Ihr habt es satt immer nur aufzubauen? Keine Lust mehr auf hübsche Städte, Siedlungen und Zivilisationen? Dann ist Abriss vielleicht genau das richtige Spiel für euch! Endlich geht es mal nicht darum etwas aufzubauen – jetzt wir abgerissen! Mit den schrägen Typen, welche als Abreißer arbeiten wird eine ganze Stadt dem Erdboden gleich gemacht um den meisten Schotter zu verdienen.
Das Spiel das hier vorliegt ist eine Preview-Version bzw. ein Prototyp, es kann sich bis zum Erscheinen des Spiels also noch viel ändern.
Spielmaterial
25 Gebäudekarten, Schräge Typen-Karten, Geldscheine (Schotter).
Spielablauf:
Zu Beginn des Spiels werden die Gebäudeplättchen und die Schräge Typen-Karten gemischt. Die Gebäudeplättchen werden dann in einem 5×5 Raster ausgelegt. Nun wird geschaut, welche Zahl unten rechts bei jedem Gebäudeplättchen steht. Diese Zahl steht für die Anzahl an Seiten, welche frei sein müssen, damit das Gebäude abgerissen werden darf. Von 0 bis 4 ist hier alles dabei. Jedes Gebäude, das die Bedingung zum Abriss erfüllt, bekommt einen Abrissstempel, um den legalen Abriss zu signalisieren.
Abgerissen werden die Gebäude mittels Arbeiter – den schrägen Typen. Diese müssen von den Spielern angeheuert werden. Dazu wird pro Spielerzahl eine Schräge Typen-Karte aufgedeckt. Nun werden, mit dem Startspieler beginnend, den Arbeitern Angebote gemacht. Dabei hat jeder Spieler die Wahl zwischen 3 Arten von Angeboten, welche unterschiedlich teuer sind. Dabei ist zu beachten, dass man immer einem höheren Angebot überboten werden kann. Die Arten der Angebote sind:
- Schwarzarbeit (Einen Spielerstein auf die Karte legen, bei Erfolg Karte kostenlos erhalten.)
- Mindestlohn (Zwei Spielersteine auf der Karte platzieren, bei Erfolg 100 Schotter bezahlen.)
- Tarif (Karte sofort nehmen und 200 Schotter bezahlen.)
Es wird so lange auf die Karten geboten, bis von jeder Spieler eine Karte erhält. Man kann also nicht leer ausgehen, da jeder nur auf eine Karte setzen darf.
Die Schräge-Typen Karten besitzen Symbole. Diese Symbole zeigen, welche Werkzeuge diese beherrschen um Gebäude abzureißen. Jedes Gebäude hat seine eigene Konfiguration an benötigten Werkzeugen um dieses abzureißen. Neben den Abrisswerkzeugen kann ein Arbeiter auch noch Müll entsorgen – normaler und/oder Sondermüll. Dieser fällt beim Abreißen ebenfalls an und muss durch die Arbeiter entsorgt werden oder mit der Bezahlung durch Schotter illegal entsorgt werden.
In der Abriß-Phase werden dann Gebäude abgerissen. Grundsätzlich nur die Gebäude, für die eine Genehmigung vorliegt. Außer jemand hat einen Bürokraten, welcher erlaubt, ohne Genehmigung abzureißen oder ein Gebäude zusätzlich abzureißen. Man kann sich auch entscheiden 1000 Schotter zu bezahlen, um die Genehmigung zu umgehen.
Sobald man an der Reihe ist, sagt man an ob man abreißen will oder nicht. Reißt man ab, legt man schaut man welche Symbole das Gebäude benötigt, legt genug Arbeiter mit den entsprechenden Symbolen ab, nimmt sich die Abriß-Prämie für das Gebäude und legt das Gebäude verdeckt zu sich, ab jetzt ist es Siegpunkte wert.
Möchte man nicht Abreißen prüft man das Handkartenlimit. Bei mehr als 6 Handkarten muss man abreissen oder 100 Schotter an die Bank zahlen und eine Karte abwerfen. Wenn man das bezahlen umgehen will, muss man beweisen, dass man nicht abreißen kann und seine Karten offen legen. Eine Abwerfen muss man dann trotzdem. Die Abriß-Phase endet, wenn alle Spieler an der Reihe waren.
Die Endphase des Spiels tritt ein, wenn nur noch fünf Gebäude übrig sind. Ab jetzt dürfen alle Gebäude abgerissen werden – Macht die Stadt dem Erdboden gleich!
