicht das Gefühl, die Lösung zu kennen. Das Spiel sagt dir nicht: Du bist fertig, ihr habt gewonnen. Man muss zur Polizeistation und zu seinem Chef und fragen beantworten. Anhand derer und der benötigten Zeit bekommt man Punkte. Wir haben zu lange gebraucht, aber alle Lösungen gehabt.

Wiederspielbar ist so ein Fall meiner Meinung nach nicht. Wenn wir verloren gehabt hätten, wäre der Großteil des Falles trotzdem so hinfällig gewesen, dass ich eine Wiederholung nicht gewollt hätte. Man muss sich also bewusst sein: Das Ding ist nur einmal spielbar.

Funktioniert die Technik?[tie_index]Technik (App)[/tie_index]

Eine große Sorge bei App gesteuerten Spielen, besonders bei Spielen die ohne App nicht spielbar sind, ist die Technik. Funktioniert diese? Wie lange wird sie funktionieren? Grundsätzlich kann man sagen: Es wird keine Serververbindung benötigt. Dadurch sollte die App viele Android-Systemzyklen auch ohne Updates überleben. Die Golem Arcana App geht ja auch noch, nur die Serververbindung eben nicht mehr. Das wichtigste ist das Scannen der QR-Codes. Und das funktioniert ausgesprochen gut. So gut hab ich es noch nie erlebt! Aus unterschiedlichen Winkeln und Distanzen erkennt die App die QR-Codes und man kann durch tippen bestätigen. Das tippen erscheint erst etwas nervig, ist aber extrem wichtig! Stell dir vor, du gehts mit dem Scanner über das Brett wo die Beweise liegen und erwischt einen falschen Beweis. Statt zu den Drogen würdest du den Dealer plötzlich zum Teddybären befragen. Was eine Blamage! Nein, jeder Scann muss per Druck bestätigt werden. Durchdacht und funktional! Wir hatten insgesamt keine Probleme mit der App, keine Abstürze und der Akku Verbrauch bei meinem 2 Jahre alten Samsung Galaxy S7 Edge hielt sich auch in Grenzen. Eine Partie überlebt ein voll aufgeladenes Smartphone auf jeden Fall.

Was meiner Meinung nach total überflüssig ist, ist der VR-Teil. Es gibt zwar eine kleine funktionierende VR-Brille dazu, aber das ist mehr Gimmick als nutzen. Es nervt eher, sich am Tisch komplett drehen zu müssen und die Auflösung von Smartphone Displays ist trotz QHD nicht gut genug um ein ordentliches VR-Erlebnis zu bieten. Das Umschauen am Tatort lässt sich auch super durch wischen oder bewegen des Smartphones umsetzen und ist in der App ja auch so möglich. Daher haben die Entwickler immerhin mitgedacht und beide Nutzungsarten integriert. Natürlich klingt das nach einem guten Verkaufsargument, wenn man sich virtuell am Tatort umsehen kann.

[tie_index]Fazit[/tie_index]

[author title=“Alex‘ Meinung“ image=“https://secure.gravatar.com/avatar/bb7598f81f17b469d3426617f5a446c0?s=180&d=mm&r=g“]Ich war ja Anfangs sehr skeptisch, aber ich muss sagen, im Großen und Ganzen hat mich Chronicles of Crime überzeugt und ich bin sehr gespannt, welcher Verlag die deutsche Version veröffentlichen wird. Das Spiel ist quasi unendlich erweiterbar, da es vom Spielmaterial her neutral angelegt ist. Es sind einfach Bilder von Personen mit QR-Code und Kategorien von gegenständen mit QR-Code. Was und wer das genau ist, sagt uns erst die App. Und das finde ich an der Stelle so genial. Dass dann noch Events und zeitabhängige Dinge ins Spiel kommen, macht die ganze Welt lebendig. Da es nur 1 Mal Spielbar ist, gehe ich auch gerne das Risiko ein, dass die App in ein paar Jahren nicht mehr funktioniert.

[/author] [box type=“warning“ align=“aligncenter“ class=““ width=““]]Dieser Text basiert auf einem gratis zur Verfügung gestellten Prototypen von Lucky Duck Games[/box]

 

Via
Chronicles of Crime KSBoardGameGeek

Alex

Hi ich bin Alex '91 geboren und habe Boardgamejunkies ins Leben gerufen. Seit gut 5 Jahren liebe ich Gesellschaftsspiele und alles was damit zu tun hat und fröne dieser Leidenschaft hier. Mein Ziel? Gute Spiele spielen und besprechen und die Szene beleben und unterstützen.

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2 Kommentare

  1. Mittlerweile weiß man, welcher Verlag Chronicles of Crime auf Deutsch herausbringen wird: Corax Games. Wie gewohnt, läuft daher dazu noch ein Projekt in der Spieleschmiede, das morgen, am letzten Tag des KS startet.
    LG
    Sven

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