Wikinger sind die neuen Zombies, glaube das war 2016 der allgemeine Tenor. Spiele von Acadamy Games laufen aber keinem Trend hinterher, sondern bieten Spiele aus interessanten Epochen der Geschichte, häufig auch nicht wirklich populäre Epochen. Der Hintergrund von 878 Vikings ist jedoch recht bekannt, zule
tzt thematisierte die Serie Vikings und die Netflix Produktion Last Kingdom diesen historischen Einfall der Wikinger in England. Genau darum geht es in diesem asymmetrischen „Wargame“. Einer spielt die Wikinger und fällt jede neue Runde mit einem Anführer und Heerscharen von Wikingern in England ein. Das war mein Part in der ersten Partie. Zunächst sieht es so aus, als wenn ich mit dieser Übermacht leichtes Spiel habe. Die ersten Schlachten gewinne ich mühelos, aber desto weiter ich voranschreite, desto kleiner wird meine Armee. Die eroberten Städte brauchen Einheiten, damit sie unter meiner Kontrolle bleiben. Das ist enorm wichtig, kürzen sie doch den Nachschub der Engländer und bringen mich dem Sieg, Kontrolle einer bestimmten Anzahl von Städten, näher.
Nach drei Runden stehe ich jetzt da mit fast nichts. Ich wollte zu viel und meine Armee ist ausgeblutet. Die territorialen Gewinne wurden schnurstracks zurückerobert. Aufgerieben habe ich mich, auch an dieser nervigen Miliz, die bei jedem meiner Angriffe auf eine Stadt sich neu formiert und die Einheiten der Engländer unterstützt. Nächste Runde abwarten, hoffe ich ich bin zuerst dran. Die Zugreihenfolge wird aus einem Beutel gezogen. Insgesamt gibt es vier Fraktionen, zwei auf jeder Seite, die zufällig nacheinander dran. Bei zwei Spieler übernimmt jeder zwei Fraktionen was perfekt funktioniert. Ok, ich komme tatsächlich als Erstes dran. Ivar the Boneless muss es richten. Mit dabei 14 Nordmänner und 6 wütende Berserker. Der Angriff über die Nordseeküste kommt erstmal ins Stocken. Mein Gegner hat mich in einen Hinterhalt gelockt und darf zuerst die Würfel schwingen was das Zeug hält, ohne Gegenwehr. Solche „Events“ kommen durch Karten in das Spiel. Auch die Bewegung der Armeen wird durch Karten gesteuert. Trotzdem, Ivar enttäuscht nicht. Endlich kann ich Boden gewinnen und auch festigen. So geht es hin her, bis ich dann zum Ende hin merke, dass mein Gegner die Küste an der Irish Sea vollkommen vernachlässigt hat und mir mehrere Städte quasi feilbietet? Er sollte doch wissen, dass seit einer Runde die Restriktion, nur über die Nordsee anzugreifen, aufgehoben ist? Also platziere ich meine Nordmänner an der Küste der Irish Sea und will grade…“Ich spiele die Saxon Navy“. Er hatte irgendwo Alfred the Great mit seiner Saxon Army ausgegraben und wollte mir jetzt meine Pläne versauen. Diese blockieren nämlich sechs ausgewählte Küstengebiete, natürlich jetzt dann die Irish Sea. Es mag die fortgeschrittene Stunde gewesen sein, oder die Tatsache, dass wir beide das erste Mal gespielt hatten, aber da unten zwischen Wales und England, in der sogenannten Severn Sea, gibt es immer noch ein Einfallstor. „Schei…“ war sein Wort und kurze Zeit später hatte ich gewonnen.
Es hat Spaß gemacht, dieses „Light Wargame“. Es ist simpel, der Glücksfaktor aufgrund der Würfel und der Zugreihenfolge nicht zu unterschätzen. Trotzdem hatte ich sehr viel Freude, zumal das Würfeln im Kampf nicht nur simpel aus Töten besteht wie bei Risiko, sondern auch Elemente wie fliehende Einheiten und die Möglichkeit zum Rückzug beinhaltet. Dazu Karten gesteuerte Bewegung und „Events“ die Spannung aufkommen lassen und einen gepflegten Ärger Faktor ins Spiel bringen. Nächste Mal spiele ich die Engländer und mache es besser…
878 Vikings ist aktuell auf Englisch erhältlich. Eine deutsche Version wurde erfolgreich in der Spieleschmiede finanziert und sollte im Laufe des Jahres fertig sein. Erfahrungsgemäß können dann später auch „Nicht-Unterstützer“ das Spiel auf Deutsch erwerben.Jetzt mache ich mich auf die Suche nach der Erweiterung, damit soll das Spiel an Komplexität gewinnen. Genau was ich brauche, um länger mit diesem Spiel Freude zu haben.