Das Spiel endet am Schluss einer Runde, wenn nur noch 2 oder weniger Gebäude übrig sind. Um den Sieger zu ermitteln werden die Siegpunkte der abgerissenen Gebäude addiert.
Die Module:
Modul 1: Abriss-Untergrund
Zu den normalen 25 Gebäudeplättchen kommen 25 Untergrundplättchen. Diese zeigen, was unter den Gebäuden schlummert. Von der Gasleitung bis zur Weltkriegsbombe ist hier alles dabei. Es werden nun beim Spielaufbau zuerst die Untergrundplättchen und dann darauf die Gebäudeplättchen gelegt. Die Untergrundplättchen fungieren wie ganz normale Gebäude unter den anderen und können ebenfalls abgerissen werden, wenn die Bedingungen erfüllt sind. Neben den neuen Untergrundgebäuden gibt es sechs neue Arbeiter mit einem neuen Werkzeug, dem Schraubenschlüssel. Dieses wird für manche Gebäude benötigt.
Des Weiteren gibt es Untergrundgebäude mit speziellen Effekten wie eben die Fliegerbombe, welche senkrecht und waagrecht alle angrenzenden Gebäude so lange blockiert, bis die Fliegerbombe abgerissen wurde.
Das zweite besondere Untergrundgebäude ist der Abgrund. Dieser muss zugeschüttet (abgerissen) werden oder er vergrößert sich jede Runde und verschlingt das angrenzende Gebäude mit dem geringsten Müll.
Modul 2: Abriss-Flughafen:
Der Flughafen, eindeutig angelehnt an den BER. Der Flughafen ist nutzlos und verursacht nur Kosten. Er besteht aus 2 Plättchen und befindet sich abgetrennt neben der eigentlichen Stadt. Es gibt ein Baufortschrittsplättchen welches bei 2010 beginnt und bei jedem Startspielerwechsel bis 2025 vporrückt. Wurde das Feld 2025 erreicht, muss ab jetzt, jeder Spieler der ein Gebäude abreißen will, eine weitere Karte mit Werkzeug oder Müll auf den Flughafen legen. Alternativ kann er 200 Schotter bezahlen.
Der Flughafen selbst hat auch Abriss-Symbole. Liegen, durch die vorher genannte Regel, alle benötigten Materialien auf dem Flughafen, wird er abgerissen und vom Spiel genommen. Niemand hat etwas davon.
Modul 3: Abriss-Hochbau
Es gibt 4 Hochbauten, welche auf 4 zufällig ausgeloste Gebäude gelegt werden. Ansonsten bleiben alle Regeln gleich.
Modul 4: Abriss-AufträgeA
Es gibt nun 12 verschiedene Aufträge, von denen jeder 2 zieht und sich für einen entscheidet. Wer diesen erfüllt bekommt Bonus-Siegpunkte.
Meine Meinung
Abriss wirkt auf mich in erster Linie sehr interessant. Es ist Mal etwas neues, etwas zu zerstören, als nur etwas aufzubauen, wie man es aus vielen andere Spielen gewohnt ist. Derber Humor ist bei Abriss vorprogrammiert. „Schafft Freiräume mit schrägen Typen“ steht auf dem (noch nicht finalen) Cover. Dieser Schwarze Humor liegt nicht jedem. Meinen Freundes- und Bekanntenkreis hat es gespalten und auch mich lässt es gespalten zurück. Lachen kann ich nicht darüber, aber das muss ich auch nicht, denn es macht das Spiel nicht besser oder schlechter. Von was ich eigentlich rede? Na von den Illustrationen, aber ganz besonders von den Namen, der einzelnen Arbeiter in Verbindung mit den Illustrationen. Der kleine Asiate der „Hao Wech“ heisst oder der (augenscheinlich) afrikanische Arbeiter mit dem Namen Jimbo – welches mich unweigerlich an die Beleidigung „Bimbo“ erinnert – eine nicht ganz so bekannte rassistische Beleidigung nach Mundart für schwarzafrikanische Menschen.
Hinweis: In der aktuellen Version heisst Jimbo nun Kalle – meiner Meinung nach eigentlich besser.
