Udo Bartsch, Martin Klein und Harald Schrapers haben eine Initiative ins Leben gerufen, die wir Boardgamejunkies nur aus vollstem Herzen unterstützen können. „Spielend für Toleranz, gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ heisst diese Initiative. Sie tut das, was der Name sagt. Wir positionieren uns. Wir schweigen nicht länger, nur weil das Thema dieser Webseite „Gesellschaftsspiele“ ist. Denn was zeichnet Gesellschaftsspiele im Großen und Ganzen aus? Das Gesellschaftliche. Das Beisamen sein. Das MITEINANDER spielen. Da ist kein Platz für Ausgrenzung. Kein Platz für Hass. Es ist Zeit, dass die „schweigende Mehrheit“ aufhört zu schweigen!
Ich habe vor ein paar Jahren Mal einen Blogbeitrag auf einem persönlichen Blog geschrieben in dem ich den Rechtsruck in nationalen Parlamenten europäischer Staaten analysiert habe. Ich muss dazu sagen, ich bin Politikwissenschaftler und Philosoph, sowas war also eine Zeit lang der tägliche Inhalt meines Lebens (Studium).
Fazit des Beitrag war: Die europäischen Parlamente sind erheblich nach rechts gerückt.
Es wird finster in Europa und nicht nur in Europa, in der gesamten westlichen Welt sind momentan Tendenzen erkennbar, die mir Sorgen bereiten. Große Sorgen. Da skandiert eine eigentliche Minderheit „Wir sind das Volk!“ und wollen die Deutungshoheit über aktuelle politische Themen, besonders bei dem Thema Migration erlangen. In Amerika wird Donald Trump Präsident, in Brasilien steht ein Kandidat, welcher die Militärdiktatur verherrlicht und Polizisten zum töten auffordert kurz vor der Präsidentschaft. Polen, Ungarn, Dänemark, Schweden, Niederlande alles Staaten die deutlich nach „rechts“ gerückt sind. In Frankreich wurde nur durch ein breites Bündnis eine Le Pen als Präsidentin verhindert. Es sieht düster aus.
Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit greift um sich. Menschen wählen Parteien, die ihnen eigentlich mehr Schaden als nutzen – aber sie kümmern sich ja um die Flüchtlinge. Populismus ist das Wort dieser Zeit. Der Aufstieg der Populisten. Einfache Lösungen in einer immer komplizierter werdenden Welt.
Doch wir müssen miteinander reden. Dabei spreche ich nicht von Toleranz gegenüber den Intoleranten. Das ist und bleibt falsch. Einem Faschisten, Rassisten, Sexisten, homophoben oder einfach einem Arschloch gegenüber bin ich nicht tolerant. Er ist selbst nicht tolerant und verdient somit keine Toleranz meiner Seite, schon gar nicht, wenn es dabei gegen Minderheiten geht.
Worüber wir reden müssen sind Lösungen. Und die sind nicht einfach. Es gibt keine einfachen Lösungen in einer komplizierten Welt. Wir müssen darüber sprechen, wie wir Flüchtlingen bestmöglich helfen können. Wie wir mit Ihnen umgehen, in unserem Land. Wie wir das Recht auf Asyl nicht nur umsetzen, sondern auch so ausgestalten, dass die Flüchtlinge eine Perspektive haben.
Wir müssen wieder über Fakten sprechen. Es gibt keine „alternativen Fakten“. Das ist ein ganz schreckliches Framing (= in einen Kontext setzen), welches durch Menschen wie Donald Trump durchgedrückt wurde und von vielen Medien und Politikern übernommen wurde. Es gibt Fakten, Meinungen und Lügen. Wir höhlen mit solchen Worten nicht nur den politischen Diskurs, sondern auch unser Denken aus und überlassen den Populisten das Feld. Und die wissen das genau zu nutzen. Was passiert denn, wenn man Begriffe wie „Asylflut“, „ein Sturm Asylanten“, die „Asylkatastrophe“ und ähnliches verwendet? Die Thematik wird geframed als Naturgewalt. Als etwas, das nicht mehr aufzuhalten, nicht zu kontrollieren ist. Etwas, das Angst macht. Wir alle müssen uns darüber bewusst sein, wie wir sprechen.
Das alles schlägt sich am Spieltisch nieder. Spielen geht nicht ohne miteinander zu sprechen. Es bringt Menschen zusammen, lässt sie sich austauschen. Im schlimmsten Fall, geht’s nur um’s Spielen, im besten Fall, werden Freundschaften daraus. Ich habe schon viele Menschen dank dem Hobby kennengelernt. Die meisten waren immer offen und zugänglich. Alle sind wir gerade wieder scharf auf die heiligen Hallen der Spielemesse. Die Internationalität die dort zelebriert wird, zeigt sehr schön, dass die Nationalität eines Menschen keinerlei bewandnis hat und auch in Zukunft keine haben darf. Wir sind Menschen. Wir gehören zusammen und wir spielen miteinander. Selbst wenn wir uns im Spiel den heftigsten Wettstreit leisten, geht es außerhalb des Spiels darum, eine schöne Zeit miteinander zu haben.
Daher am Ende noch ein Aufruf: In Hessen und Bayern sind im Oktober Landtagswahlen. Wählt die demokratischen Parteien. Wählt nicht die Populisten, die einfache Lösungen versprechen. Fallt nicht auf Gauland, Weidel, Höcke und Co. rein. Einen ähnlichen Fehler hat die deutsche Bevölkerung schon Mal begangen. Es endete im größten Verbrechen der Geschichte und industriellem Massenmord.