Es geht hier aber ganz nach dem Prinzip, jeder kriegt sein Fett weg. Das machen Comedians auch so (Serdar Somuncu als Beispiel) und ist vollkommen in Ordnung. Ich habe wirklich feine Antennen für Diskriminierung und Rassismen, aber hier sind nur Klischees und das Spielen mit diesen zu finden. Trotzdem stört mich so etwas wie „Jimbo“ als Namen für einen Afrikaner, da klar ist, dass hier mit dem Vorurteil gespielt wird. Auf der anderen Seite, führt es wunderschön vor Augen, was man so für Vorurteile im eigenen Kopf sitzen hat. Lerneffekt durch Provokation also.
So, kommen wir zum eigentlichen Spiel. Der Spielablauf ist sehr gradlinig. Das ist einerseits positiv, denn es kann quasi nichts schief gehen, Regelfragen oder unlösbare Probleme bleiben aus, andererseits kann dies phasenweise für Langweile sorgen. Wir hatten mehrmals den Fall, das einfach keine Arbeiter mit den benötigten Symbolen kamen. Allerdings bedeutet das nicht, dass eine Runde komplett langweilig ist. Denn der Versteigerungs-Mechanismus der Arbeiter ist auf das wesentliche reduziert und damit durchaus interessant.
Die Version die ich habe ist noch ein Prototyp, gleicht aber der Version von 2009 und laut dem Autor sollen die Gebäudekarten nicht mehr wirklich verändert werden. Wie auf den Bildern zu sehen ist, sind die Gebäudeplättchen recht steril gehalten, das sorgt natürlich für Übersichtlichkeit und die stark unterschiedlichen Farben der Symbole unterstützen dies. Trotzdem finde ich, sucht man manchmal ganz schön lange. Wie hätte man das also besser machen können? Ein ähnliches Prinzip, nur mit Aufbau, statt Abriss hat das Spiel „Die Baumeister: Mittelalter“. Dort sind die Ressourcen an der Seite der Arbeiterkarte vermerkt und lassen sich an die Gebäude legen, deren benötigte Ressourcen auch an der Seite zu finden sind. Die restlichen Symbole wie Müll, Schotter und Siegpunkte / Abrissbedingung hätte man ja lassen können, aber ich denke, dies wäre so wie bei Die Baumeister: Mittelalter übersichtlicher gewesen. Des Weiteren würde ich mir Illustrationen der Gebäude wünschen. Denn auf mich übt das Spiel, rein optisch, keinerlei Spielreiz aus und ich muss nun Mal sagen, ich bin ein Mensch, der vom optischen angezogen wird.
Doch weiter zum Spielverlauf. Dieser kann sich, besonders gegen Ende, recht interessant und spannend gestalten. Das aufs wesentliche reduzierte Gameplay kommt dem sehr zu Gute. Abriss ist kein kompliziertes Spiel, auch wenn man in manchen Situationen gut grübeln kann. Es ist von der Komplexität her im Familienspiel-Sektor anzusiedeln und dürfte wegen dem schwarzen Humor einige Ansprechen oder eher Abschrecken
Was halte ich nun aber von den Modulen? Das Flughafen-Modul finde ich vom spielerischen her schrecklich, denn es ist rein destruktiv. Das Hochbau-Modul hingegen ändert so wenig, es macht das Spiel nur geringfügig länger und kann damit immer hinzu genommen werden. Interessant ist das Untergrund-Modul mit seinen Auswirkungen aufs Spielfeld. Dieses macht Abriss wirklich noch Mal zu einem besseren Spiel.
Für wen ist Abriss nun etwas? Für alle mit schwarzem Humor, die endlich mal etwas zerstören statt aufbauen wollen. Für alle denen Übersichtlichkeit wichtiger ist, als hübsche Illustrationen (und damit will ich die Illustration der Arbeiter nicht werten) und für alle, die ein Berliner Autorenteam unterstützen wollen. Abriss wird polarisieren, ich drücke dem Berliner Team von Spiellabor die Daumen, dass es genug Leute positiv polarisiert und dieses Spiel (erneut) Wirklichkeit wird. Spiele wie „Minderheiten-Quartett“ zeigen, dass schwarzer Humor auch in Spielen funktionieren und großen Anklang finden kann.
Geplant ist es Abriss nun im Juli per Crowdfunding zu finanzieren um eine größere Auflage herstellen zu können.
Update:
Die Crowdfunding Kampagne auf Kickstarter läuft seit dem 03.07.2015 und ist hier zu finden: ABRISS Kickstarter
Weitere Links:
Interview mit Michael Benkendorf (Spiellabor)
Abriss 2. Edition auf BGG
Spiellabor
ABRISS Kickstarter
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